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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0068
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"Weder in der koptischen Sprache, noch in den ägyptischen Überlieferungen der Klassiker
hat sich der altägyptische Name uit für die Oase erhalten. Die griechisch-römischen Schrift-
steller bezeichnen sie durch das wohlbekannte Wort Oasis, die Kop'ten dagegen nennen sie uah
oder nahe, woraus sicherlich der moderne arabische Name derselben -,\*, udh, herzuleiten sein
dürfte. So belegen die koptischen Handschriften die nördliche oder die sogenannte kleine Oase
mit der Benennung uahe Pemdje „die Oase von Pemdje" (die mittelägyptische Stadt Oxyrynchus
der Alten), während sie die südliche oder die grosse (Doppel-) Oase unter der Bezeichnung
uahe Psoi „die Oase von Psoi „(die oberägyptische Stadt Ptolema'is) aufführen. Die koptischen
Lexikographen leiten das Wort uahe von dem koptischen Stammworte uoh, uah „mansio,
requies" ab. Viel näher liegt es indess an eine Ableitung von der hieroglyphischen Gruppe

öl lök ® M ® > 'kl ® w uax zu (^en'ien' wel°ne Sanz allgemein einen bepflanzten, bebauten
Ort, eine Anpflanzung bedeutet. Im Todtenbuche Kap. 110, a, 1 ist die Rede von derartigen
Anpflanzungen und im alten Reiche gab es eine Oertlichkeit, welche den Namen der ua-/, %ufu
„Cheops' Anpflanzung" (s. Denkmäler II, 23) führte. Was meiner Zusammenstellung des
koptisch-arabischen uah-uah mit dem altägyptischen ua% eine kaum zurückzuweisende Wahr-
scheinlichkeit verleiht, ist der bemerkenswerthe Umstand, dass in dem Pariser Exemplar eines
demotisch abgefassten Todtenbuches (Kap. 125, 20) an Stelle der Oasengruppen Kenem oder
Kenemcm, zur Bezeichnung der heutigen Oase von Khargeh (s. weiter unten), der allgemeinen
Benennimg ua% ,;Oasis", wahrscheinlich aus Ignoranz des ägyptischen Uebersetzers, der Vorzug
gegeben worden ist.

Indem ich mich nunmehr der auf den Denkmälern allein feststehenden Bezeichnung <^-5 ^

uit für die Oase zuwende und ihre Spuren, soweit es die Inschriften gestatten, zu verfolgen
suche, muss ich an erster Stelle einer Inschrift gedenken, welche das Vorkommen der er-
wähnten Gruppe bis in die Zeiten der eilften Dynastie hinaufführt. Auf der sogenannten
Anentef-Stele im Louvre zu Paris (C, 26), welche der genannten Epoche angehört, tritt uns
der ehemalige Inhaber derselben unter dem Doppeltitel entgegen:

hä en item übot hir-tep uit

„Vorsteher der (Städte) Thinis und Abydus und Hauptmann der Oase."

Welcher Oase? ist nicht gesagt. Da sich der alte Aegypter indess als Vorsteher der beiden
oberägyptischen Städte Thinis und Abydus dem Leser anmeldet, beide Oertlichkeiten sich im
Osten der grossen oder der südlichen Oase — der Oase von Psoi- Ptolema'is (welche Stadt in
dichter Nähe der vorgenannten gelegen war) — befanden, so dürfte auch nicht der mindeste
Zweifel darüber obwalten, dass unter der „Oase" lediglich die südliche Oase zu verstehen ist,
dieselbe als deren Hauptort wir in den vorhergehenden Capiteln die IHb genannte Stadt kennen
gelernt haben. Dass wir uns in dieser Voraussetzung in keiner Weise geirrt haben, bestätigt
auf das bündigste eine zweite, wenn auch um vieles jüngere Inschrift, welche etwa den Zeiten
der neunzehnten oder zwanzigsten Dynastie angehört. Auf einem Denkstein, welcher gegen-
wärtig im Louvre (C. 112) aufbewahrt wird, wird eines vornehmen Beamten der oberägyptischen
Landschaft gedacht, welcher gegen den Schluss seines Lebens die hohe Würde eines

/www^l-fl^ suten soy,em en kemä „königlichen Commandanten der oberägyptischen

Landschaft" bekleidete. Der Betreffende, mit Namen Amon-hor, der Sohn eines Tempelbeamtcn

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