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https://doi.org/10.11588/diglit.61074#0045
sind und der Erde zuliebe sehr irdische Jugendreize an-
genommen haben, nur noch als Tänzer entzücken, nicht
aber als Heilige Andacht erwecken. Anderen Spätlingen
des Rokoko ist eine süße Müdigkeit eigen, was ihrer bieg-
samen Anmut etwas Rührendes gibt (wie der zarten
Fides Straubs am Tabernakel zu Polling (Abb.55)
oder einen Ausdruck von wissender lächelnder Über-
legenheit, wie der großen Madonna im Berliner
Museum, die dem Bodensee-Meister Joseph Feucht-
mayer nahesteht.
Nur dem Liebling des 18. Jahrhunderts, dem Putto,
sind alleStilwandlungen gleich gut bekommen (Abb. 58 und
59): ob er bei Donner als Barockkind arbeiten und seine
ungelenken Glieder im Pathos üben muß; ob er bei
J. M. Feuchtmayer von einer Altarvolute als inbrün-
stiges, jauchzendes Gebet emporgespritzt wird oder bei
J. P. Wagner auf feierlichem Sockel Platz genommen
hat und mit zopfiger Würde eine statuarische Gruppe
mimt — er bleibt immer gesund und wohlgemut, bis die
„edle Einfalt und stille Größe“ des antikischen Klassizis-
mus ihn mit lehrerhaftem Ernst zu Bravheit ermahnt,
und als er diese nicht recht lernen wollte, mit Strenge
zur Kunst hinausgewiesen hat.
LITERATUR
Beschorner, H., Permoser Studien. Dresden 1913.
Brinckmann, A. E., Barockskulptur. (Handbuch der Kunstwissenschaft.)
— Barock-Bozetti. Frankfurt 1923, 24.
Bruck, R., Ernst zu Schaumburg. Berlin 1917.
Bruh.ns, L., Würzburger Bildhauer der Renaissance und des werdenden Barock.
München 1923.
Demmler, Paul Egell. (Jahrb. d. preuß. Kunstsammlungen 1922, S. 137 ff.)
Diehl, R., Balthasar Esterbauer. (Frankfurter Dissertation 1920.)
Diener-Peiper, E., Mittelrheinische Barockplastik. (Frankf.Dissertation 1923.)
v. Falke, O., Deutsche Porzellanfiguren. Berlin 1919.
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genommen haben, nur noch als Tänzer entzücken, nicht
aber als Heilige Andacht erwecken. Anderen Spätlingen
des Rokoko ist eine süße Müdigkeit eigen, was ihrer bieg-
samen Anmut etwas Rührendes gibt (wie der zarten
Fides Straubs am Tabernakel zu Polling (Abb.55)
oder einen Ausdruck von wissender lächelnder Über-
legenheit, wie der großen Madonna im Berliner
Museum, die dem Bodensee-Meister Joseph Feucht-
mayer nahesteht.
Nur dem Liebling des 18. Jahrhunderts, dem Putto,
sind alleStilwandlungen gleich gut bekommen (Abb. 58 und
59): ob er bei Donner als Barockkind arbeiten und seine
ungelenken Glieder im Pathos üben muß; ob er bei
J. M. Feuchtmayer von einer Altarvolute als inbrün-
stiges, jauchzendes Gebet emporgespritzt wird oder bei
J. P. Wagner auf feierlichem Sockel Platz genommen
hat und mit zopfiger Würde eine statuarische Gruppe
mimt — er bleibt immer gesund und wohlgemut, bis die
„edle Einfalt und stille Größe“ des antikischen Klassizis-
mus ihn mit lehrerhaftem Ernst zu Bravheit ermahnt,
und als er diese nicht recht lernen wollte, mit Strenge
zur Kunst hinausgewiesen hat.
LITERATUR
Beschorner, H., Permoser Studien. Dresden 1913.
Brinckmann, A. E., Barockskulptur. (Handbuch der Kunstwissenschaft.)
— Barock-Bozetti. Frankfurt 1923, 24.
Bruck, R., Ernst zu Schaumburg. Berlin 1917.
Bruh.ns, L., Würzburger Bildhauer der Renaissance und des werdenden Barock.
München 1923.
Demmler, Paul Egell. (Jahrb. d. preuß. Kunstsammlungen 1922, S. 137 ff.)
Diehl, R., Balthasar Esterbauer. (Frankfurter Dissertation 1920.)
Diener-Peiper, E., Mittelrheinische Barockplastik. (Frankf.Dissertation 1923.)
v. Falke, O., Deutsche Porzellanfiguren. Berlin 1919.
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