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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0007
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Veranlassung und Vorbereitungen zur Heise nach der grossen Oase

von El-Khargeh.

Eine Reise nach den im Westen von Aegypten gelegenen Oasen der libyschen Wüste
pflegt nicht zu den alltäglichen Gewohnheiten der zahlreichen Besucher des Wunderlandes der
Pharaonen zu gehören. Abgesehen von dem notwendigen Aufwand an Zeit und an Kosten, wie
sie einem gewöhnlichen Sterblichen nicht leicht zu Gebote stehen, fehlt es während eines Aus-
fluges nach dem Westen vor allem an der nöthigen Bequemlichkeit, die selbst eine sorgfältige
Ausrüstung zu schaffen nicht im Stande sein dürfte. Aus diesem Grunde ist es erklärlich,
wenn bisher nur Fachmänner oder besonders wissbegierige Reisende europäischer Herkunft es
über sich gewonnen haben, vom Nile aus die westliche Seitenrichtung einzuschlagen, um die
schwimmende Wohnung der „goldenen" Dahabieh mit dem wenig angenehmen vierbeinigen
Schiffe der Wüste auf einige Wochen zu vertauschen. Aber keine Regel ohne Ausnahme.
Denn zum Glück fehlt es auch nicht an solchen Reisenden, auf welche gerade das Schwierige,
Unbekannte und Fernliegende einen ganz besonderen Reiz ausübt. Und gerade dieser Neigung
verdanke ich die Erfüllung meines oft gehegten Wunsches, die grosse Oase, gewöhnlich mit
ihrer modern-arabischen Bezeichnung El-Khargeh d. h. „die äussere" genannt, besucht und
soweit es die beschränkte Zeit gestattete, ihre vorhandenen Ueberreste aus dem Alterthume
mit den Augen eines hieroglyphenkuudigen Forschers eingehend geprüft zu haben. Das Er-
gebniss meiner Erfahrungen und Untersuchungen an Ort und Stelle enthalten die nachstehen-
den Blätter.

Im Anfang des Monats Januar 1S75 ward mir von dem Khediven Aegyptens, Ismael
Pascha, der ehrenvolle Auftrag zu Theil, einem jungen liebenswürdigen deutschen Fürsten,
S. K. H. dem Erbgrossh erzog August von Oldenburg, auf seiner bevorstehenden Reise nach
Oberägypten und Nubien als Führer und Begleiter meine Dienste zu widmen. Auf einer
Dahabieh, welcher ein viceköniglicher Dampfer als Remorqueur voranzog, hatten wir am 14. Tage
des genannten Monates die Khalifenstadt Kairo verlassen und sechs Tage darauf lagen die
Schiffe bereits bei Hamrah, der Hafenstadt von Ossiut, vor Anker. Wir befanden uns somit
an dem bedeutendsten und volkreichsten Orte Oberägyptens, denn das liebliche Ossiut, die
„Wolfsstadt" (Lykopolis) des Alterthums, bildet gegenwärtig den wichtigsten Ausgangspunkt
des Karawanenverkehrs mit den Inselländern der grossen libyschen Wüste und den bedeutendsten
Stapelplatz für die Erzeugnisse des inneren Afrika. Einer bereits in Kairo gepflogenen Verab-
redung gemäss war beschlossen worden, in Ossiut die Ankunft eines zweiten erlauchten
Reisenden, S. K. H. des Erbgrossherzogs Friedrich von Mecklenburg-Schwerin abzuwarten, um
gemeinsam die Weiterfahrt nach dem Süden auf der Wasserstrasse des Niles fortzusetzen,

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