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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0169
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III. Die griechische Kunst in ihrer höchsten geistigen Entwickelang. 1G5

Asklepios für Mantinea1) nach Ol. 89, 4 gearbeitet habe, weil damals zwischen
dieser Stadt und Athen ein Bündniss abgeschlossen worden sei. Wir wollen 235
°ur bemerken, dass ihm die Ausführung dieses Bildes auch früher, in Folge
seiner Thätigkeit in Olympia, übertragen sein konnte.
Unter seinen Werken ist das berühmteste:

die Aphrodite, welche von der Lage des Tempels in den Gärten bei
Athen den Beinamen h> xqnoig, in den Gärten, erhalten hatte2). Plinius (36, 16),
Pausanias (1, 19, 2) und Lucian (Imagg. 4 u. 6; dial. meretr. 7) stimmen in
dem Lobe dieses Bildes überein. und ersterer erwähnt einer Sage, dass Phidias
sogar selbst die letzte Hand daran gelegt habe, was sonst nur von Werken des
Agorakritos bemerkt wird. Nach der Stelle, an welcher es von Plinius genannt
wird, muss es in Marmor ausgeführt gewesen sein. Der Beiname Urania aber,
Welchen Lucian der Göttin beilegt, lehrt uns. dass sie in der strengeren Weise,
wie die ähnlichen Bilder des Phidias. aufgefasst war. Ueber das künstlerische
Verdienst einzelner Theile wird unten gehandelt werden.

Ein Bild der Aphrodite, welches, wie schon bemerkt ist, von ihm im
Wettstreite gegen Agorakritos ausgeführt, und von den Athenern dem seines
Mitschülers vorgezogen ward (Plin. 36, 17), musste von der Aphrodite sv x?j7ioig
verschieden sein. Wir schliessen dies daraus, dass Phidias, wenn er der Ueber-
lieferung zufolge bei diesem Wettstreite dem Agorakritos hülfreiche Hand leistete,
doch gewiss nicht dessen Nebenbuhler auf gleiche Weise seinen Beistand ge-
liehen haben wird, wie dies hinsichtlich des Bildes der Aphrodite ev xiinotg
nach Plinius der Fall gewesen sein soll.

Ein Bild der Hera in einem Tempel zwischen Phaleros und Athen, welcher
von Mardonios abgebrannt und später in Ruinen, d. h. ohne Thür und Dach,
liegen gelassen wurde. Pausanias (I, 1, 5) bemerkt darüber: „das jetzige Bild,
Wenn es, wie man sagt, ein Werk des Alkamenes ist, wäre dann nicht von dem
Meder beschädigt." Daraus hat man folgern wollen, es könne nicht von Alka-
menes sein. Allein Pausanias scheint nur sagen zu wollen: es sei zwar be- 236
schädigt, aber als ein Werk des Alkamenes könne es nicht wie der Tempel,
zur Zeit des Mardonios, sondern erst später Schaden gelitten haben.

Die dreigestaltige Hekate Epipyrgidia bei dem Tempel der Nike Ap-
teros am Eingange der Akropolis von Athen: Paus. II, 30, 2. Welches von den
noch erhaltenen Bildern dieser Göttin als eine Nachahmung der Statue des Al-
kamenes angesehen werden dürfe, ist auch nach den ausführlichen Erörterungen
von Rathgeber 3) und Gerhard *) nicht mit Sicherheit zu entscheiden.

Von einem Bilde der Athene, welches er im Wettstreit mit Phidias aus-
führte (Tzetzes Chil. VIII, 193), ist bereits unter Phidias gesprochen worden.

Athene und Herakles, von Thrasybul und anderen Athenern im Tempel
des Herakles zu Theben aufgestellt, zum Danke dafür, dass ihnen von Theben
aus die Befreiung ihres Vaterlandes gelungen war: Paus. IX, 11, 6. Es waren,

x) Paus. I. 1. -) Die Existenz eines Inschriftenfraginentes mit dem Namen des Künst-
lers, welches man in dieser Gegend gefunden haben wollte und auf die Aphrodite bezog,
wird von Rangabe' geleugnet: Kevue arch. 11, p. 423. 3) Ann. dell* Inst. 1*40, p. 45—82.
4) Arch. Zeitung 1843, S. 132 figd.
 
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