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Buchner, Ernst [Editor]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0528
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Liste anfangen? Außerdem vermissen wir hier
Gebhard, Gotthard, Burkhard, Ludger, Luzius.
Ein Kapitel über die örtliche Abgrenzung der Hei-
ligen-Vorkommen hätte daher der methodisch ver-
fahrenden Kunstforschung überaus wertvolle
Dienste geleistet, denn zahlreiche ikonographische
Entsprechungen (wieviele Heilige mit Kirchenmo-
dell, Buch, Kelch, Kerze, Schwert, Palme usw. gibt
es!), die sich als gefährliche Fallen für Nichtein-
geweihte erwiesen haben, können nur auf dem
Wege einer Standortuntersuchung zur eindeutigen
Lösung gebracht werden.
ln all den Fällen sodann, wo Attribute fehlen oder
hei ihrer Häuligkeit keine eindeutige Bestimmung
ergeben, ist der Gesamthabitus des Dargestellten,
vor allem seine sakrale Gewandung von entschei-
dender Wichtigkeit. Auch hier sehen wir uns von
Künstle verlassen, es wäre denn, daß in der für
den zweiten Band angekündigten ,pornographi-
schen Prinzipienlehre" über den so wichtigen Un-
terschied der Ordenshabite, der bischöflichen und
äbtlichen Kleidung u. a. m. abgehandelt wird,
denn nicht jedermann sind Werke wie das von
Hey lot u. a. leicht zugänglich.
Auch die Tatsache, daß die Einzelheiligen selten
allein, sondern gepaart und gruppenweise, und
zwar nach ganz bestimmten Regeln auftreten,
hätte veranlassen müssen, das Vorkommen be-
stimmter Heiligengruppen, z. B. der capitales vir
gines, der Pestpatrone, der heiligen Sippe (oder
kommt diese im zweiten Bande?), ferner die
Grundsätze der hierarchischen Bei- und Unterord-
nung zu untersuchen und so feste Normen für die
Rekonstruktion von Kunstwerken, z. B. mittel-
alterlichen Altären, zu gewinnen.
Im Einzelnen sei noch folgendes bemerkt:
Alban vonMainz und Dionysius, beide
Bischöfe mit dem abgeschlagenen Haupt in den
Händen, sind ikonographisch durchaus Doppel-
gänger und schwer zu scheiden. Doch folgt die
Verehrung Albans in der Hauptsache der Rhein-

linie (Köln, Mainz, Basel, Bodensee, Thurgau, All-
gäu, [Zell!]), lindet sich aber vereinzelt in ganz
Franken und Alemannien. — Dionysius (St.
Denis!) dagegen scheint ausschließlich monastisch
(benediktinisch) zu sein. Neuerdings wurde der
Einsiedler Mathias Grünewalds mit großer Wahr-
scheinlichkeit von Rudolf Günther als Alban von
Mainz bestimmt.
Alexander Papst, Theodulus und
E v e n t i u s. Schwäbisches Vorkommen weist mit
Sicherheit auf Gebiet des Klosters Allerheiligen in
Schalfhausen oder Wengenkloster Ulm, die olfen-
bar beide Heiltum besaßen.
Ambrosius mit der Geißel, diesseits der Alpen,
m. W. nur S. Amhr. Opera, J. Amorbach, Basel
1497, Titelblatt von Dürer.
A p o s t e 1. Es fehlt der bei Detzel ausführlich ge-
brachte Hinweis auf die Reihenfolge bei Gesamt-
darstellungen. Maßgebend war zumeist der Kanon
der Messe. Fußbekleidung: fehlend oder Sandalen,
bemerkenswerte Ausnahmen sind Bartholomäus
und Jakobus der Altere. Auch ein Wort über die
Kennzeichnung durch einen der zwölf Artikel des
Symbolums wäre wichtig gewesen, obwohl die
Verteilung nicht ganz feststeht, weil die Aufreihung
im ganzen wechselt. So Liebfrauenkirche Trier,
Marienkirche Ravensburg, St. Andreas des Meß-
kircher Meisters in der alten Pinakothek, St. Bar-
tholomäus in der Ausstellung alter Meister aus Pri-
vatbesitz, Frankfurt 1925, Meister E. S. andere
Folge.
B a r t h o 1 o m ä u s. Es fehlt die weithin maß
gebende Beschreibung bei Durandus (barba pro-
lixa, verbrämte Toga, Schuhe!). Witz in seinem
Heilsspiegelaltar hält sich genau an diese Anwei-
sung (fälschlich im Basler Katalog als Priester des
alten Bundes bezeichnet).
Bernardin von Siena. Ich vermisse den Hin-
weis auf die Ausschlagung der ihm vom Papste
angebotenen Bistümer Siena, Ferrara, Urbino: drei
Mitren zu seinen Füssen. So in Nürnberg, Ger-

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