XIII. Iahrg. Nr. 2
Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau u. Städtebau
er Burgwart
Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Bodo Ebhardt, Architekt, Grunewald-Berlin
Der Burgwart erscheint sechsmal jährlich — Bezugspreis: 12,S0 Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung zur
Erhaltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus.
er Schloßbau.
Von Professor Bodo Ebhardt, Architekt.
l. Der Weg von der Burg des Mittelalters zumRe-
naissancesitz, zum Schlosse des Barock, des Rokoko
und der Neuzeit.
Die gewaltigen Burgen des 10. bis 15. Aahrhunderts, die stolzen
Schlösser der Renaissance und des Barock, zeigen trotz aller unendlichen
Verschiedenheit doch innerhalb des Ieitabschnittes ihrer jeweiligen Ent-
stehung eine aufsallende Einheitlichkeit der Ausbildung und der
Grundgedanken. Diese Grundgedanken waren bei den Wehrbauten
eine zweckentsprechende Vereinigung der Notwendigkeiten der Ver-
teidigung und der Bedürfnisse des Wohnens und Lebens, bei den Renaissanceschlössern Ver-
einigung von Residenz, Wirtschaft und Verwaltung mit Wehrbauten, bei den Barock- und
Rokokobauten endlich eine wachsende Konzentrierung aller Anlagen auf die Repräsentation
einer sürstlichen Macht und als Mittelpunkt des Ganzen aus die Person des Fürsten.
Mit welcher glänzenden Meisterschast die Vereinigung von Wehrbau und Wohnbau
bei der ersten Art der Bauten durchgesührt ist, wie sie zu immer höherer Vollendung
gediehen ist, bis die veränderten Zeitumstände und die neue Art der Kriegssührung, namentlich
die Vereinigung großer Machtmittel in den Händen einzelner den Wohnbau vom Wehrbau
trennten, können wir an Tausenden von Beispielen in allen Teilen Europas sehen. Die Ab-
bildungen Hennsels (Nr. Ib und 18), Tausers in Tirol (Nr. 17), Dillenburg inNassau (Umschlag-
bild), Montalto Dora in Oberitalien (Nr. 20) geben einige Ansichten und Grundrisse unbekann-
terer Burgen wieder, die die Mannigsaltigkeit der Lösungen natürlich nur andeuten können^).
Anschätzbare Kunstdenkmäler sind uns gerade dadurch erhalten geblieben, datz der Wehr-
bau den Kunstbau mit unzerstörbarer Schale umhülltc, ihn nicht nur gegen die Wut dcr
Eroberer zu Zeiten seiner praktischen Benutzung verteidigte, sondern auch, als die Fcinde
*) Weitere interessante Grundrisse dieser Art besinden sich in anderen Schriften des Versassers, u. a. in
Deutsche Burgen, Berlin 18S8 ff. Eine Burgenfahrt, Berlin IS0I, beide bei Ernst Wasmuth, A.-G.) Die
Grundlagen der Erhaltung und Wiederherstellung deutscher Burgen. Berlin 1SO1, W. Ernst L Sohn. Die
Burgen Italiens, Berlin 1SOS, Ernst Wasmuth, A.-G,
Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau u. Städtebau
er Burgwart
Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Bodo Ebhardt, Architekt, Grunewald-Berlin
Der Burgwart erscheint sechsmal jährlich — Bezugspreis: 12,S0 Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung zur
Erhaltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus.
er Schloßbau.
Von Professor Bodo Ebhardt, Architekt.
l. Der Weg von der Burg des Mittelalters zumRe-
naissancesitz, zum Schlosse des Barock, des Rokoko
und der Neuzeit.
Die gewaltigen Burgen des 10. bis 15. Aahrhunderts, die stolzen
Schlösser der Renaissance und des Barock, zeigen trotz aller unendlichen
Verschiedenheit doch innerhalb des Ieitabschnittes ihrer jeweiligen Ent-
stehung eine aufsallende Einheitlichkeit der Ausbildung und der
Grundgedanken. Diese Grundgedanken waren bei den Wehrbauten
eine zweckentsprechende Vereinigung der Notwendigkeiten der Ver-
teidigung und der Bedürfnisse des Wohnens und Lebens, bei den Renaissanceschlössern Ver-
einigung von Residenz, Wirtschaft und Verwaltung mit Wehrbauten, bei den Barock- und
Rokokobauten endlich eine wachsende Konzentrierung aller Anlagen auf die Repräsentation
einer sürstlichen Macht und als Mittelpunkt des Ganzen aus die Person des Fürsten.
Mit welcher glänzenden Meisterschast die Vereinigung von Wehrbau und Wohnbau
bei der ersten Art der Bauten durchgesührt ist, wie sie zu immer höherer Vollendung
gediehen ist, bis die veränderten Zeitumstände und die neue Art der Kriegssührung, namentlich
die Vereinigung großer Machtmittel in den Händen einzelner den Wohnbau vom Wehrbau
trennten, können wir an Tausenden von Beispielen in allen Teilen Europas sehen. Die Ab-
bildungen Hennsels (Nr. Ib und 18), Tausers in Tirol (Nr. 17), Dillenburg inNassau (Umschlag-
bild), Montalto Dora in Oberitalien (Nr. 20) geben einige Ansichten und Grundrisse unbekann-
terer Burgen wieder, die die Mannigsaltigkeit der Lösungen natürlich nur andeuten können^).
Anschätzbare Kunstdenkmäler sind uns gerade dadurch erhalten geblieben, datz der Wehr-
bau den Kunstbau mit unzerstörbarer Schale umhülltc, ihn nicht nur gegen die Wut dcr
Eroberer zu Zeiten seiner praktischen Benutzung verteidigte, sondern auch, als die Fcinde
*) Weitere interessante Grundrisse dieser Art besinden sich in anderen Schriften des Versassers, u. a. in
Deutsche Burgen, Berlin 18S8 ff. Eine Burgenfahrt, Berlin IS0I, beide bei Ernst Wasmuth, A.-G.) Die
Grundlagen der Erhaltung und Wiederherstellung deutscher Burgen. Berlin 1SO1, W. Ernst L Sohn. Die
Burgen Italiens, Berlin 1SOS, Ernst Wasmuth, A.-G,