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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0367
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V. Die Kunst der Diadoehenperiode bis zur Zerstörung Korinths.

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dürftigen Nachrichten in der Literatur beziehen sich ziemlich ohne Ausnahme
auf Künstler, welche in Rom thätig waren. Aber auch hier bilden erhaltene
Monumente mit Inschriften die Hauptquellen unserer Kenntniss. Wir können
daraus folgern, dass, was bei verschiedenen Schriftstellern ohne bestimmte Zeit-
angabe erwähnt wird, ziemlich allgemein der Zeit vor der Zerstörung Korinths
angehört, und werden in dieser Annahme meist auch durch andere Gründe be- 520
stärkt. Wenn daher auch einzelne Ausnahmen etwa bis zum Beginne der
Kaiserzeit herabreichen mögen, so erscheint es doch gerathener, diesen ganzen
Rest als Anhang zur Geschichte der griechischen Kunst vor der römischen
Herrschaft zu vereinigen, als ihn an das Ende der nächsten Periode zu ver-
setzen, wo er gänzlich ausser Zusammenhang erscheinen würde. Für die äussere
Anordnung dieses Abschnittes erweist es sich als das Vortheilhafteste, von der
Bedeutung der einzelnen Künstler abzusehen, und sie vielmehr nach den Schrift-
stellern zusammenzustellen, welche von ihnen handeln.

Unter den Statuen olympischer Sieger, welche Pausanias in seiner Be-
schreibung namhaft macht, sind 130—140, deren Alter sich nach der Zeit der
Siege oder der Künstler ganz oder ziemlich sicher bestimmen lässt. Ausser-
dem finden wir bei ihm noch etwa dreizehn Statuen von Siegern unbekannter
Zeit und als Werke sonst unbekannter Künstler angeführt. Die Frage, oh sich
über dieselben nicht wenigstens annäherungsweise etwas festsetzen lässt, hängt
eng mit der anderen zusammen, ob der Gebrauch, Siegerstatuen aufzustellen,
auf eine bestimmte Periode beschränkt geblieben ist. Ich glaube dieselbe be-
jahen zu müssen. Die ältesten Statuen, welche Pausanias sah, waren die des
Praxidamas und Rhexibios aus Ol. 59 und 61. Das letzte Beispiel liefert Sara-
pion in der 217ten Olympiade: VI, 23, 6. Allein er bildet eine Ausnahme:
denn wenn wir auch von dem Zweifel Krause's*) absehen wollen, ob er wirk-
lich im Faustkampfe der Knaben gesiegt habe, so war es doch gewiss nicht
dieser Sieg, sondern die Getreideschenkung während einer Hungersnoth in
Elis, welche ihm ein Ehrendenkmal seitens der Eleer eintrug. Lassen wir
also diese Ausnahme unberücksichtigt, so werden wir mit einem grossen
Sprunge rückwärts geführt bis etwa in die Zeit der Zerstörung Korinths.
Schon unmittelbar nach der Zeit Alexanders werden die Statuen seltener.
Von den Künstlern aus der Schule des Lysipp machen Dai'ppos und Kantharos
je zwei, Eutychides und Daetondas je eine; von einem unbekannten Künstler
ist die des Deinosthenes, welcher Ol. 116 siegt. In die Zeit zwischen Ol.
130—140 fällt nachweisbar nur die des Aratos; noch später die Siege und 521
Statuen des Paeonios Ol. 141; Kleitomachos, 141 und 142; Kapros, 142; Agema-
chos, 147; Diallos und Amyntas nach 145 2); endlich Hegesarchos, dessen Statue
ein Werk der Söhne des Polykles war, welche wir ebenfalls in die Zeit um Ol.
156 zu setzen haben. Sonach fällt von allen der Zeit nach bekannten Statuen
nur etwa der zehnte Theil später als Alexander, keine ist jünger, als etwa die
Zerstörung Korinths. Die Kriege unter den Diadochen scheinen also den Ge-

l) Olymp. S. 869. 2) Dann sie siegten im Pankration der Knaben, welche Kampfart
erst damals aufgenommen wurde (Paus. V, 8 am Ende); aber wohl nicht lange nach deren
Einführung: denn Diallos war der erste ionische Sieger in derselben; des Amyntas Statue
aber macht Polykles um Ol. 156.
 
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