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Brugsch, Heinrich
Reise nach der grossen Oase El Khargeh in der libyschen Wüste: Beschreibung ihrer Denkmäler — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.3991#0070
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Vier Jahrhunderte später, um das Jahr 1200 vor Chr., erscheint sie von Neuem erwähnt
in dem berühmten Papyrus Harris Nr. I (im Besitz des Britischen Museums zu London), wel-
cher eine Cebersicht der Grossthaten und der Verdienste des Königs Kamses III. um die
Tempel und Gottheiten Aegyptens enthält. In einer besonderen Stelle dieser werthvollen Ur-
kunde (welche vor kurzem durch den Vorstand des genannten Museums der Öffentlichkeit über-
geben worden ist), deren Mittheilung in genauer Durchzeichnung auf dem Originale ich der
Güte des Herrn S. Bircli verdanke (s. Taf. XXI dieser Abhandlung), wird die nördliche Oase
neben der südlichen in folgender Weise erwähnt. Ich bemerke zu der nachstehenden wort-
getreuen Uebersetzung, dass der König selber redend eingeführt ist, wobei er sich an den theba-
nischen Localgott Amon wendet.

dri-d nek Tcamu en drpu em uit ris uit mehet em mdti neu er tot-sen hetyit, em tot ris
em re/ Tc/-t sei em ta-mehi md kefennu Xiper-ä set em leamu em haq ment. „Ich legte für
„dich Weingärten an in der südlichen Oase. In der nördlichen gleichfalls. Nichts kommt ihrer
„Zahl gleich. Andere in dem Landstriche Oberägyptens in grosser Menge. Davon waren in
„Unterägypten zu hunderttausenden. Ich versah sie mit Gärtnern aus den Gefangenen unter
„den Fremdvölkern."

Die genaueste Bestimmung der örtlichen Lage der nördlichen Oase verdankt die Wissen-
schaft schliesslich einer langen Inschrift aus den Zeiten der Ptolemäer, von welcher Herr Prof.
Dümichen die erste Kunde in seinem neuesten Werke „Baugeschichte des Denderatempels" S.
32 fl. gegeben hat. Aus dieser vorläufigen Mittheiluug, in welcher die genauere Angabe des
Fundortes der Inschrift unterdrückt worden ist, erhellt indess so viel, dass die Aegypter, der
Ptolemäer Zeit wenigstens, Kenntniss von 7 Oasen besassen, welche als Dependenzen der ägyp-
tischen Krone angesehen wurden. Auf Grund jener Inschrift, welche uns mit einem Schlage
aller Zweifel überhebt, hat Herr Prof. Dümichen folgende übersichtliche Zusammenstellung der
Oasen geliefert:

1. Seiet-am „das Feld des Volkes Am."

2. Seyet-IIamam, „das Salzfeld" mit der Stadt Schorp.

3. Kenem, südwestlich von To-alie.

4. Testes, südwestlich von der nördlichen Oase.

5. To-alie, nordwestlich von Kenem, südwestlich von der nördlichen Oase,
ü. Uit-mehe „die nördliche Oase" im Norden von To-ahe.

7. Oase deren Name ausgebrochen ist, südwestlich von Schorp.

Von den Texten, welche sich auf diese sieben Oasen beziehen, waren mir selber nur die-
jenigen bekannt, welche sich auf die zweite und die siebente Oase beziehen. Ich hatte sie
seiner Zeit an der inneren Seite (NW. Ecke) der Umfassungsmauer des Tempels von Edfu kopirt,
wie sich der Leser durch die auf den Taf. XXIII u. XXIV mitgetheilten Abschriften durch den
Augenschein überzeugen kann. Für die Bezeichnungen der übrigen fünf Oasen war ich nur
auf Muthmassuugen beschränkt.

Die nördliche Oase, die Oase von Behnasa der Araber, wird in dem oben stehenden
Verzeichniss geographisch so bestimmt, dass sie im Norden von der Oase lo-ahe gelegen sei
oder mit andern Worten, dass sich To-ahe im Süden derselben befand. Letztere konnte in
diesem Falle keine andere gewesen sein, als die von den Arabern mit dem Namen Farafrdh
belegte Oase. Der folgende Abschnitt wird uns ausführlicher über die Oase von To-ahe
aufklären.
 
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