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L. MOHOLY-NAGY

TH EATER,ZIRKUS, VARIETE

I

t. DAS GESCHICHTLICHE THEATER

Das geschichtliche Theater war im wesentlichen Bericht oder Propaganda
oder gestaltete Aktionskonzentration von Geschehnissen und Lehren, und zwar
in ihrer weitesten Bedeutung: also als »dramatisierte« Sage, als religiöse
(kultische) oder staatliche Werbung, als verdichtete Handlung mit einer mehr
oder weniger durchschimmernden Tendenz.

Von Geschehniskopie, einfacher Erzählung, Leitsatz oder Plakattext unter-
schied sich das Theater durch die ihm eigene Synthese der Darstellungs-
elemente: TON, FARBE (LICHT), BEWEGUNG, RAUM, FORM (GEGEN-
STÄNDE UND MENSCHEN).

Mit diesen Elementen — in ihren betonten, oft aber unbeherrschten Zu-
sammenhängen — versuchte man ein gestaltetes Erlebnis zu vermitteln.

Im Erzählungsdrama der Frühzeit waren diese Elemente im allgemeinen illu-
strativ angewandt, der Mitteilung oder der Propaganda untergeordnet. Die
Entwicklung führte zum Aktionsdrama, in dem die Elemente einer bewegungs-
dramatischen Gestaltung sich klärten. (Stegreiftheater, Commedia dell’arte.)
Diese machten sich mehr und mehr von der sachlichen, nicht mehr vorherrschen-
den Zentralität einer logischen, gedanklich-gefühlsmäßigen Handlung frei. Ihr
Tendenzcharakter verschwand langsam zugunsten einer freieren Aktions-
konzentration (Shakespeare; die Oper).

S
 
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