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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0380
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376

Die Bildhauer.

des achaeischen Namens zu verringern; und so mochte damals Tritaea, welches
nicht an der Küste, sondern gerade an der Grenze Arkadiens lag. diesem Lande
von den Römern zugetheilt worden sein, bis es später Augustus aus politischen
Gründen anderer Art unter die Herrschaft von Patrae stellte: Paus. VII, 22, 0;
vgl. 18, 8. Die Bezeichnung Tritaea's als einer arkadischen Stadt bildet also
mindestens kein Hinderniss, Timokles und Timarchides für die Söhne des
jüngeren Polykles zu halten.

Auf diesem Punkte angekommen, können wir uns der Vermuthung nicht
entziehen, dass die Werke des Polykles, Dionysios und Timarchides ursprüng-
lich für die Gebäude im Porticus der Octavia gearbeitet wurden, in welchen sie
zu Plinius Zeit noch standen, da ihre Erbauung und die Zeit des jüngeren
Polykles gerade zusammentreffen. Dagegen behauptet Bergk : „Alle diese Künstler
bis ins Jahr der Stadt Rom 605 herunterzurücken. ... so dass sie jene Bild-
säulen in Rom während des angeblich um jene Zeit stattfindenden Tempel-
baues errichtet hätten, ist eine völlig unstatthafte Ansicht; denn alsdann würde
man auch annehmen müssen, dass jener Timarchides, der Vater des Polykles
und Dionysios, beim Bau des Apollotempels im J. 323 die Statue des Apollo
539 Citharoedus verfertigt habe." Die letzte Folgerung kann ich nicht anders als
durchaus unlogisch nennen. Denn es fehlt die Voraussetzung, dass wir einen
Timarchides durch andere Zeugnisse eben so als im Jahr 323 lebend nach-
weisen können, wie wir aus Plinius einen Polykles aus Ol. 156, d. i. nahezu 605
der Stadt, kennen. Hinsichtlich des „angeblichen" Tempelbaues hat aber Bergk
die folgenden Zeugnisse der Alten übersehen: Vellei. I, 11 hic est Metellus
Macedonicus, qui porticus, quae fuere circumdatae duabus aedibus sine in-
seriptione positis, quae nunc Octaviae porticibus ambiuntur, fecerat; und etwas
weiter: hic idem primus omnium Romae aedem ex marmore in iis ipsis monu-
mentis molitus; ferner Plin. 36, 40 Pasiteles Iovem fecit eboreum in Mctelli
aede, qua campus petitur; endlich Vitruv. III, 2 in porticu Metelli (aedes) Iovis
Statoris Hermodi, wo mit vollem Rechte der Name des Hermodoros hergestellt
worden ist, desselben, welcher um dieselbe Zeit, 614 d. St., den benachbarten
Marstempel für Brutus Gallaecus baute (vgl. Hermodoros unter den Architekten).
Der Tempelbau findet also nicht angeblich zur Zeit des Metellus, wenige Jahre
nach Ol. 156, statt; und wäre damals auch nur der Porticus um die Tempel
herum errichtet, so könnte es keineswegs auffallen, wenn bei dieser Gelegenheit
auch die Tempel mit neuen Statuen geschmückt worden wären. Benutzte aber
Metellus einen griechischen Architekten, den er vielleicht selbst aus Griechen-
land nach Rom gebracht hatte, den Hermodoros (von Sauras und Batrachos
will ich hier schweigen), so konnte er eben so wohl auch griechische Bild-
hauer in seinen Dienst genommen haben, und dies erscheint vielleicht noch
wahrscheinlicher, wenn wir die Frage zu beantworten suchen, warum Plinius
gerade die 156ste Olympiade als Epoche machend in der Kunst bezeichnet. In
dieselbe fällt nemlich das Jahr 600 der Stadt Rom, und dieses mochte Plinius
in seinen Quellen als den Zeitpunkt angegeben finden, in welchem die grie-
chische Kunst in Rom einen vorwiegenden Einfluss gewann. Die Künstler,
welche Plinius in dieser Epoche anführt, sind also aller Wahrscheinlichkeit nach
diejenigen, welche diesen Einfluss vornehmlich geltend machten: und warum
 
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