Studie über den Amazonenfries des Mausoleums.
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männlichen Figur in der Rückenansicht; die andere in Profil zeigt uns die
langgestreckte, ungebrochene Rückenlinie. Die fliehende Frau in Vorder-
ansicht ist in den Motiven ihrer Bewegung fast das genaue Gegenbild der
behelmten Amazone auf VII—Vili [Abb. 44 I 3]. Ihr flatteriger Mantel aber,
ebenso wie die etwas schleppende Chlanis des zweiten Jünglings verraten
die größte Verwandtschaft mit der unruhigen Gewandung der ganzen ersten
Serie. Bei so vielen Übereinstimmungen innerhalb eines engen Raumes
werden wir nicht umhin können, in dieser vierten Platte dieselbe Künstler-
hand wie in den bisher besprochenen wiederzuerkennen.
Der zweiten Serie glaube ich vier Platten zuteilen zu dürfen: I, II,
XII und XIII der Monumenti [II, XII, XIII = Abb. 44 II 1—5], über welche
zunächst einige faktische Bemerkungen zu machen sind. Der Krieger auf I
ruft nicht, wie Braun (Annali 1850 p. 301) diese Figur deutet, seine Ge-
nossen zum Kampfe auf, sondern, wie ich mich vor Jahren an den Originalen
selbst überzeugen konnte, er reißt mit seiner Rechten eine Amazone bei den
Haaren von ihrem Rosse herunter. Die ganze Platte I aber schließt sich
unmittelbar an II an. Die Richtigkeit dieser Anordnung im Britischen Mu-
seum wird durch die Photographien bestätigt, während sich hier die Zeich-
nung der Monumenti als ganz besonders ungenau erweist. Ebenso hat es
sich ergeben, daß die Platten XII und XIII eng aneinander schließen.
Von äußeren Kriterien tritt zunächst hervor, daß in dieser Serie mehrfach
Amazonen mit Ärmeln und mit Hosen vorkommen, und zwar so, daß diese
Tracht nicht etwa als eine Besonderheit der Bogenschützinnen erscheint. Denn
nach der Vereinigung von XII und XIII [Abb. 44 II 3—5] kann die gerade
auf der Scheide dieser Platten stehende Amazone nicht mehr, wie Braun
annahm, dieser Waffengattung angehören. Außerdem sind auch an der ein-
zigen Reiterin dieser Serie wenigstens die Ärmel in den Photographien be-
stimmt erkennbar. Dagegen trägt hier keine der Amazonen die sonst mit
der vollen Kleidertracht eng verbundene asiatische Mütze, während bei der
Bogenschützin in ungewohnter Weise halblange Locken weich über den
Nacken herabfallen und auch bei ihrer Nachbarin die FTaarmassen mehr als
gewöhnlich nach hinten geordnet scheinen. Das gelöste Haar der Knienden
kommt allerdings noch einmal in der vierten Serie bei einer Reiterin vor,
scheint aber beide Male mehr zur Bezeichnung einer verzweifelungsvollen
Situation als zu einer Unterscheidung der Tracht verwendet worden zu sein.
Der volleren Bekleidung der Amazonen entspricht die vollere Rüstung des
Kriegers auf I, an dem überhaupt der Panzer mit der an seinem unteren
Ende herabfallenden doppelten Reihe von Lederstreifen, die sich am Original
sicher erkennen lassen, als eines der ältesten Beispiele dieses Waffenstückes
besondere Beachtung verdient. Die leichten losgelösten Gewandstücke fehlen
nicht völlig, aber wo sie sich finden, zeigt sich in ihrer Verwendung z. B.
