IL Aegyptischer Saal. 25
einem eng anliegenden kurzärmeligen langen Unter-
gewande, welches aber in der zwischen den Beinen
herabfallenden Gewandmasse mit gezacktem Saume
(vergl. Nr. 17) und den durch die Spannung her-
vorgebrachten Falten mehr an rohe altgriechische
als an ägyptische Werke erinnert. Auch der kurze,
die rechte Schulter freilassende Mantel, gleichfalls
mit ausgezacktem Saume, der von der auf dem
Leib- liegenden Linken straff angezogen wird, er-
scheint unägyptisch, eben so wie die halbe Biegung
des linken Armes. Im Verhältniss zu der Grösse
des Kopfes ist der Körper zu schmal und dürftig,
und in seinen Proportionen, z. B. den zu kurzen
Oberarmen und Oberschenkeln, sehr unvollkommen.
Es fehlen also gerade die Eigenschaften, welche
das Verdienst rein ägyptischer Werke ausmachen,
ohne dass deren Mangel, den Portraitcharakter des
Kopfes etwa ausgenommen, durch anderweitige Ver-
dienste aufgewogen würden. Diese Eigenthümlich-
keiten werden sich kaum als Anzeichen einer noch nicht
zu voller Entwickelung gelangten hochalterthüm-
lichen Kunstübung betrachten lassen, sondern er-
scheinen vielmehr als eine übelverstandene Nach-
ahmung ägyptischer Kunst, die jedoch von den
gewöhnlichen Nachbildungen römischer Zeit wesent-
lich verschieden ist. Ohne die Vergleichung ana-
loger, etwa durch Inschriften näher bestimmter
Werke lässt sich über die Zeit der Entstehung
kein Urtheil fällen.
15. Statue des Antinous.
Rosso antico. H. 2,43. Aus Villa Albani. Publicirt
bei Piroli Mus. Nap. III, 44. Ergänzt sind die Nase und
einem eng anliegenden kurzärmeligen langen Unter-
gewande, welches aber in der zwischen den Beinen
herabfallenden Gewandmasse mit gezacktem Saume
(vergl. Nr. 17) und den durch die Spannung her-
vorgebrachten Falten mehr an rohe altgriechische
als an ägyptische Werke erinnert. Auch der kurze,
die rechte Schulter freilassende Mantel, gleichfalls
mit ausgezacktem Saume, der von der auf dem
Leib- liegenden Linken straff angezogen wird, er-
scheint unägyptisch, eben so wie die halbe Biegung
des linken Armes. Im Verhältniss zu der Grösse
des Kopfes ist der Körper zu schmal und dürftig,
und in seinen Proportionen, z. B. den zu kurzen
Oberarmen und Oberschenkeln, sehr unvollkommen.
Es fehlen also gerade die Eigenschaften, welche
das Verdienst rein ägyptischer Werke ausmachen,
ohne dass deren Mangel, den Portraitcharakter des
Kopfes etwa ausgenommen, durch anderweitige Ver-
dienste aufgewogen würden. Diese Eigenthümlich-
keiten werden sich kaum als Anzeichen einer noch nicht
zu voller Entwickelung gelangten hochalterthüm-
lichen Kunstübung betrachten lassen, sondern er-
scheinen vielmehr als eine übelverstandene Nach-
ahmung ägyptischer Kunst, die jedoch von den
gewöhnlichen Nachbildungen römischer Zeit wesent-
lich verschieden ist. Ohne die Vergleichung ana-
loger, etwa durch Inschriften näher bestimmter
Werke lässt sich über die Zeit der Entstehung
kein Urtheil fällen.
15. Statue des Antinous.
Rosso antico. H. 2,43. Aus Villa Albani. Publicirt
bei Piroli Mus. Nap. III, 44. Ergänzt sind die Nase und