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Absehnitt. ^tcht an; seit ihm aber vermehren die päpstlichen Nepoten
Der Nepot als die Unruhe Jtaliens durch das Streben nach einem großen
Fürft. Fürstenthum. Früher war es etwa vorgekommen, daß die
Päpste ihre Oberlehnsherrlichkeit über Neapel zu Gunsten
ihrer Verwandten geltend machen wollten ') z seit Calixt III.
aber war hieran nicht mehr so leicht zu denken und Giro-
lamo Riario mußte, nachdem die Ueberwältigung von
Florenz (und wer weiß wie mancher andere Plan) miß-
lungen war, sich mit Gründung einer Herrschaft auf Grund
und Bodeu des Kirchenstaates selber begnügen. Man
mochte dieß damit rechtfertigen, daß die Romagna mit ihren
Fürsten und Stadt-^Tyrannen der päpstlichen Oberherrschaft
völlig zu entwachseu drohte, oder daß sie in Kurzem die
Beute der Sforza und der Venezianer werden konnte, wenn
Rom nicht auf diese Weise eingriff. Allein wer garantirte
in jenen Zeiten und Verhältnissen den dauernden Gehorsam
solcher souverän gewordener Nepoten und ihrer Nachkonnnen
gegen Päpste, die sie weiter nichts mehr angingen? Selbst
der noch lebende Papst war nicht immer seines eigenen
Sohnes oder Neffen sicher, und vollends lag die Versuchung
nahe, den Nepoten eines Vorgängers durch den eigenen zu
verdrängen. Die Rückwirkungen dieses ganzen Verhalt-
nisses auf das Papstthum selbst waren von der bedenklich-
sten Art; alle, auch die geistlichen Zwangsmittel wurden
ohne irgend welche Scheu an den zweideutigsten Zweck ge-
wandt, welchem sich die andern Zwecke des Stuhles Petri
unterordnen mußten, und wenn das Ziel unter heftigen
Erschütterungen und allgemeinem Haß erreicht war, so hatte
man eine Dynastie geschaffen, welche das größte Jnteresse
am Untergang des Papstthums hatte.
Als Sixtus starb, konnte sich Girolamo nur mit äu-
ßerster Mühe und nur durch den Schutz des Hauses Sforza
0 Schon Honorius II. wollte nach dem Tode Wilhelms I. 1127 Apu-
lien einziehen, als „dem h. Petrus heimgefallen".
Absehnitt. ^tcht an; seit ihm aber vermehren die päpstlichen Nepoten
Der Nepot als die Unruhe Jtaliens durch das Streben nach einem großen
Fürft. Fürstenthum. Früher war es etwa vorgekommen, daß die
Päpste ihre Oberlehnsherrlichkeit über Neapel zu Gunsten
ihrer Verwandten geltend machen wollten ') z seit Calixt III.
aber war hieran nicht mehr so leicht zu denken und Giro-
lamo Riario mußte, nachdem die Ueberwältigung von
Florenz (und wer weiß wie mancher andere Plan) miß-
lungen war, sich mit Gründung einer Herrschaft auf Grund
und Bodeu des Kirchenstaates selber begnügen. Man
mochte dieß damit rechtfertigen, daß die Romagna mit ihren
Fürsten und Stadt-^Tyrannen der päpstlichen Oberherrschaft
völlig zu entwachseu drohte, oder daß sie in Kurzem die
Beute der Sforza und der Venezianer werden konnte, wenn
Rom nicht auf diese Weise eingriff. Allein wer garantirte
in jenen Zeiten und Verhältnissen den dauernden Gehorsam
solcher souverän gewordener Nepoten und ihrer Nachkonnnen
gegen Päpste, die sie weiter nichts mehr angingen? Selbst
der noch lebende Papst war nicht immer seines eigenen
Sohnes oder Neffen sicher, und vollends lag die Versuchung
nahe, den Nepoten eines Vorgängers durch den eigenen zu
verdrängen. Die Rückwirkungen dieses ganzen Verhalt-
nisses auf das Papstthum selbst waren von der bedenklich-
sten Art; alle, auch die geistlichen Zwangsmittel wurden
ohne irgend welche Scheu an den zweideutigsten Zweck ge-
wandt, welchem sich die andern Zwecke des Stuhles Petri
unterordnen mußten, und wenn das Ziel unter heftigen
Erschütterungen und allgemeinem Haß erreicht war, so hatte
man eine Dynastie geschaffen, welche das größte Jnteresse
am Untergang des Papstthums hatte.
Als Sixtus starb, konnte sich Girolamo nur mit äu-
ßerster Mühe und nur durch den Schutz des Hauses Sforza
0 Schon Honorius II. wollte nach dem Tode Wilhelms I. 1127 Apu-
lien einziehen, als „dem h. Petrus heimgefallen".