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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 4
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Ebhardt, Bodo: Der Schloßbau, 2, Das Schloß und seine Nebenbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0086

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7b

Der Schloßbau.

Von Prof. Bodo Sbhardt, Architekt.

II.

Das Schloß und seine Nebenbauten.

m ersten Abschnitt des „Schloßbaues" wurde dargestellt, wie die
bauliche Gestaltung, zunächst der Burgen und später der Schlösser, iin
engsten Iusannnenhang mit den wirtschastlichen und politischen Lebens-
sormen der Bewohner steht; vom ritterlichen Sih des Mittelalters bis
zum Fürstenschloß der Rokokozeit prägt sich die Wandlung der Sitten
auch in den baulichen Maßnahmen aus, und diese Wandlung tritt
eben so klar bei den großen fürstlichen landesherrlichen Schlössern hervor,
wie bei den Schlohbauten kleinercr Landbesiher, wie etwa der Znhaber
der Rittergüter und des kleinen ländlichen und städtischen Adels.

Die einschneidende Unterbrechung, welche durch die politischen
und kriegerischen Verwirrungen des ausgehenden 18. und beginnenden
19. Aahrhunderts hervorgerusen wurde, hat dann freilich ein Chaos
zurückgelassen. Einc unwahre, halb gricchisch-klassische, halb romantisch-mittelalterliche Theater-
architektur hat das Bedürsnis der Zeit nach schloßartigcn Neubauten besriedigen müssen,
leider noch bis hinein in die achtziger Aahre des 19. Aahrhunderts, also für Deutschland bis in
den neu beginnenden Ausschwung des nationalen Wohlstandes.

War die äußerliche Form der Bauten dieser Zeit eine rein dekorative, eben nur eine
Maske, so zeugt das Annere meist von einem völligen Verkennen der tatsächlichen Lebensnot-

wendigkeiten
unseres Landes
und Klimas;
merkwürdiger-
weisewirddieser
Übelstand noch
schlimmer gegen
Ende dicses stil-
losen Zcitalters,
zum Teil wohl,
da aus der Em-

pirezeit zunächst
nochsachgemäße
Schöpfungen in
großerZahlvor-
handen waren

Abb. S8. Der Erbdrostenhvf in Münster in Westfalen. Beispiel eines städtischen Schlosses. die noch eine

Zeitlang vor-

bildlich wirkten. Das tritt manchmal besonders günstig hervor wo es sich um Anlagen in kleinerem
ümsange handelt, wie z. B. bei dem Schlößchen der Herren von Hake in Klein-Machnvw, oder bei
dem ümbau jener Zeit des Freiherrlich von Steinschen Schlosses in Nassau. Selbst die Bauten
der romantischen Zeit entbehren sreilich neben der unsoliden Aussührungsart und der ost un-
 
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