Ferne, ja Unerreichbarkeit liegt in dein Worte Schatzkammer. Gold
und edles Gestein, Silber und Elfenbein in unterirdischen Gewölben
von Zwergen oder Eunuchen bewahrt, Geheimnis und märchenhafte
Pracht, all das gehört zu unserer frühesten Vorstellung einer Schatz-
kammer. Dabei ist uns so selbstverständlich, daß Pracht und Schön-
heit sich einander aufs innigste verbinden, daß der erste Besuch
einer wirklichen Schatzkammer zumeist tiefe Enttäuschung auslöst.
Edle Materialien sind in Überfülle zu Prunkstücken verarbeitet, die
unser Auge durch das protzige Betonen ihres Materialwertes be-
leidigen. Die Anhäufung der Gegenstände läßt das Bewußtsein für
den Schatzwert verlorengehen und macht empfindlich gegen Mängel
des künstlerischen Wertes oder gar der handwerklichen Arbeit. Wir
waren gekommen in freudiger Erwartung höchster Pracht und
müssen erkennen, daß der Begriff „Pracht" zwar stets Geldwert,
nicht immer aber künstlerischen Wert und handwerkliche Qualität
in sicli birgt.
Solche Mängel hatten auch die Kostbarkeiten antiker Schatzkammern
in weitgehendem Maße. Doch — das Kultbild der Athena Partlienos,
von des Phidias Hand aus Gold und Elfenbein gebildet, im Parthenon
auf der Akropolis von Athen war nicht nur Kultbild, sondern zu-
gleich Gegenstand der Schatzkammer des Stadtstaates Athen und
des attischen Seebundes. So wesenseigen war dem fürstlichen wie
dem Geldadel die innere Bereitschaft, ja der Wunscli nach kunst-
voll würdiger Ausgestaltung edlen Materials, daß die Göttin die
Finanzen ihrer Stadt in ihrem eigenen, vom größten Götterbildner
ihres Volkes geschaffenen Bilde verwalten konnte.
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und edles Gestein, Silber und Elfenbein in unterirdischen Gewölben
von Zwergen oder Eunuchen bewahrt, Geheimnis und märchenhafte
Pracht, all das gehört zu unserer frühesten Vorstellung einer Schatz-
kammer. Dabei ist uns so selbstverständlich, daß Pracht und Schön-
heit sich einander aufs innigste verbinden, daß der erste Besuch
einer wirklichen Schatzkammer zumeist tiefe Enttäuschung auslöst.
Edle Materialien sind in Überfülle zu Prunkstücken verarbeitet, die
unser Auge durch das protzige Betonen ihres Materialwertes be-
leidigen. Die Anhäufung der Gegenstände läßt das Bewußtsein für
den Schatzwert verlorengehen und macht empfindlich gegen Mängel
des künstlerischen Wertes oder gar der handwerklichen Arbeit. Wir
waren gekommen in freudiger Erwartung höchster Pracht und
müssen erkennen, daß der Begriff „Pracht" zwar stets Geldwert,
nicht immer aber künstlerischen Wert und handwerkliche Qualität
in sicli birgt.
Solche Mängel hatten auch die Kostbarkeiten antiker Schatzkammern
in weitgehendem Maße. Doch — das Kultbild der Athena Partlienos,
von des Phidias Hand aus Gold und Elfenbein gebildet, im Parthenon
auf der Akropolis von Athen war nicht nur Kultbild, sondern zu-
gleich Gegenstand der Schatzkammer des Stadtstaates Athen und
des attischen Seebundes. So wesenseigen war dem fürstlichen wie
dem Geldadel die innere Bereitschaft, ja der Wunscli nach kunst-
voll würdiger Ausgestaltung edlen Materials, daß die Göttin die
Finanzen ihrer Stadt in ihrem eigenen, vom größten Götterbildner
ihres Volkes geschaffenen Bilde verwalten konnte.
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