Florentinische und andere Meister. Griechische Kunst 51
hervorragenden Masse weder Eigenart, Schönheit noch
göttliche Kraft verliehen“ (Aratra 195). „Die Griechen
zeichneten und bildeten Körper und Glieder mit
bewunderungswürdiger Kunst, doch haben sie, so
weit mir bekannt ist, niemals das Antlitz so gut
wiedergegeben, als irgend einer der grossen Italiener!
Wiederum gelang dem Italiener das Antlitz in un-
erreichbarer Art, niemals jedoch im vollständigsten
Masse der Körper, da auf Befehl seiner Religion er
stolz und verzweifelt sein Heil darin suchte, diesen
zu demütigen“ (Aratra 181). Was hätten die mit
heiligem Ernst den Körperbau studierenden Pollajuolo,
Signorelli, Mantegna, Michelangelo zu dieser Auf-
fassung gesagt!
Wiederum: „Die höchste Schönheit des mensch-
lichen Körpers ist nur einmal erreicht worden, durch
keinen systemkundigen Maler, sondern durch den
heiligen Dominikanermönch von Fiesoie“ (M. P. II132).
Dass grade Fra Angelicos Werke auch die Griechen,
grade in der Schönheit des menschlichen Körpers
übertreffen sollten, ist allerdings eine ungewöhnlich
starke Behauptung. Ueberraschend auch der Satz:
„Bei der griechischen Baukunst kommt es mehr auf
ihren grossartigen plastischen Figurenschmuck als auf
die architektonischen Verhältnisse an“ (Lectures 117).
Sollte ihm auch der geplünderte, entgötterte Parthenon
gar nichts sagen?
In der hellenischen Kunst sah er nur das heroisch
Ernste. Fast möchte man glauben, dass die ganze
erotische, glückpredigende Lyrik ihm fremd gewesen
sei, dass er sich nie an der heitern Grazie der Vasen-
bilder erfreut habe, dass er im Aristophanes keinen
Kunstwert zu entdecken vermöchte. Das berühmte
Denkmal des Mausolus, eines der sieben Weltwunder,
4*
hervorragenden Masse weder Eigenart, Schönheit noch
göttliche Kraft verliehen“ (Aratra 195). „Die Griechen
zeichneten und bildeten Körper und Glieder mit
bewunderungswürdiger Kunst, doch haben sie, so
weit mir bekannt ist, niemals das Antlitz so gut
wiedergegeben, als irgend einer der grossen Italiener!
Wiederum gelang dem Italiener das Antlitz in un-
erreichbarer Art, niemals jedoch im vollständigsten
Masse der Körper, da auf Befehl seiner Religion er
stolz und verzweifelt sein Heil darin suchte, diesen
zu demütigen“ (Aratra 181). Was hätten die mit
heiligem Ernst den Körperbau studierenden Pollajuolo,
Signorelli, Mantegna, Michelangelo zu dieser Auf-
fassung gesagt!
Wiederum: „Die höchste Schönheit des mensch-
lichen Körpers ist nur einmal erreicht worden, durch
keinen systemkundigen Maler, sondern durch den
heiligen Dominikanermönch von Fiesoie“ (M. P. II132).
Dass grade Fra Angelicos Werke auch die Griechen,
grade in der Schönheit des menschlichen Körpers
übertreffen sollten, ist allerdings eine ungewöhnlich
starke Behauptung. Ueberraschend auch der Satz:
„Bei der griechischen Baukunst kommt es mehr auf
ihren grossartigen plastischen Figurenschmuck als auf
die architektonischen Verhältnisse an“ (Lectures 117).
Sollte ihm auch der geplünderte, entgötterte Parthenon
gar nichts sagen?
In der hellenischen Kunst sah er nur das heroisch
Ernste. Fast möchte man glauben, dass die ganze
erotische, glückpredigende Lyrik ihm fremd gewesen
sei, dass er sich nie an der heitern Grazie der Vasen-
bilder erfreut habe, dass er im Aristophanes keinen
Kunstwert zu entdecken vermöchte. Das berühmte
Denkmal des Mausolus, eines der sieben Weltwunder,
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