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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 3
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0079

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71

reinen Steinbautcn. Durch in großer Anzahl gefundene
römische Münzen läht sich die Entstehungszeit des Lagers
auf ca. ZZ0 n. Chr. angeben. Eine starke Brandschicht
ün Bodcn crmöglicht den Schluh, dah das Kastell durch
Fcuer vernichtet wurde.

Necilitz, 17ömerschanre.

Der Leiter der Ausgrabungen arch dcr Römcrschanze
bei Nedlih, unweit Potsdam, berichtete in der Anthropo-
logischcn Gesellschaft übcr das Ergebnis der Tütigkeit im
Iahre 1S11. Die Untersuchung des Bauwerks führte zu
dem sichcren Ergebnis, dah es sich um eine germanische
Burg aus dcm 6.—7. Iahrhundcrt v. Chr. handclt, die
längere Zeit hindurch von den Germancn bewohnt und
hauptsächlich als Fliehburg diente, dann in die Hände
der Slawen geriet und von diescn bis ins Mittelalter
hinein benutzt wurde.

* Neuneck.

Im württbg. Schwarzwald wurden im Frühjahr
und Herbst 1911 dank Unterstützung des w. Schwarz-
waldvereins die Grundmauern der alten Burg Neuncck
freigelcgt, um ihre chemalige Anlage festzustcllen. Drei
Gcbäude dcr Hauptburg nebst dcr Ringmauer mit teil-
weise m Stärke wurdcn aufgedcckt, sowie cin spüter
angebauter Treppenturm in Achteckform mit bedeutenden
Restcn cines spütgotischen Stabwcrkportals mit geradem
Sturz, daran mehrcre Stcinmehzeichen. Die Lünge der
Burg bis zum Halsgraben beträgt 71 m und die Breite
mißt 42 m. Insgesamt scheint die Burg 4 Eebäude
gehabt zu habcn, von dcnen noch cins in der Dorburg
steht. Ein Bergfried fehlt. Weitcr wurden gefundenFrag-
mente von Ofenkacheln im Stil dcs 16. Iahrh. mit bi-
blischcn Darstellungcn. Ein schon früher gcfundenes
Steinbild einer weiblichen Heiligenfigur (Maria?) wurde
leider verschleppt. Die Mauern wurden wieder zugedeckt.

K. A. Koch.

Besitzwechsel.

I7lieinbach.

Die Stadt Rhcinbach hat dic im Orte gelegene glcich-
namige Burg nebst einigen dazugehörigen Grundstücken
für den Preis von Z0OOO Mk. erworben. Die Burg
soll im Sinne der Dcnkmalpflegc vcrwcrtct wcrden,
u. a. ist dic Einrichtung eincr Schüler- und Studenten-
hcrbcrge geplant.

Lronberg.

Burg Cronberg im Taunus, die bisher der Besichti-
gung nicht zugänglich war, soll nunmehr zum allgemcinen
Besuche freigegcben werdcn. Im Burghofe soll cine
Wirtschaft eingerichtet werden.

Verschiedenes.

* Lassel, lüancjgrakenschloß 17onclel!.

Der einzige noch erhaltene, zum alten hessischen
Landgrafenschloh gehörige Bollwerksturm am Ilfer der

Fulda wurde am 6. November v. Is. nach beinahe
ZO jähriger Abgeschlossenheit zwecks Erforschung seines
Inneren wieder geöffnet. Der Turm hat einen inneren
Durchmesser von 9,§O in und 9,Z§ rn starke Mauern.
Den Innenraum bedeckt eine Kuppel von 7,30 m Höhe
mit einem schornsteinartigen, nach obcn führenden ge-
mauerten Schacht zum Abzug der Pulvergase. Von dem
Kuppelraum führen nach den freien Seiten divergierende
Maulscharten, sowie Z Günge nach außen. Einer dieser
Gänge führt nach dem Platz des alten Landgrafenschlosscs
und ist in einer Länge von ca. 20 in noch erhalten; beim
Bau des Chattenschlosses 1819, nach deni Brand des
alten Landgrafenschlosses 1811, wurde dieser alte und
früher einzige gugang zur Abwüsscrung cingerichtet und
durch eincn offenen Kanal bedeutend eingeengt. Ein
anderer Eang führt in einen in der Mauerstärke herum-
führenden Eang, dcr jedoch nur noch ein kurzes Stück
erhalten ist. Dieser Rundgang ist älter als die Kuppel.
Auch äußerlich erkennt man an dem gewaltigen Rondell
zwei Bauperioden. Im Iahre 1492 wurde das Bollwerk
mit noch zwei anderen auf den Ecken der Schloßumwal-
lung errichtet. Es war zu der Zeit bedeutend niedriger
und bestand aus einem nnt einer üuheren Mauerverklei-
dung und dahinter laufendem Gang mit Gewölbe vcr-
sehencn Erdwerk. Über diesem lag ein Wall mit offenen
Seschützscharten. Bei dem weitercn Ausbau dcrFestungs-
werke 1§2Z wurde die Kuppel und ein oberer Umgang
hinter Maulschartcn im Anschluß an die gleichartig be-
handelte Ilfermauer hinzugcfügt. Bei der Schleifung der
Festungswerke nach derKapitulation von Halle1§48 und
der Wiederherstellung durch den genialen Festungsbau-
meister Erafen Rochus v. Lynar 1§71—74 blieb
das Rondell unberührt. Mitte des 17. Iahr-
hunderts hatten die Fluten der Fulda, die, wie
jetzt noch zu sehen ist, den Fußboden des Kuppelraums
1,ZO in hoch verschlammten, das Rondel stark unter-
waschen und zum teilwcisen Einsturz gebracht, weshalb
Landgraf Wilhelm VI. das Bauwerk I6§2 laut Inschrift
wiederherstellte. In neuerer Zeit war das Bollwerk
auch durch einen langen Stollen von der Außenseite aus
zugänglich gemacht worden, den man jedoch bald wieder
von außen vermauerte. An dieser Stelle wurde das
Bollwerk wieder geöffnet und durch eine Tür dauernd
zugänglich gemacht. Mancher alte Casselaner hat schon
in diesen Tagen diese Stätte seiner Iugenderinnerung,
„die Fehme", besucht, in die er früher durch den Kanal
von der Chattenburg, mit einem Lichtstock bewaffnet, ein-
gedrungen war. E. Wenzel.

Schwerta.

Die Burgruine Schwcrta in Schlesien ist in den Besitz
des Herrn Generaldirektor Gütschow, Dresden, über-
gegangen, der für eine sachgemähe Erhaltung der Reste
Sorgc tragen wird. Die erfordcrlichen Vermessungen
wurden bereits vorgenommen.
 
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