DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:Freise, Kurt: Jacob Pijnas oder Jacopo Bassano?
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.19800#0195
und wir sehen nur die leere Strasse. Ist das absichtlich geschehen ? Oder handelt es sich
urn ein unvollendet gebliebenes Werk? Denn diese Tordurchfahrt wirkt in der Tat
etwas leer.
Warum weist ferner die stehende Jungfrau nach links? Was haben wir uns dort
für einen Vorgang zu denken? Überhaupt einen, der die Aufmerksamkeit der Blumen-
pflückenden in Anspruch nehmen kann? Oder mag sie den beiden Knienden nur den
Auftrag geben, die in dem Korbe gesammelten Blumen dorthin zu bringen? —
Genug, die Deutung dieses Bildes ist so ohne weiteres nicht ganz leicht. So wurde
es s. Z. im »Museum” (IX. Jahrgang, Nr. 108) auch nur unter dem Titel »Landliche Szene”
veröffentlicht. Und im Text dazu hiess es: »Ob das hier reproduzierte Werk reines
Abb. 1. Jacob Pijnas zugeschrieben: Der Raub der Proserpina.
Rijksprentenkabinet in Amsterdam.
Idyllenbild, oder ob ein Stoff der antiken Sage — etwa Eurydike beim Blumenpflücken
oder Proserpina — gemeint ist?”
Im Katalog der Galerie Doria war diese Frage allerdings schon entschieden; das
Bild figuriert dort als »Ratto di Proserpina”. Dafür spricht nun auch ganz entschieden
die Amsterdamer Handzeichnung: dass der Künstler ursprünglich an eine Darstellung des
Raubes der Proserpina gedacht hat — wenn wir annehmen, dass jenes Blatt als eine
Vorzeichnung bezw. Vorstudie von Jacopo Bassano für das Gemalde der Galerie Doria
gedient hat, also von J. Bassano ist. Darf man- diese Federzeichnung aber dem J. Bassano
zuschreiben? Dies zu entscheiden, wage ich nicht und möchte es daher den Spezialkennern
italienscher Kunst überlassen. Mein eigenes Urteil in dieser Frage beschranke ich darauf,
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urn ein unvollendet gebliebenes Werk? Denn diese Tordurchfahrt wirkt in der Tat
etwas leer.
Warum weist ferner die stehende Jungfrau nach links? Was haben wir uns dort
für einen Vorgang zu denken? Überhaupt einen, der die Aufmerksamkeit der Blumen-
pflückenden in Anspruch nehmen kann? Oder mag sie den beiden Knienden nur den
Auftrag geben, die in dem Korbe gesammelten Blumen dorthin zu bringen? —
Genug, die Deutung dieses Bildes ist so ohne weiteres nicht ganz leicht. So wurde
es s. Z. im »Museum” (IX. Jahrgang, Nr. 108) auch nur unter dem Titel »Landliche Szene”
veröffentlicht. Und im Text dazu hiess es: »Ob das hier reproduzierte Werk reines
Abb. 1. Jacob Pijnas zugeschrieben: Der Raub der Proserpina.
Rijksprentenkabinet in Amsterdam.
Idyllenbild, oder ob ein Stoff der antiken Sage — etwa Eurydike beim Blumenpflücken
oder Proserpina — gemeint ist?”
Im Katalog der Galerie Doria war diese Frage allerdings schon entschieden; das
Bild figuriert dort als »Ratto di Proserpina”. Dafür spricht nun auch ganz entschieden
die Amsterdamer Handzeichnung: dass der Künstler ursprünglich an eine Darstellung des
Raubes der Proserpina gedacht hat — wenn wir annehmen, dass jenes Blatt als eine
Vorzeichnung bezw. Vorstudie von Jacopo Bassano für das Gemalde der Galerie Doria
gedient hat, also von J. Bassano ist. Darf man- diese Federzeichnung aber dem J. Bassano
zuschreiben? Dies zu entscheiden, wage ich nicht und möchte es daher den Spezialkennern
italienscher Kunst überlassen. Mein eigenes Urteil in dieser Frage beschranke ich darauf,
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