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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 3
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Luthmer, Kurt: Kloster Arnstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0056

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Kloster Arnstein.

Von Bezirkskonservator Prof. Luthmer.

as grüne Tal der Lahn ist so reich an landschaftlichen Schönheiten,
datz es fast mützig erscheint, einen Punkt als den schönsten hervor-
zuheben. Und doch wird der Kenner dieses Edelsteins deutscher
Landschaft inuner wieder mit Vorliebe zu der Stelle wallfahren, wo
die Kirche der alten Prämonstratenser-Abtei Arnstein ihre vier stolzen
Türme aus dem Grün des bewaldeteir Bergrückens emporstreckt, wo rings die duftigen
Silhouetten der höheren Lahnberge lachende Wiesentäler umkränzen.

Es ist die Stelle, an der eine Wegstunde oberhalb der Stadt Nassau, die Lahn, durch den
vortretenden Grat des Bernshahner Kopfs zu einem scharfen Bogen nach Süden gezwungen,
von rechts die Gelbach und von links die Dörsbach aufnimmt, die in vierstündigem Lauf das
wildromantische „Aammertal" durchflietzt. Von der stattlichen Abtei, deren Felsfundament
dieses Tal verriegelt, ist autzer dach- und fensterlosen Ruinen und einem jeht als Pfarrhaus
dienenden Wohnbau aus dem l8. Iahrhundert nur nvch der stolze Kirchenbau geblieben.
Weit aus die äußerste Felskante vorgeschoben, gewährt besonders die östliche Choransicht nüt
ihren hohen, den Klippcn entwachsenden Substruktionen einen überraschendcn Anblick.

Die Kirche stellt sich uns jetzt als eine krcuzförmige Basilika dar, deren vierjochiger, aus
hohem Mittelschifs und niedrigen Seitenschisfen, sowie einem im Halbkreis geschlossenen West-
chor bestehender Westteil der romanischen Bauperiode angehört, während die drei quadratischen
Felder des Qucrschifss und der zweijochige, im halben Achteck geschlossene Ostchor mit drei
kleinen Nebenchören den gotischen Stil des 14. Iahrhunderts zeigen. Der Ost- wie der Westchor
sind von je zwei Türmen flankiert, von denen die westlichen sich in den gedrungenen Formen
des romanischen Stils mit dem aus vier Giebeln ruhenden Rhombendach erheben; die Ost-
türme zeigen gotische Formen und steigen vom Dachgesims an achteckig empor. Die Spitzen
ihrer schlanken Dächer tragen in Metall ausgeschnitten die Gestalten der Maria und des Engels
der Verkündigung. Eines Sonunertages 1909 lag die Madonna im Klostergarten, und der
Südturm ragte dachlos und rauchgeschwärzt gen Himmel —ein Blitzstrahl hatte ihn entzündet —
grade als die behördliche Genehmigung zur Anbringung des beantragten Blitzableiters unter-
wegs war.

Das Znnere der Kirche, grotz und schönräumig, wie es das Äußere verspricht, bringt
doch nicht so wie dieses den fesselnden Gegensatz der beiden 1SO Zahre auseinanderliegenden
Stile von Schifs und Chorbau zur Erscheinung: auch der romanische Teil ist zur Ieit der Er-
bauung des Chors, um 1360, mit gotischen Kreuzgewölben überdeckt, und zudem hat noch
eine finanzielle Blütezeit des Klosters in der ersten Hülste des 18. Iahrhunderts ihre Spuren
in den lustigen Stuckschnörkeln des Rokoko hinterlassen. Im übrigen aber ist auch das Innere
nicht arm an Einzelheiten, die den Blick des Kenners fesseln. Der Chor, dessen Bodenbelag
nach den Resten romanischer Tomnosaiken erneuert ist, die sich hier noch in hübschen Mustern
fanden, enthält einen dreiteiligen Levitensitz in Stein in einer mit einem geschweiften Wimperg
bekrönten Wandnische. Eine gegenüber eingemauerte Steintafel über dem lebensgroßen
Reliefbild des 1367 verstorbenen Abtes Wilhelm gibt das Datum des von diesem begonnenen
Reubaues der Kirche: aimo üiü . WaldurZis . oepit . Oans . VVilliolimis . adüns .

reoüiüeartz . eeolssiam . oujus . uiüiua . roquiosoat . iu . paoo . auiou. Von der Zierlichkeit
 
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