Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0085
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
____79____

Flügel mit einer Sonuenkugel in der Mitte. Von eiuem gemeinen Bauplan dieser Grabmäler
ist nicht die Rede, jedes einzelne scheint offenbar nach der Laune des Eigenthümers construirt."
Diese Bemerkungen stellen die Thatsache ausser allen Zweifel, dass in der genannten Oase
einstmals die ägyptische Cultur ihre letzten Wellen geschlagen hatte. Die namenlose Oase
bildete eine Grenzstation, au welcher sich libysche und ägyptische Elemente zu gleicher Zeit
berührten. Nach den Andeutungen, welche die besprochene Inschrift darüber enthält, befand
sich in der Oase ein Heiligthum der Göttin Isis und ihres jungen Kindes Horas. Trotz des
zur Hälfte zerstörten Textes der folgenden Colonnen, erscheint es sicher, dass auch„Amon, der
Grosse, Meri-tP (col. 13) und „Osiris, auf dem hohen Gebirge des Westens" (col. 14) in der
Oase eine gemeinsame Kultusstätte besassen. Zu den Tempeln dieser ägyptischen Gottheiten,
wie der Text ausdrücklich hervorhebt, kämen die Götter der Thamhu (s. oben S. 78) und die
Götter der Oase Soyet-mn" (Siwah, Ammonium). Die Erwähnung der letzteren ist nicht ohne
Bedeutung, denn sie liefert uns den endgültigen Beweis für die Lage der Oase von Soxet-äm
im Westen unserer „Oase", da die Vorstellung, dass libysche Völker, wie die Thamhu und die
Ammonier, zu der Oase zu kommen pflegten, jeden Gedanken an eine Herkunft von Osten d. h.
von der ägyptischen Seite her ausschliesst. Nichts ist natürlicher als dass beide Völkergruppen
auf der grossen Karawanenstrasse vom Ammonium nach Aegypten das Heiligthum der „Oase"
nothwendiger Weise berühren mussten, sobald sie aus Handelsinteressen oder aus anderen
Gründen ihren Weg von Westen her nach dem Nilthale hin einschlugen, unter der Voraus-
setzung, dass die „Oase" einfach nur als solche bezeichnet war, würde sich vortrefflich die oben
besprochene Stelle in der historischen Inschrift Minepthds II erklären lassen. Es hiess
da „sie (die Feinde) hatten erreicht die Gebirge der Oase und die Einschnitte im Angesicht
der Landschaft Ta-tih (Farafrah)." Anstatt, wie ich oben plausibel zu machen suchte, an die
nördliche Oase zu denken, würde durchaus sachentsprechend unter der Oase die unsere zu ver-
stehen sein, so dass der feindliche Zug vom Ammonium her in der deutlichsten Weise geo-
graphisch illustrirt wäre.

XIX.

Die Naturerzeugnisse des Oasen auf Grund der altägyptischen

Ueoerlieferungcn.

Aus mehreren Andeutungen, welche auf den vorstehenden Seiten bei Besprechung der
Oasen mit unterlaufen sind, wird der Leser bereits die Ueberzeugung geschöpft haben, dass
einzelne der Oasen sich durch gewisse Naturproducte, Erzeugnisse ihres Bodens, vortheilhaft
auszeichneten. In der Sitzung des Institut egyptien (1874), welche nach Bückkehr der Bohlfs'-
Bchen Expedition aus der libyschen Wüste zu Ehren der glücklich Heimkehrenden in Kairo
stattfand, hatte ich die Gelegenheit ergriffen, der internationalen Versammlung eine Liste der
verschiedenartigen Erzeugnisse der Oasengebiete in einer kurzen Uebersicht vorzulegen und
daran einige Bemerkungen zu knüpfen, welche sich auf die Fruchtbarkeit dieser Gegenden im
Alterthume bezog. Ich wiederhole in den nachstehenden Zeilen, was ich bereits damals als
Ergebniss meiner eigenen Studien über die Oasen bezeichnen konnte, diesmal in einer aus-
führlicheren Form als sie mir damals die Kürze der zugemessenen Zeit gestattete.

Aus der Versicherung Königs Ramses III (s. oben), dass er in der südlichen (Khargeh
und Dakhel) und nördlichen (Behnasa) Oase Weingärten habe anlegen lassen, deren Pflege
 
Annotationen