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Die Bücherstube: kleine Mitteilungen aus der Bücherstube — 2.1922/​1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.41355#0120
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Cob6en-83n6er8on

faßten und gedruckten Aufsatz „Itte läeZl Vook or Vook Veäutiflll" ntedergelegt. Zum
Unterschied von der Vale und Kelmscott Presse- die Sllustration und Buchschmuck pfleg-
ten- war sein ganzer Sinn auf eine rein typographische Lösung der sich im Druck von
Prosa, Poesie und Drama darbtetenden Aufgaben eingestellt. Denn ihm kam es vor
allem daraus an, der Phantasie restlos den Gedanken oder das Bild zu vermitteln,
das der Dichter Mitteilen wollte-nicht- die durch das Sinnbild zu übermittelnde
geistige Schönheit und Anmut des gedachten Dinges durch eine selbfleigene körperliche
Schönheit und Anmut zu ersetzen, sondern - dieser Mitteilung durch die klare Schön-
heit des tragenden Mittels Eingang zu verschaffen —
-Nachdem er sich an Tacitus Agricola, einigen Tennyson'schen Gedichten versucht- er-
schienen nach dem eben genannten „Book Leäutfful" und einem als Dedikation an
Morris gedachten Vortrag Mackail's die englische Bibel'), die gewaltigste Sprach-
schöpsung der englischen Litteratur in einer Monumentalausgabe von fünf Bänden.
3hr folgten Mllton's baräälse 1,08t ReFäinech und Goethe's Kaust. Als weitere
Reihe erschien Carlyle's ZZi-wr Ke^rtus, Emerson's kssäys und Ruskin's „Unw tlü8
l-L8t", gefolgt von Browning's ,,lvlen sncl Women",
Denn die zweite Aufgabe, die sich Cobden-Sanderson bei Gründung seiner Presse
gestellt hatte, war „die großen Werke, die in verschiedenen Epochen das Ringen des
Menschengeistes nach Ausdruck der schöpferischen, zerstörenden und überwindenden
Gedanken seiner Zeit spiegeln, in monumentaler Form wiederzugeben". iysy ging
er daran, die Syakespear'schen Werke, beginnend mit Hamlet herauszugeöen, da-
zwischen erscheinen ferviFilmm veneri8 und vräMäti8 ?er30NLe von Browning) Goe-
tye's Wertyer und gphigenie, Wordswork Gedichte, und eigene Aufsätze, vor allem sein
Oeäo, in dem er sein Glaubensbekenntnis ablegt. Denn das ganze Werk Cobden-
Sandersons ist nichts Äußerliches und Zufälliges, sondern in der Tiefe seines Wesens
begründet und Ausdruck eines ehrfürchtigen inneren Erlebens. Deshalb hat er auch
der Jugend seiner Zeit ein 3deal gesetzt, dem sie begeistert nachstreöte und wenn auch
geschäftstüchtigere „Kollegen" immer wieder behaupteten „es käme nichts dabei heraus",
hielt er in Tat und Wort daran fest, daß der Mensch nicht sich selbst lebt und für den
eigenen Vorteil schafft, sondern nur, wenn er mit allen seinen Kräften dem Ganzen
dient, das höchste erreicht und fruchtbar wird. Wie alle Künstler des Morris'schen Kreises
war Cobden-Sanderson „Sozialist", aber nicht im Sinn von Lohn- und Klassenkämpsen,
die er verabscheute, sondern in der Erstrevung der Ausbildung jedes gndtviduums zu
einem Vollmenschen, der kein isoliertes, mechanisches und gleichgültiges Rad im Welt-
getriebe ist, sondern „ein starker und erleuchteter Schaffender, der die Folgerichtigkeit
seiner Arbeit im Werkprozeß - wie bescheiden sie auch sei -, ihre Beziehungen zur Mit-
und -Umwelt und zur historischen Vergangenheit kennt, ihren Zweck und ihre Wirkungs-
möglichkeiten ersaßt und so zu einer zusammenhängenden Weltanschauung gelangt,

r) Die noch heute geöräuchliche VtöelMerseßung erschien zur Zeit Shakespeares.
 
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