Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0069
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
63

in den Städten von Äpu (Panopolis) und Qobt (Coptus), leitet, in aufsteigender Keihe seiner
Titel und Würden, den eigenen Namen durch folgenden Text ein:

„Der Prophet des Gottes Hor-i und Grammateus des Tempels des Gottes, zum andern Male
„Prophet, der Prophet des Horpiyrut (Harpocrates) der Stadt Sashotep (Hypsele), dritter Pro-
„phet des Gottes Anlnir des Herrn von Sä, der Grammateus des Gouverneurs der Tempelstadt
„von &eni (Thinis), der Prophet der Göttin Huihor der Stadt Piiai ("Pidjodj der Kopten), der
„Vorsteher der Priester der Göttin Soyet des Tempels von Tentyra, der Grammateus und Pro-
phet der Hathor der Stadt Sent, der dritte Prophet des Gottes Hor-uer (Aroeris der Griechen),
„des Herrn der Stadt Qos (Apollinopolis parva), der Basilikogrammateus des Rechnungswesens

„der südlichen Oase von Mb (]Üjj|^j(pO J.-----Q]^ J ^ Hl J^)' der Gia™"

„teus der Verwaltung (pa sekunnu) und Basilikogrammateus des Nomos von Setaf (Hj-psele?)
„des Südens, der königliche Commaudant der oberiigyptischen Landschaft."

Ein Blick auf die Karte des alten Aegyptens wird bezeugen können, dass die in dieser
Inschrift der Reihe nach aufgezählten Städte und Ortschaften, in welchen Amenhor zeitweise
priesterliche Aemter bekleidete, auf einem streng begrenzten Gebiete im Osten der grossen
Oase gelegen waren. Dieser Umstand wird zur Genüge als Erklärung dienen können, wenn
Amenhor „als Basilikogrammateus des Rechnungswesens der südlichen Oase von Hib" (oder: „der
südlichen Oase und der Stadt Hib") in unmittelbarer Nähe seiner früheren Amtsbezirke verblieb.

Die „südliche Oase", wie sie in unserem Texte genannt wird, mit dem Hauptorte Hib,
die heutige Oase von El-Khargeh, setzt eine nördliche Oase voraus. In der That erscheinen
beide nebeneinander aufgeführt in dem Kap. 142, 8—9 des Todtenbuches der alten Aegypter.

Die südliche führt daselbst die Bezeichnung ^K v3 ^ ] uit vis „die Oase des Südens", die

nördliche erscheint als % Ö ^ uit mehel „die Oase des Nordens.

Ueber die Lage der erstgenannten sind wir bereits hinlänglich nach dem Gesagten unter-
richtet. Für die nördliche bleibt eine nähere Prüfung vorbehalten. Die Alten, unter den Klassikern,
haben über die Oasen nur sehr allgemeine Nachrichten hinterlassen. In einem der ägyptischen
Zeitschrift unter dem Titel: „Trinuthis und die ägyptischen Oasen" einverleibten Aufsatze
(Jahrg. 1S74 S. SO fll.) hat Lepsius zusammengestellt, was das griechisch-römische Alterthum
überliefert hat. Danach führte die Doppel-Oase im Süden die Bezeichnung der „grossen Oase",
die nördliche, in der Breite von Behnasa (Pemdje, Oxyrynchus) gelegene den Namen der „kleinen
Oase". Letztere ist dieselbe, welche heutigen Tages den Namen der Oase von Behnasa oder
der nördlichen (el bakrieh im arabischen) führt. Es geht hieraus hervor, dass die altägyptischen
Bezeichnungen der südlichen und der nördlichen Oase dem klassischen Alterthum nicht bekannt
waren, wenigstens von keinem Autoren citirt worden sind. Dagegen erscheint in der arabischen
Benennung El-uah-el-bahrieh „die nördliche Oase" der altägyptische Name von Neuem wieder,
so dass wir allen Grund haben, wie es ja auch der geographischen Lage beider Oasen zu einander
ganz angemessen erscheint, in der altägyptischen „nördlichen Oase" die nördliche Oase der Araber
oder die Oase von Behnasa wiederzuerkennen. In der That enthält dieselbe noch gegenwärtig
manche Trümmerreste der vergangenen Zeiten (Kastelle, Triumphbogen, unterirdische Wasser-
leitungen). Prof. Ascherson entdeckte sogar in der Nähe der El Idjun genannten Kulturinsel
der kleinen Oase eine Stele historischen Inhaltes, deren Inschrift den Namen Königs Thut-
mes' IL mit aller Deutlichheit erkennen liess (s. ägyptische Zeitschrift 1870 S. 120). Sie musste
danach den alten Ägyptern bereits um das Jahr 1600 vor Chr. bekannt gewesen sein.
 
Annotationen