Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

DOI Heft:
Nr. 5
DOI Artikel:
Helmbold, Hermann: Die Burg Metilstein bei Eisenach
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0114

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
104

einer äußeren Umsassungsmauer ist sreilich keine Spur zu sehen. Wir betreten eine geebnete
Fläche (d), die sich etwa in einem Dreiviertelskreis um den höchsten Teil des Berges (e)
herumzieht. Doch wenden wir uns gleich rechts. Hier deutet ein 30 om vorspringender,
aus dem Felsen gehauener Pfeiler (ä) zusammen mit einem gegenüberliegenden leichten
Einschnitt in den Felsboden vielleicht aus die Stelle des zweiten Tores, das dann
1^/2 m breit gewesen wäre. Ein sanster Anstieg von etwa 2^ m Höhe (von a aus)
sührt in den inneren Hos (o), der bis an das ^IV.-Ende des Berggipsels (wo jeht
die Bank t steht) eingeebnet ist. Südlich von der Bank springen rechtwinklig mauerartig Felsen
vor und schlietzen einen vertiesten Raum (Z) von etwa 10 csm ein, vermutlich die Stelle eines
hinteren Wartturmes, die um so geeigneter gewesen wäre, wenn man annimmt, datz der Psad,
der vom Sattel des Wartberges her hier unterhalb der Bank zwischen den abfallenden Felsen
des Berggipsels und den Felsgebilden Mönch und Nonne^) hindurchsührt, schon im 13. Iahr-
hundert ein Zugang gewesen sei. Zn der Mitte des Znnenhoses e nach RO. hin liegt die
Iisterne (ü), deren Wände zum grötzten Teil eingesallen sind. Nur nach 80. ist nvch die
ursprüngliche, rund eingehauene Wand, gegenüber autzerdem auch noch ein Stück gemauerter
Rundung zu sehen.

Dcr wichtigste Teil der Burganlage schaut nach Süden, nach der Wartburg hin.
Hier baut sich der Felsboden terrassensörmig auf. Ursprünglich senkte sich wohl der Gipfel-
selsen von Westen nach Osten allmählich herab. Bei der Anlage der Burg wurden 3 oder
4 Stusen eingehauen, 1 ungesähr 2 m tieser als 0, der 2 m breite Gang 1r etwa 1 m tieser
als 1, in gleicher Höhe mit dem Hose s, und der Raum 1 wieder unter der Fläche s
(jetzt O/2 m ties). Der grotze Steinblock v, nach R". und noch mehr nach Osten und Westen
hin ebensalls senkrecht abgehauen und im Osten den Boden des Vorhoses d um etwa b m
überragend, hat zweisellos den Bergfried getragen, wozu ihn die hohe, beherrschende Lage
und zugleich die Nähe der schwächsten, weil zugänglichsten Stelle der Burg vorausbestimmte.
Ob die Fläche 1 bebaut war, lätzt sich nicht seststellen. Der ties gelegene Raum 1 hat seine
Südwand noch, soweit sie aus dem Felsen gehauen ist. Ansätze von Fenstern oder Schiehscharten
sind am Felsen noch ganz deutlich. Wie überall ist alles auf den natürlichen Felsen ausgesetzte
Mauerwerk verschwunden, aber wir ergänzen uns unwillkürlich die südliche Wand und vielleicht
noch mehr die östliche, denn die süns Balkenlöcher in der westlichen Felsenwand verlangen
gegenüber einen zweiten Ruheort sür die Balken. Lagen die Balken, so war die gleiche Höhe
mit o und 1r hergestellt und das ausgesührte Gebäude hatte dann ohne die Mauern eine
Länge von etwa 8 m und eine ungefähr ebenso große Tiese.

Naturgemäß war die Burg weit geringer als die Wartburg und namcntlich die Wohn-
räume viel enger.

Zuletzt sei noch bemerkt, datz der Berg einen an der Obersläche 50 m langen Ausläuser
der Wartburg entgegenstreckt, der augenscheinlich durch einen Halsgraben von d getrennt war.
Eine grötzere, slache Vertiesung (m) besindet sich schlietzlich am Nordostabhang zwischen Saum-
psad und Berggipsel.

Iedenfalls weiß der Berg auch mit seinen geringen Resten den empsänglichen Besucher noch
zu fesseln, und der Eindruck wird noch erhöht durch die Naturschönheit. Die Felsgebilde, die
beschatteten grünbewachsenen Flächen, die Aussicht auf die Gefilde im Norden und die Wälder
im Süden, aus die in der Tiefe liegende Stadt und die nahe, hochthronende Wartburg, das
alles macht uns Eisenachern den Metilstein lieb und wert.

*) Sie hat wohl Ioh. Rothe im Auge, wenn er von den „Hohen Steinen" spricht.
 
Annotationen