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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 3
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Wagner, Paul: Zur Geschichte der Burg Nassau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0063

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Zur Geschrchte der Burg Nassau.

Von Geh. Archivrat Dr. P. Wagner.

m unteren Lause der Lahn liegen dem Städtchen Nassau gegcnüber
in mäßiger Höhe über dem Flußtal aus einem steilen Vorsprung die
Reste der Burg Nassau. So berühmt auch das Geschlecht ihrer Erbaucr
in Deutschland und weit darüber hinaus geworden ich der Burg, die
ihm den Namen gab, hat sich bisher noch niemand liebevoll an-
genommen. Ihre Baugeschichte ist völlig unersorscht, und ihre sonstigen
Geschicke sind auch nur in den allgemeinsten Umrissen bekannt. Wohl
würde man bei sleitzigem Suchen in den Archiven manch wertvolle
Nachricht sinden, aber keiner hat sich bisher der Mühe unterzogen, und
so bewahren die altersgrauen Mauern ihre Geheimnisse noch bis zum
heutigen Tag.

Bekannt ist nur, daß sie den Grasen von Nassau im 12. und
13. Zahrhundert zum Ausenthalt diente. Als sich das Geschlecht aber
schon im 13. Iahrhundert und später in immer zahlreichere Linicn spaltete, die aus anderen
Burgen und Schlössern im Lande ihren Wohnsih ausschlugen, wurde sie gemeinschastlicher
Besitz aller Linien. Noch im 16. Iahrhundert hat man sie in bewohnbarem Zustande er-
halten, wie Baurechnungen und Arkunden beweisen, wenngleich der Zahn der Zeit schon an
ihr nagte und manche kostbare Ausbesserung verlangte. Selbst zu Anfang des 17. Iahrhunderts
wurden noch Schäden an dem hohen und mächtigen Turme beseitigt. Nach dem Dreißig-
jährigen Kriege aber geriet sie immer mehr in Verfall; schon 1665 wurde geklagt, daß der
Turm ganz und gar versiel, und 200 Reichstaler kaum genügen würden, sein Dachwerk in
Stand zu setzen. Nnd wieder hundert Iahre später war die Zerstörung so weit vorgeschritten,
daß die Gewölbe einzustürzen drohten und darum abgetragen werden mußten. Wenn
Mauern und Turm noch nicht völlig eingesallen, sondern so erhalten sind, wie sie uns heute
erscheinen, so gebührt das Verdienst daran dem Staate Nassau, der wenigstens das Notdürstigste
zur Erhaltung der Ruine tat.

Ist nun auch wenig genug aus der Geschichte der Burg Nassau bekannt, so wissen wic
doch über eine Periode, nämlich ihre Ansänge und die Ereignisse, zu denen ihre Errichtung
Anlaß bot, etwas genaueren Bescheid, wovon hier einmal um so mehr die Rede sein mag,
als im Zusammcnhang damit die Zeit der Erbauung näher und, wie ich hofsen will, richtiger
bestimmt werden kann, als dies bisher der Fall war.

Wenn man unter einer Stammburg diejenige Burg versteht, in deren Besitz ein Geschlecht
bei seinem ersten Auftreten in der Geschichte vorkonnnt, und von der es seincn Ausgang ge-
nommen hat, so ist Nassau keineswegs die Stammburg des Geschlechts der Grafen dieses
Namens. Bekanntlich erscheinen diese zucrst unter dem Namen der Grafen von Laurenburg,
und die Laurcnburg auf dem rechten Lahnufcr, etwa 10 Kilometer oberhalb Nassau, ist ihre
Stammburg. Nicht viel mehr, als ein schlanker guadratischer Turm von mäßigen Abmessungen,
der sich malerisch aus dichtem Waldgebüsch hervorhebt, ist heute noch von ihr übrig. Wann
sie erbaut wurde, ist unbekannt. Da aber ein Graf von Laurenburg zuerst gegen das Ende
des 11. Iahrhundcrts genannt wird, ist gewiß, daß sie damals schon vorhanden war. Sie
mag also um die Mitte oder das Ende dieses Iahrhunderts erbaut sein. Iener ebengenannte
Gras, der zu Anfang des 12. Iahrhunderts noch lebt, scheint keine Nachkommen hinterlassen
zu haben. Im Iahre 1124 werden jedoch zwei Grafen von Laurenburg genannt, Ruprecht
 
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