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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 3
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0080
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72

Denkmalsschutz.

Ein Gesetzentwurf zum Schutze frühgeschichtlicher
Denkmäler, der für Preutzen ausgearbeitet wurde, aber
wegcn sinanzieller Bedenken bisher zurückgestellt wordcn
ist, wird voraussichtlich nunmehr zunüchst für die Rhein-
provinz, die für derartige Denkmüler hauptsüchlich in
Betracht kommt, in Kraft gesetzt werden. Sollten sich
die Bestimmungen des Entwurfs bcwühren, so ist eine
Ausdehnung auch auf andere Provinzen in Aussicht ge-
nonunen.

Abb. S7. Schlotz Liniburg a. d. Lahn.
Nach einem Original von Professor Max Koch.

Srunewalcj.

Das Zagdschloß Grunewald zeigt sich jetzt von der
Ostseite her in cinem neuen Gewande. Der langgestreckte
Bau, benutzt zur Aufbewahrung von Zagdgerütschaften,
ist umgebaut worden und hat ein neues steiles Dach er-
halten. Unl das Schloß herum wurden breite Vorgärten
und andere Schmuckanlagen neu angelegt.

fiohenrollern.

Die durch das Erdbeben auf dcr Burg Hohenzollern
verursachten Bcschädigungen belaufen sich nach neueren
Nachrichten auf ca. 30—40 000 Mk. — Zm Erdbeben-
gebiet treten immer noch neue Gebäudebeschädigungen
zutage. So zeigt es sich jetzt, datz auch die Kirchen von
Streichen und Lautlingen stark gelitten haben.

Nohkönigsburg.

Auf der Hohkönigsburg haben in den Aahren 1011
bis 1SI2, seit dem letzten Kaiserbesuch, die Arbeiten am
künstlerischen Ausbau des Innern nicht geruht. Die
Tätigkeit des Hohkönigsburg-Vereins galt diesmal der
Ausstattung des sogenannten Küchenbaues. Zn diesem
wurden vier Räume eingerichtet, und zwar in schlichten
Formen des ausgehenden 15. Zahrhunderts. Die Räume
wurden mit einer Holzvertäfelung versehen, für die
Studien im Elsah und in der nahen Schweiz als Unter-
lagen dienten. Reste solcher Wandvertäfelungen finden
sich mehrfach im Elsah, so inDambach und inSchlettstadt,
während vollständig erhaltene Holzvertäfelungen in den
Räumen des Klosters Stein amRhein vorhanden sind, des
berühmten schönen Besitzes des Prosessor Vetter in Bern.

Die Arbeitcn wurden nach den Entwürfen des Archi-
tekten der Hohkönigsburg, Professor Bodo Ebhardt, nach
langwierigen Studien durch verschiedene Firmen aus-
geführt. — Die Dertäfelung für zwei Zimmer, die als
Zimmer der Kaiserin bei gelegentlichem Aufenthalt zu
dienen bestimmt sind, lieferte die Firma Hugo Steinhaus
in Heilbronn, die darunterliegenden Zimmer sind für die
Hofmarschälle bestimmt; ihre Vertäfelung wurde von
der Hoftischlerei L. Lüdtke, Berlin, ausgeführt.

Auher diesen vier Räumen wurde die Ausstattung
des prächtigen Kaisersaales vollendet, und zwar hat hier
der Maler Leo Schnug, ein Elsässer, die grohartigen
figurenrcichen Malereicn ausgeführt, deren Kartons der
Kaiser im Vorjahre bereits gesehen und genehmigt hat.
Für denselben Raum fertigte die Elsässer Firma Z. Z.
Graf in Gebweiler 30 Lederstühle an, die nach den An-
deutungen des aiten Inventars von 1006 mit vergol-
detem Cordovaleder bezogen wurden. Die Lederbezüge
wurden nach langen Proben und Versuchen von der
Firma Georg Hulbe in Hamburg ausgeführt.

Auch diese Arbeiten wurden nach Entwürfen des
Architekten der Burg, Professor Bodo Ebhardt, ausge-
führt, der für die Ausstattung der Burg auch sehr umfang-
reiche Ankäuse von elsässischen und anderen Altertümern,
Truhen, Schränken, Stühlen und Tischen bewirkt hat.

Die Malereien behandeln symbolische Szenen aus
dem höfischen Leben des 15. Iahrhunderts. II. a. sind
dargestellt Turniere, in denen die Ritter und Zu-
schauer die Wappen der ehemaligen Besitzer der Burg
tragen. Eine Belagerung einer Burg (von 1402) zeigt
ein grotzes Bild mit hunderten von fein gezeichneten
Figuren auf der Ostwand des Saales; Kanonen und
Belagerungsmaschinen, wie sie Karl der Kühne von
Nancy und Murten angewandt hat, sind von Leo Schnug
nicht nur historisch treu dargestellt, sondern auch mit feinstein
künstlerischem Gefühl in denRaum um den ragenden Burg-
berg komponiert. Den zwei I. Stock hohen Kamin an der
Nordwand ziert ein riesiger Ritter Georg mit dem Drachen.

Der Kaisersaal mit seiner Ausstattung an echten alten
Rüstungen und Wafsen aus der berühmten Sammlung
 
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