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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 5
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Haas, Alfred: Die mittelalterlichen Wehrbauten Pommerns in der heimischen Volkssage, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0115

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Die mittelalterlichen Wehrbauten
Pommerns in der heimischenVolkssage.

Von Prof. Dr. A. Haas, Stettin.

(Fortsetzung und Schluß.)

as Hohe Tor in Greifenberg sührt diesen Namen erst seit dem
15. Aahrhundert; vorher hieß es das Kamminer Tor. Der mündlichen
Äberlieferung zufolge soll dieses Tor bereits bei der Gründung der Stadt
im 1Z. Aahrhundert oder doch gleich nachher erbaut worden sein. Und
diese Überlieferung hat vielleicht nicht so ganz Rnrecht: der massive seste
Bau läßt wohl aus eine so frühe Entstehung schließen. Das Tor hat eine spihbogige Durch-
fahrt, ist zurzeit zwei Stockwerke hoch und mit einem turmgekröntcn Satteldach abgeschlossen.
Bis zum 17. Aahrhundert war das Tor noch um ein Stockwerk höher.

Eine ähnliche Sage wie in Greisenberg ist in Kammin heimisch. Die Stadt K a m min ,
auf ragender Höhe am Kamminer Bodden gelegen, besitzt zurzeit nur noch ein Tor, das soge-
nannte Bautor: der mächtige Turm besteht aus einem quadratischen, zinnengekrönten
Unterbau und einem zylindrischen Oberbau init Schießscharten, Zinnen und einer massiven
Spitze; die Tordurchsahrt befindet sich in einem besonderen Anbau daneben (Abbildung 82).
Früher besaß Kammin auf dem entgegengesehten Ende der Stadt ein zweites Tor, das Domtor.
Beide Tore spielten, wie die Sage berichtet, bei der Anlage der Stadt eine bedeutsame Rolle.
Man erzählt, der Gründer der Stadt habe bei der Anlage derselben den Grundriß eines

Schiffes oderBootes nach-
geahmt, um anzudeuten,
daß Schiffahrt und Fi-
scherei hier eisrig betrie-
ben würden; Dom- und
Friedrichstraße bildeten
die Steuerbordseite, Kö-
nigs- und Schützenstraße
die Backbordseite, dasRat-
haus stellte den Mast vor,
das Bautor den Dorder-
steven und das ehemalige
Domtor das Heck. So
sei das Schifs sertig.
(Spuhrmann:Zubiläuins-
schrist).

Das Bahner Tor in
Greisenhagen be-
steht aus einem viereckigen
Unterbau aus Findlingen,
durch den eine verhältnis-
mäßig niedrige, spihbogige
Durchfahrt führt, darauf
ist ein Stockwerk aus Back-
steinen und darauf ein

Abb. 82. Kammin. Das Bautor (Stadtseite).

zylindrischer Aufbau mit
Wehrgang und spihem
Helm geseht (Abbildung
83). Zn diesem Torturm
soll^ vor vielen hundert
Aahren ein Burgherr ge-
wohnt haben, welcher dic
Stadt und die ganze Am-
gegend in seiner Gewalt
hatte. Der Burgherr
hatte einen großen Hund,
der sehr wachsam war.
Eines Nachts begann der
Hund laut zu heulen. Der
Burgherr erwachte in-
folgedessen, und als er sich
umsah, erblickte er einen
furchtbaren Drachen, wel-
cher Miene machte, ihn
auszusressen. Da zog der
Burgherr sein Schwert
und schlug den Drachen
nieder. So hatte er sich
nun zwar aus der unmittel-
bar drohenden Gefahr
 
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