bei der Chlamys der Reiterin ein strengerer Charakter, oder bei der von
Herakles niedergerissenen Amazone eine größere Zurückhaltung in der Aus-
führung, die von dem krausen Flattern der ersten Serie sich wesentlich
entfernt. Auch die Chlanis des mit Helm und Schild bewaffneten Kriegers
folgt durchaus der Gesamtbewegung der Gestalt. Weniger übersichtlich ist
die Gewandung des mit Chiton und Chlanis bekleideten Kriegers disponiert,
zumal sie durch den Schild zum großen Teil zugedeckt wird und der Um-
riß desselben die Massen in ihren Linien scharf durchschneidet. Auch an
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männlichen Figur in der Rückenansicht; die andere in Profil zeigt uns die
langgestreckte, ungebrochene Rückenlinie. Die fliehende Frau in Vorder-
ansicht ist in den Motiven ihrer Bewegung fast das genaue Gegenbild der
behelmten Amazone auf VII—Vili [Abb. 44 I 3]. Ihr flatteriger Mantel aber,
ebenso wie die etwas schleppende Chlanis des zweiten Jünglings verraten
die größte Verwandtschaft mit der unruhigen Gewandung der ganzen ersten
Serie. Bei so vielen Übereinstimmungen innerhalb eines engen Raumes
werden wir nicht umhin können, in dieser vierten Platte dieselbe Künstler-
hand wie in den bisher besprochenen wiederzuerkennen.
Der zweiten Serie glaube ich vier Platten zuteilen zu dürfen: I, II,
XII und XIII der Monumenti [II, XII, XIII = Abb. 44 II 1—5], über welche
zunächst einige faktische Bemerkungen zu machen sind. Der Krieger auf I
ruft nicht, wie Braun (Annali 1850 p. 301) diese Figur deutet, seine Ge-
nossen zum Kampfe auf, sondern, wie ich mich vor Jahren an den Originalen
selbst überzeugen konnte, er reißt mit seiner Rechten eine Amazone bei den
Haaren von ihrem Rosse herunter. Die ganze Platte I aber schließt sich
unmittelbar an II an. Die Richtigkeit dieser Anordnung im Britischen Mu-
seum wird durch die Photographien bestätigt, während sich hier die Zeich-
nung der Monumenti als ganz besonders ungenau erweist. Ebenso hat es
sich ergeben, daß die Platten XII und XIII eng aneinander schließen.
Von äußeren Kriterien tritt zunächst hervor, daß in dieser Serie mehrfach
Amazonen mit Ärmeln und mit Hosen vorkommen, und zwar so, daß diese
Tracht nicht etwa als eine Besonderheit der Bogenschützinnen erscheint. Denn
nach der Vereinigung von XII und XIII [Abb. 44 II 3—5] kann die gerade
auf der Scheide dieser Platten stehende Amazone nicht mehr, wie Braun
annahm, dieser Waffengattung angehören. Außerdem sind auch an der ein-
zigen Reiterin dieser Serie wenigstens die Ärmel in den Photographien be-
stimmt erkennbar. Dagegen trägt hier keine der Amazonen die sonst mit
der vollen Kleidertracht eng verbundene asiatische Mütze, während bei der
Bogenschützin in ungewohnter Weise halblange Locken weich über den
Nacken herabfallen und auch bei ihrer Nachbarin die FTaarmassen mehr als
gewöhnlich nach hinten geordnet scheinen. Das gelöste Haar der Knienden
kommt allerdings noch einmal in der vierten Serie bei einer Reiterin vor,
scheint aber beide Male mehr zur Bezeichnung einer verzweifelungsvollen
Situation als zu einer Unterscheidung der Tracht verwendet worden zu sein.
Der volleren Bekleidung der Amazonen entspricht die vollere Rüstung des
Kriegers auf I, an dem überhaupt der Panzer mit der an seinem unteren
Ende herabfallenden doppelten Reihe von Lederstreifen, die sich am Original
sicher erkennen lassen, als eines der ältesten Beispiele dieses Waffenstückes
besondere Beachtung verdient. Die leichten losgelösten Gewandstücke fehlen
nicht völlig, aber wo sie sich finden, zeigt sich in ihrer Verwendung z. B.
bei der Chlamys der Reiterin ein strengerer Charakter, oder bei der von
Herakles niedergerissenen Amazone eine größere Zurückhaltung in der Aus-
führung, die von dem krausen Flattern der ersten Serie sich wesentlich
entfernt. Auch die Chlanis des mit Helm und Schild bewaffneten Kriegers
folgt durchaus der Gesamtbewegung der Gestalt. Weniger übersichtlich ist
die Gewandung des mit Chiton und Chlanis bekleideten Kriegers disponiert,
zumal sie durch den Schild zum großen Teil zugedeckt wird und der Um-
riß desselben die Massen in ihren Linien scharf durchschneidet. Auch an