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Bunsen, Marie von
John Ruskin: sein Leben und sein Wirken; eine kritische Studie — Leipzig: Seemann, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.66337#0060
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52 Ruskin
mit den unvergleichlichen Amazonenreliefs aus dem
Skopaischen Kreise — man vergegenwärtige sich, was
es heisst, dieses Originalwerk zu besitzen — hat nach
der Ansicht dieses merkwürdigen Kunstgelehrten das
Britische Museum „unwohnlich“ gemacht (Pr. II 226).
Derselbe Professor sagt (Crown 119): „Von Aegypten
aus kamen die Künste unmittelbar nach Griechenland,
wo alle Poesie, alle Malerei einzig und allein den
Krieg schildern, preisen und dramatisch verarbeiten,
oder aber die darauf vorbereitenden Uebungen im
Anschluss an religiöse Handlungen.“ Diese Ent-
stehungsgeschichte der griechischen Kunst (von der
summarischen Betonung des kriegerischen Elementes
ganz abzusehen) ist 1866 gedruckt, nachdem der
Einfluss der kleinasiatischen Kunst längst bekannt
war; meine Ausgabe von 1900 bringt die indessen
nur noch krasser gewordene Unrichtigkeit ruhig wieder.
Mit der gleichen Unbildung verwirft er in den 1875
erschienenen „Mornings in Florence“ (68) schlankweg
die seit langem feststehende Beurteilung der früher
sogenannten „etruskischen Kunst“.
Da selbst Ruskin bekannt war, dass die römische
Kunst der griechischen nachstand, erklärt er die That-
sache durch die geringfügige kriegerische — er sagt
nicht ritterliche — Gesinnung der Römer (Crown 121).
Weiter führt er dann aus, dass der Untergang der Künste
mit dem Untergang des Militarismus Hand in Hand
ginge, „sie fristen nur noch ein kümmerliches Dasein
bei Völkern, welche, wie die Franzosen und wir, noch
die Gesinnungen von Kriegern haben, wenn wir diesen
Beruf auch nicht mehr alle ergreifen“ (Crown 122).
Wie haben sich aber grade die Kriegerstaaten
Sparta, Preussen und Savoyen vor ihren Nachbar-
ländern auf künstlerischem Gebiete ausgezeichnet?
 
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