Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0051
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11. Grössere Ausbreitung und Streiten nach freier Kntwickelung, von Ol. OU—SO. 47

Ol. 65 weist die Statue des Anochos aus Tarent hin, der damals im ein-
fachen, im Doppel-Lauf aber auch in einer anderen Olympiade siegte:
Paus. VI, 14, 11; vgl. Krause 01} 'mp. unter Anochos und Akochas.

Ol. 6G siegt Kleosthenes von Epidamnos im Wagenrennen, dessen Sieges-
denkmal gleichfalls ein Werk des Ageladas war: Paus. VI, 10, (i.

Ol. 68, 2 wird Timasitheos aus Delphi von den Athenern hingerichtet: He-
rodot V, 70 sqq. Paus. VI, 8, 6; vgl. III, 4, 2. Seine zwei olympischen und
drei pythischen Siege im Pankration, welche durch eine Statue des Age-
ladas verherrlicht wurden, fallen also vor diese Zeit.

Ol. 81, 2 siedeln die Messenier nach Naupaktos über (vgl. Clinton fasti h. a.).
Für sie macht Ageladas den später nach Ithome versetzten Zeus Ithomaeos:
Paus. IV, 33, 2.

Ol. 87, 2 wird Athen zuerst von der Pest heimgesucht. Auf ihr Ende he- 64
zog man die Weihung einer Statue des Herakles Alexikakos im Demos
Melite, welche ein Werk des Ageladas war: Schol. Aristoph. ran. 504.
Tzetzes Ghil. VIII, 191.
Nehmen wir dazu, dass Ageladas, um schon Ol. 03 thiitig zu sein, doch Ol. CO
geboren sein müsste, so könnten wir die verschiedenen Angaben, wie sie wört-
lich überliefert sind, unmöglich auf eine und dieselbe Person beziehen, da sonst
der Künstler ein Alter von mehr als 110 Jahren erreicht haben müsste. Das
leichteste, aber auch das gefährlichste Mittel, ähnliche Schwierigkeiten zu be-
seitigen, ist immer, aus einem einzigen zwei verschiedene Künstler zu machen,
und auf diese dann die widersprechenden Nachrichten zu vertheilen. Das ist
denn auch bei Ageladas von Sillig und Thiersch J) versucht worden, nur stimmen
sie darin nicht überein, dass ersterer seine beiden Ageladas für Argiver hält,
Thiersch dagegen von dem bekannteren Argiver einen Sikyonier unterscheiden
will. Wir prüfen zunächst die letztere Annahme. Sie beruht auf einer lücken-
haften Stelle des Pausanias 2), in der es von einer Zeusstatue in Olympia heisst,

Sle sei: 'Aoxolqov ri/vi] Ghjßalov diöw/ß-ivrog rraocl reo Stxt/ovfqp.....xal

®£o-<jaX<si> cpaoiv elvea, Stb <Pcr/.ivoiv Big noks\iov ovroi ■/.arharriaav. Dieser
Krieg aber, meint Pausanias, sei nicht der sogenannte heilige, sondern der-
jenige; ü'ii TToorepov eri inoXifiTjaav, ngiv ij MijÖovg xai ßaaiXta äni rqv'EWdda
Putßfjvau.. Für die Ausfüllung der oben bezeichneten Lücke zieht Thiersch die
Uebersetzung des Amasaeus zu Rathe, welche den Namen des Ageladas ein-
fügt. Diese Ergänzung betrachtet er als aus jetzt verlorenen Handschriften ge-
flossen und nimmt darauf hin einen Sikyonier Ageladas an, welchem die Werke
nach Ol. 80 beizulegen seien, während der Argiver in die Zeit vor Ol. 70 ge-
höre. Da jedoch ein Schüler jenes nach Ol. 87 thätigen Sikyoniers unmöglich
schon vor dem Zuge des Xerxes in der Kunst thätig gewesen sein könne, so
dürfe man wohl annehmen, dass Pausanias bei der Zeitbestimmung jenes pho-
censisch-thessalischen Krieges in einen Irrthum verfallen sei. Denn gerade vor
der Zeit des Xerxes sei nach dem Zeugnisse Herodots s) der Sieg auf Seite der 65
^hocenser gewesen; und überdies gebe Pausanias in seinen Worten nur eine
Vermuthung, nicht eine begründete Ueberlieferung. Dies ist allerdings wahr,

J) Ep. Not. S. 4G flgcL -) V. 24. 1. 1) VIII, 27.
 
Annotationen