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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0300
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291)

Die Bildhauer.

etwa zwischen diesen und den Werken des Thrason ein Zusammenhang an-
zunehmen sein? Das Archaisirende in dem Styl des Gewandes würde nicht
geradezu ein Gegenbeweis sein. Denn es tritt eigentlich nur in der Ausführung
hervor, und konnte von dem Künstler in einer bestimmten Absicht angewendet
sein, als der strengen Sitte der Penelope am meisten entsprechend. Das Geistige
der Gomposition, das sich in ihr aussprechende Gefühl, das Trauern und Sinnen,
zeugt dagegen von einem so tiefen künstlerischen Verständniss und einer solchen
Freiheit in Beherrschung aller Mittel, dass es bedenklich scheint, hier eine Gom-
position der alten Zeit, der Kunst vor Phidias, anzunehmen. Zudem ist die
Zeit des Thrason keineswegs sicher, und wir glaubten nur deshalb dem Künstler
seine Stelle am besten hier anweisen zu dürfen, weil zur Zeit des Alexander
der ephesische Tempel neu gebaut und mit Kunstwerken geschmückt ward.
Doch konnte sich recht wohl noch Manches auch aus der früheren Zeit erhalten
haben; und für diese sprechen bei dem Bilde der Penelope allerdings die Rein-
heit und Strenge der ganzen Auffassung. Freilich bleibt auch so die aus-
gesprochene Meinung nur eine Vermuthung, für die man allgemeine Billigung
keineswegs verlangen darf. — Einen Thrason aus Pellene werden wir später
als Künstler der Kaiseizeit kennen lernen. Den älteren deshalb ebenfalls für
einen Arkader zu erklären, möchte indessen zu gewagt erscheinen.

Menestratos. „Sehr bewundert werden auch der Herakles des Mene-
stratos und die Hekate zu Ephesos im Tempel der Artemis post aedem, bei
deren Betrachtung die Tempelwärter aufmerksam machen, der Augen zu schonen:
' so stark ist die Ausstrahlung des Marmors": Plin. 3G, 32. Den Ausdruck post
aedem glaubte Sillig früher von dem Opisthodomos des Tempels verstehen zu
müssen. Er stimmt aber vollkommen mit dem griechischen ;i£rct rov vscav über-
423 ein, welchen Strabo zur Bezeichnung der Localität anwendet, an der sich das
llekatesion des Thrason befand. Offenbar war ebendaselbst die Hekate des
Menestratos aufgestellt. In Betreff der Zeit des Künstlers gilt, was auch über
Thrason bemerkt ist. Tatian (c. Graec. 52, p. 113 Worth) führt ausserdem als
sein Werk noch eine Statue der uns unbekannten Dichterin Learchis an.

Mentor, der berühmte Gaelator, welcher vor dem Brande des ephesischen
Tempels gelebt haben muss, arbeitete auch grössere Bilder in Erz, deren eines
sich in Varro's Besitz befand: Plin. 33, 154.

Asklepiodoros, welcher Philosophenstatuen machte (Plin. 34, 86), ge-
hört in diese Periode, sofern wir annehmen wollen, dass er von dem als Zeit-
genossen des Apelles bekannten Maler nicht verschieden ist.

Gryllion. In dem Testamente des Aristoteles, welcher Ol. 114, 3 starb,
heisst es, man möge für die bei Gryllion bestellten Bilder einiger Familienglieder
Sorge tragen, damit sie vollendet und geweiht würden: Diog. Laert. V, s. 15.
Elxövsg sind wohl am einfachsten für Büsten zu halten, können freilich auch
Gemälde sein.

Amphistratos machte nach Tatian (c. Gr. 52, p. 114) ein Erzbild der
uns unbekannten Dichterin Kleito, nach Plinius (36, 36) das Marmorbild des
Geschichtsschreibers Kallisthenes, welches zu Rom in den servilianischen Gärten
aufgestellt war. Kallisthenes schrieb die Geschichte der Jahre Ol. 98, 2—105, 4,
starb aber erst im Anfange von Ol. 113; vgl. Clinton fasti p. 387.
 
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