Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Justus: Etwas vom Überdruß
DOI Artikel:
Schell, Otto: Der Quadenhof in Gerresheim bei Düsseldorf: ein kleinstädtischer Burgmannssitz des Bergischen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0009

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
z

Strozzi haben, heute soll ber Palast und das Schloß, die Kathedrale und der Bahnhos der
schönen Schlichtheit einer Bauernhütte oder eines Kleinstadt-Biedermeierhäuschens möglichst
nahe kommerg oder in seinem Äußern und Innern bis zu den Möbeln hinab sich zu der
reinen, schlichten Größe und Formenklarheit der Zigarrenkiste verklären. Es ist mit der Be-
geisterung sür diese Kunst, die sich durch Abwesenheit jeder Kunstform auszeichnet, wie mit dem
König in Andersens Märchcn, der nach langem Prunken mit reichen Gewändern, Kleider vor
allem Volke spazieren sührt, die garnicht da sind! Und alles Volk schrie bravo, — wie heute! —

Einst wurden Auge, Hand und Geist des Architekten, Malers und Bildhauers, des
Kunstschlossers und Tischlers der schönen Linie, der überguellenden Formenpracht mächtig,
ein begeistertes Schassen bot sich allen bildenden Meistern und Aüngern, deren Kunstsertigkeit
an die Zeit der Kunstblüten in Mittelalter und Renaissance nahe heran kam. Heute regiert
die weiße Tünche, die Kahlheit und Schalheit. Maler, Bildhauer und Kunst-
gewerbler lernen nicht mehr zeichnen, Malen und Bilden, sie seiern wie von allen
Seiten geklagt wird ohne Aufträge oder versuchen vergeblich, jeder selbst
Architekt zu werden, um dann die öden Armseligkeiten der Armeleutekunst, der Kunst der ab-
wesenden Formen weiter zu vermehren.

Das Halbfertige in der Bildhauerei, das leere Weiß in der baukünstlerischen Malerei,
das tiefsinnige Dreieck, das stumpfsinnige Viereck und das blödsinnige Fünfeck in der Architektur
ist die Tageslosung. So wenigstens wird sie den Kommenden in noch nicht 20 Fahren erscheinen.

Es ist daher an der Zeit, daß wir uns endlich ausrassen und zu einer
anderen Kunst zurückkehren, zu der positiven Kunst, die Formen-
schönheit schasst und daß wir uns abwenden von der negativen,
die im besten Falle Geschmacklosigkeiten vermeidet, deren tiesster
Entstehungsgrund aber eine katzenjämmerliche Zmpotenz unserer

Zeit ist. Iustus.

Der Ouadenhof in Gerresherm ber Düsseldorf.

Ein kleinstädtischer Burgmannssitz des Bergischen.

Von O. Schellin Elberfeld.

erresheim muß zu den ältesten, urkundlich erwiesenen Niederlassungen am
Niederrhein gczählt wcrden. Graburnen, steincrne Streitäxte, Gefäßscherben,
eine Lanzenspitze, ein fränkisches Grab u. dergl. bezeugen das hohe Alter dieser
Siedelung. Die Geschichte des Gerresheimer Stistes verliert sich in sagen-
hastem Nebel, der wohl durch die bevorstehende Herausgabe eines umfassenden Ilrkundenbuches
geklärt werden wird. Die schöne Stistskirche ist eines dcr bedeutendsten Gotteshäuser im
Übergangsstil am ganzen Niederrhein.

Nnweit der restaurierten Stistskirche erhebt sich der Quadenhof, ein befestigtes Burghaus
der Herren von Quad, aus dem 15. Aahrhundert stammend. Früher hieß das Gut Walde.
 
Annotationen