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Bei August Stramm entwickelte sich das Drama fort von der Mitteilung,
von der Propaganda und der Charaktergestaltung zu explosiver Aktivität. Es
entstanden Gestaltungsversuche in BEWEGUNG UND TON (Sprache)
durch die Stoßkraft menschlicher Energiequellen (Leidenschaft). Das Theater
gab bei ihm keine erzählbare Geschichte, sondern Aktion und Tempo, welche
ohne Vorbereitung aus dem Impuls des Bewegungswunsches fast AUTO-
MATISCH und in stürzender Folge hervorbrachen. Die Aktion war aller-
dings auch bei ihm nicht frei von literarischer Belastung.

»Literarische Belastung« ist die im Drama Selbstzweck gebliebene Gedanken-
übermittlung, die ohne Notwendigkeit aus dem Bereich der literarischen Wirk-
samkeit (Roman, Novelle usw.) auf die Bühne gesetzt wird. Eine Wirklichkeit
oder Wirklichkeitsmöglichkeit, wenn auch noch so phantastisch, allein aus-
zusprechen oder darzustellen, ohne die schöpferische Gestaltung eines nur der
Bühne eigenen Aktionsvorganges, bleibt Literatur. Erst die Spannungen,
welche in den auf das Allernotwendigste beschränkten Mitteln verborgen
sind, in eine allseitige dynamische Aktionsbeziehung bringen: ist Bühnen-
gestaltung. Noch in der letzten Zeit konnte man über den wirklichen Wert
einer Bühnengestaltung getäuscht werden, wenn sie mit großem literarischen
Aufwand revolutionäre, sozial-ethische oder ähnliche Probleme aufrollte.

2. VERSUCHE HEUTIGER THEATER-
GESTALTUNG

a) Theater der Überraschungen, Futuristen,

Dadaisten, Merz

Bei der Untersuchung aller Gestaltungen gehen wir heute von der Ziel, Zweck
und Materialien einbeziehenden Funktion aus.

Von dieser Voraussetzung aus gelangten die FUTURISTEN, EXPRES-
SIONISTEN UND DADAISTEN (MERZ) zu dem Ergebnis, daß die phone-
tischen Wortbeziehungen die anderen Gestaltungsmittel der Literatur an Be-
 
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