SS
Renaissance.
amt in der Sixtina. In Ecifaels Sposalizio (Brera in Mailand) findet
sich dann ein gesetzrnässig schönes Zusammenwirken der geschicht-
lichen Composition und des baulichen Hintergrundes, welcher hierauf
rasch seinen überreichen Schmuck verliert und. in die Dienstbarkeit
des malerischen Ganzen tritt. Daneben scheidet sich (schon mit Bal-
dassare Peruzzfs Malereien im ersten obem Saal der Farnesina in
Rom) eine sog. Prospectmalerei als eigene Gattung aus.
Mehrere der grössten Historienmaler haben indess fortwährend
dem baulichen Hintergrund alle Sorgfalt zugewendet, wo der Gegen-
stand denselben irgend zuliess. So vor allem Eafael, welcher schon
wegen der Räumlichkeit der „Schule von Athen"1) und der „Messe
von Bolsena" (die des „Heliodor" ist schwächer) den grössten Archi-
tekten beizuzählen sein würde. Dann zeigt sich Andrea del Sarto in
seinen Fresken (Vorhalle der Annunziata zu Florenz) als ein Meister
^ einfach edler Baukunst. Von den spätem sind die Venezianer in dieser
Beziehung am reichsten (wie auch schon das Quattrocento in den Ge-
mälden des Bellini, Cima und namentlich des Carpaccio oft überreich
an malerischen und phantastischen Motiven ist), Paul Veronese zu-
mal, obschon alle seine Prachthallen das einzige Gebäude der Schule
von Athen nicht aufwiegen. In der Zeit der entarteten Kunst nahm
dieser Bestandtheil der Malerei schon als Hülfsinittel der Illusion
einen neuen, beträchtlichen Aufschwung, und unsere bedeutendsten
Historienmaler könnten wohl einen Pater Pozzo, einen Luca Giordano
und dessen Schüler um ihre ungemeine Fertigkeit in der Linien- und
Luftperspective architektonischer Gründe beneiden.
Sehr edel, obwohl etwas kalt, ist die Architektur in den Bildern
des Nie. Poussin (auch wohl des Claude Lorrain) gestaltet.
Ausser den Gemälden sind auch die Intarsien (eingelegten Holz-
arbeiten) an den Chorstühlen mancher Kirchen sehr belehrend; mit
Vorliebe wurden darin architektonische Ansichten dargestellt, oft von
reicher, phantastischer Art; die besten vielleicht in S. Giovanni zu
Parma. Auch wo die Intarsien geschichtliche Scenen enthalten, sind
die baulichen Hintergründe bisweilen wichtig; so an den Chorstühlen
von S. Domenico in Bologna.
Der Erste, welcher nach emsigem Studium der Ruinen Roms, mit
vollem Bewusstsein dessen, was er wollte, die Bauformen des Alter-
thums wieder ins Leben rief, war bekanntlich Füippo Brunellesco von
a Florenz (1377—1446). Die Kuppel des Domes, als grösstes mecha-
nisches Meisterwerk alles bisher2) Geleistete überbietend, ist für die
1) Vasari's Kachricht, Bramante habe diese Composition entworfen, wurde
durch die Auffindung von Bramante's Originalskizze bestätigt; vgl. H. v. Gej-
müller „Raffaello Architetto".
2) Die Studien ßrundlesco's begannen 1417; zu der Wölbung wurde 1425 der
Renaissance.
amt in der Sixtina. In Ecifaels Sposalizio (Brera in Mailand) findet
sich dann ein gesetzrnässig schönes Zusammenwirken der geschicht-
lichen Composition und des baulichen Hintergrundes, welcher hierauf
rasch seinen überreichen Schmuck verliert und. in die Dienstbarkeit
des malerischen Ganzen tritt. Daneben scheidet sich (schon mit Bal-
dassare Peruzzfs Malereien im ersten obem Saal der Farnesina in
Rom) eine sog. Prospectmalerei als eigene Gattung aus.
Mehrere der grössten Historienmaler haben indess fortwährend
dem baulichen Hintergrund alle Sorgfalt zugewendet, wo der Gegen-
stand denselben irgend zuliess. So vor allem Eafael, welcher schon
wegen der Räumlichkeit der „Schule von Athen"1) und der „Messe
von Bolsena" (die des „Heliodor" ist schwächer) den grössten Archi-
tekten beizuzählen sein würde. Dann zeigt sich Andrea del Sarto in
seinen Fresken (Vorhalle der Annunziata zu Florenz) als ein Meister
^ einfach edler Baukunst. Von den spätem sind die Venezianer in dieser
Beziehung am reichsten (wie auch schon das Quattrocento in den Ge-
mälden des Bellini, Cima und namentlich des Carpaccio oft überreich
an malerischen und phantastischen Motiven ist), Paul Veronese zu-
mal, obschon alle seine Prachthallen das einzige Gebäude der Schule
von Athen nicht aufwiegen. In der Zeit der entarteten Kunst nahm
dieser Bestandtheil der Malerei schon als Hülfsinittel der Illusion
einen neuen, beträchtlichen Aufschwung, und unsere bedeutendsten
Historienmaler könnten wohl einen Pater Pozzo, einen Luca Giordano
und dessen Schüler um ihre ungemeine Fertigkeit in der Linien- und
Luftperspective architektonischer Gründe beneiden.
Sehr edel, obwohl etwas kalt, ist die Architektur in den Bildern
des Nie. Poussin (auch wohl des Claude Lorrain) gestaltet.
Ausser den Gemälden sind auch die Intarsien (eingelegten Holz-
arbeiten) an den Chorstühlen mancher Kirchen sehr belehrend; mit
Vorliebe wurden darin architektonische Ansichten dargestellt, oft von
reicher, phantastischer Art; die besten vielleicht in S. Giovanni zu
Parma. Auch wo die Intarsien geschichtliche Scenen enthalten, sind
die baulichen Hintergründe bisweilen wichtig; so an den Chorstühlen
von S. Domenico in Bologna.
Der Erste, welcher nach emsigem Studium der Ruinen Roms, mit
vollem Bewusstsein dessen, was er wollte, die Bauformen des Alter-
thums wieder ins Leben rief, war bekanntlich Füippo Brunellesco von
a Florenz (1377—1446). Die Kuppel des Domes, als grösstes mecha-
nisches Meisterwerk alles bisher2) Geleistete überbietend, ist für die
1) Vasari's Kachricht, Bramante habe diese Composition entworfen, wurde
durch die Auffindung von Bramante's Originalskizze bestätigt; vgl. H. v. Gej-
müller „Raffaello Architetto".
2) Die Studien ßrundlesco's begannen 1417; zu der Wölbung wurde 1425 der