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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 3
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Wenzel, Ernst: Marburg an der Lahn
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Schloß Diez
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0076

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sacher Gräbcn und Wälle steht eine bis aus Bonifazius zurückgehende alte Kirche, ehedem
Sitz eines Erzpriesters über 2Z Kirchen. Aetzt umgibt das in stiller Waldeinsamkeit gelegene
Kirchlein nur der noch von vier benachbarten Gemeinden benutzte Totenhos. Etwas unter-
halb der Anhöhe liegen Hünengräber. Die sogenannte W e i n st r a ß e, der alte Handels-
weg vom Rhein nach Frankenberg, läust westlich von Marburg auf den Höhen nach Wehrda und
Wetter, wo angeblich im Iahre 1O15 zwei Irische Königstöchter ein Iungfrauenstift gründeten,
überschreitet bei Gotzselden die Lahn und zieht dann unter dem Christenberg ins Tal der Eder.

Daß Marburgs Geschichte erst mit der Heiligsprechung der dort in der Franziskuskapelle
beigesetzten srommen Landgräsin von Thüringen, und den Wallsahrten zu ihrem
Grabe beginnt, ist hier nicht weiter auszusühren; in srühesten Zeiten hatte die breite Ebene
der Ohm, eines Nebenslusses der Lahn, eine stärkere Besiedelung und daher auch größere
Bedeutung fürs Leben der llrbewohner, als das enge Tal des Hauptslusses.

Dort liegt aus hohem isoliert aus der Ebene steigenden Basaltkegel Amöneburg,
der erste Ort Hessens, wo Bonifazius 722 weilte, zwei mächtige Brüder, Detiko und Dierolf
aus Großseelheim, bekehrte und ein Kloster anlegte, an dessen Stelle 136O ein Chorherrnstift
entstand. Stift, Kirche und Burg liegen auf der höchsten Crhebung des Berges, dabei der
seste Ort, welcher bis zum Ansang des 19. Iahrhunderts mainzisch geblieben war und von wo
den Hessen oft schwerer Schaden zugesügt wurde. Im ganzen Mittelalter konnte das feste
Städtchen nicht erobert werden, um so mehr geschah dies aber im Dreißigjährigen und im
Siebenjährigen Krieg. Hessische Grenzfeste dagegen war die kleine Stadt K i r ch h a i n ;
„Liroliliazm Zeüosr ioli, ^moldriro üg,88 ioü" stand auf ihrem Geschütz. Von den Befestigungs-
werken dieses Orts sind jetzt nur wenige Reste zu finden. Großartig steht dagegen ohmauswärts
über dem gleichnamigen Städtchen das seste Schloß Schweinsberg die in ihrem Pallas-
bau, Toren, Zwingern, Wällen und Geschütztürmen wohlerhaltene Stammburg der Erb-
schenken von Hessen, der Freiherrn Schenk zu Schweinsberg, aus deren bis ins 13. Iahrhundert
nachweisbaren Geschlecht drei Fürstäbte von Fulda hervorgingen.

In der Nähe der alten Heerstraße, die vom Süden her nach Amöneburg sührte, liegt eine
längst versallene Burg oberhalb des Dorses Roßberg, dieNöderburg, und bei Dreihausen
im Walde eine sränkische Wallburg in römischer Kastralsorm, der H o s. Das noch in der
Ohmebene gelegene Mardorf ist bekannt durch reiche Funde prähistorischer Goldmünzen,
sogenannter Regenbogenschüsselchen.

Der von Marburg kommende, dem Norden mit der Main—Weserbahn zustrebende Burgen-
fahrer hat Gelegenheit, die Stadt Kirchhain als Station zu streifen und die jedem aufsallende
Amöneburg vom Zuge aus zu sehen.

Schlotz Diez.

H U nter den Geschlechtern des nassauischen Hochadels nahmen die Grasen von Diez einen der
-^T-hervorragendsten Plätze ein. Über ihren Ursprung ist nichts Sicheres bekannt. Der hervor-
ragende nassauische Geschichtssorscher Vogel spricht die Vermutung aus, daß sie von dem
salisch-konradinischen Kaisergeschlecht abstammcn, und die erste Erwähnung des Familien-
namens 1073 veranlaßt ihn, die Erbauung des Schlosses in diese Zeit zu setzen. Einzig der
südwestlich bis an den steilen Abfall des Felsens vorgeschobene Teil des Schlosses und der
untere Teil des Turmes dürsten dem 11. Iahrhundert angehören. Letzterer, der, wie alle
Bauteile des Schlosses, unmittelbar aus den gewachsenen Felsen aufsetzt und kein Verließ
hat, ist aus sast quadratartigen, der obere Teil dagegen aus kleineren Steinen sehr sorgsältig
 
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