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Die Bücherstube: kleine Mitteilungen aus der Bücherstube — 2.1922/​1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.41355#0072
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OefZIsckte vücker

Die Mischung ist die Begleiterin der Liebhaberei, der Sammelleidenschaft und der
Liebhaberpreise. 3m Bücherwesen spielt sie aus naheliegenden Gründen keine so große
Rolle wie im Kunst- und Antiquitätenhandel; denn die Büchersälschung ist schwieriger,
wird leichter entlarvt und verspricht im allgemeinen keine so großen Gewinne wie die
Fälschung von Gemälden und kunstgewerblichen Gegenständen. Wer mit seltenen
Büchern zu tun hat, weiß im allgemeinen viel mehr und verläßt sich weniger aus
Gefühl und Geschmack, auch ist das Buch in der Regel kein Vnikum, sondern steht
mit anderen in Zusammenhang oder ist ihnen gleich.
Wie die Kunstfälschung ist auch die Büchersälschung in der Hauptsache ein Kind
erst des iy. Jahrhunderts. Denn das Wachsen der Preise ist eben daraus zurückzu-
sühren, daß die Zahl der Sammler mit der Entwicklung des historischen Sinnes im
Gefolge der Romantik und mit der Bildung großer Vermögen infolge der wirtschaft-
lichen Verhältnisse immer stärker anwuchs, während der Vorrat an echten Sachen sich
immer mehr verringerte.
3n der „guten alten Zeit" lohnte sich das Büchersälschen nicht. Die Bücher des
Wittelalters nannte Wartin Luther tolle, unnütze, schädliche, mönchische Bücher, die
der Teufel eingeführt habe. Demgemäß wurden sie behandelt. 3n Pommern, in Zürich
und in England z. B. verkaufte man sie zentnerweise als Makulatur, besonders die
Wissalien, Psalterien und Breviere, die man heute mit Gold auswiegen würde. Vnd
bei der zweiten Säkularisation im Anfänge des iy. Jahrhunderts ging es an vielen
Stellen ähnlich zu. Große Bestände wurden verbrannt, um den Transport zu er-
sparen, oder ins Wasser geworfen oder zum Ausbessern von Wegen benutzt oder an
Papierfabrikanten, Buchbinder, Orgelbauer, Tabakhändler, Haarkünstler usw. ver-
kauft, der Zentner für 32 bis Z2 Kreuzer. Mancher durch seinen 3nyalt und durch
seine Ausstattung wertvolle Kodex mußte dazu dienen, um Muster und Maße für
Schuhe und Stiesel zu liefern. 3n Vassau versteigerte man 1821 die 18 pergamen-
tenen Cyorvücher aus Eberbach pfundweise, sodaß 1853 ein schöner Miniaturkodex
bei einem Pianofortesabrikanten aufgefunden, aber nur noch ein Fragment gerettet
werden konnte. Das Kopialbuch aus dem 13. Jahrhundert fand sich bei einem Buch-
binder. Denn die Kommissare und sogar die Bibliothekare fühlten sich natürlich im
Besitze der Aufklärung über die Mönchsvücher himmelweit erhaben.
Wie seitdem die Preise gestiegen sind, werde ich gelegentlich an Beispielen zeigen.
Hier sei nur erwähnt, daß die Erben des Lord Amyerst bei der Auktion im gahre iy28
durchschnittlich mindestens 152 Prozent mehr lösten, als der Lord für seine Bücher selbst
gezahlt hatte, daß ein Pergamentexemplar der 42zeitigen Bibel 1821 1222 Franken,
lyii aber 212222 Mark, ein Papierexcmplar 1822 33d2, lyn aber 11^222 Mark
 
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