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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0203
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III. Die griechische Kunst in ihrer höchsten geistigen Entwickelang,

190

Bungen über das dritte Werk des Künstlers richtig sind. Wir lassen jedoch
hier zuerst die ausführliche Beschreibung desselben folgen, § 5: .Die Weih-
Geschenke der Tegeaten wegen der Lakedaemonier bestehen in Apollo und
Nike, und einheimischen Heroen, nemlicb Kallisto, der Tochter des Lykaon,
und Arkas, welcher dem Lande den Namen gegeben hat, den Söhnen des
Arkas, Elatos, Apheidas und Azan, dazu auch Triphylos, endlich Erasos-, des
Triphylos Sohne. Von diesen Bildern machte Pausanias von Apollonia den
Apollo und die Kallisto; die Nike und des Arkas Bild Daedalos aus Sikyon;
den Triphylos und Azan der Arkader Samolas; Antiphanes aus Argos den Ela-
tos, Apheidas und Erasos. Diese Geschenke weiheten die Tegeaten nach Delphi,
als sie die Lakedaemonier, welche gegen sie gezogen waren, zu Gefangenen
gemacht hatten." Die letzten Worte scheinen auf die Niederlage anzuspielen,
welche die Lakedaemonier unter Charilaos, also vor Beginn der Olympiaden,
bei Tegea erlitten*). Allein wenn sich auch in der Weihinschrift eine Hin- 284
deutung auf jene alte Begebenheit finden mochte, so ist es doch nicht glaub-
lich, dass die Statuen Jahrhunderte nach derselben errichtet seien, ohne dass
eine bestimmte Veranlassung dazu, eine Wiederholung einer ähnlichen That-
sache, vorhanden gewesen wäre. Um aber den Zeitpunkt zu finden, wann
dies geschehen sein möge, hat Müller2) auf die Statue des Triphylos hinge-
wiesen, durch welche es wahrscheinlich werde, dass das Weihgeschenk auf-
gestellt sei. als sich die Triphylier zu Arkadien rechneten, nemlich nach Ol.
103. Allein wir ersehen aus Diodor NV, 77 wohl, dass damals Triphylien zu
Arkadien gehörte, aber nicht, dass dies erst seit dieser Zeit der Fall war, wo
nur von Seiten der Eleer der Versuch gemacht ward, es wieder loszureissen 3).
Dagegen war es eine Hauptforderung der Lakedaemonier in den Kriegen mit den
Eleern gegen das Ende der 94sten Olympiade, dass den triphylischen Städten
ihre Freiheit wiedergegeben werde; und diese Forderung wurde auch schliess-
lich bewilligt4). Der von Müller angenommenen Zeit werden wir indessen
durch andere Gründe wieder näher geführt. Ol. 102, 4 nemlich befanden sich,
wie wir aus Diodor ") wissen, die Arkader im Kriege mit den Lakedaemoniern,
und brachten ihnen unter Führung des Lykomedes, welcher Mantineer oder Te-
geat(i) genannt wird, bedeutende Verluste bei. Sodann verwüsteten sie mit den
Thehanern gemeinsam Lakonien und überfielen nach deren Abzug Pellene in
Lakonien 7). Diese günstigen Erfolge boten gewiss hinreichende Veranlassung
zur Aufstellung eines Weibgeschenkes in Delphi. Freilich nahmen an diesen
Kämpfen ausser den Tegeaten auch die übrigen Arkader Theil: aber die Wahl
der dargestellten Heroen zeigt deutlich, dass das Weihgeschenk ebensowohl ein
arkadisches im Allgemeinen, als ein tegeatisches war; und die Tegeaten waren
vielleicht nur deshalb vorzugsweise genannt, weil sie den Oberbefehl führten.
— Sind diese Vermuthungen begründet, so müsste Antiphanes noch gegen Ol.
103 am Leben gewesen sein; und diese Bestimmung bietet keine Schwierig-
keiten, sofern wir annehmen, dass das Ross der Argiver erst einige Zeit nach 285

!) Herod. I, 66; Paus. III, 7, 3: VIII, 5, 9; 48, 4. 2) Kl. Sehr. II, S. 372. 3) vgl.
Aen. bist. er. VI, 5, 2. *) Xen. bist. gr. III, 2, 23 u. 30: Diod. XIII, 17 u. 34; Paus. III,
8, 5. 5) XV, 62 ; vgl. 59. c) c. 59 u. 62, ?) c. 67.
 
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