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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 13.1912

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Nr. 3
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Seiler, Carl: Schloß Braunfels
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Wenzel, Ernst: Marburg an der Lahn
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https://doi.org/10.11588/diglit.31850#0071

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Heinrich Trajectin —den größten Helden des Hauses —ist die Burg im Iahre 1679 abermals
einem Brande fast vollständig zum Opfer gefallen, so daß Graf Wilhelm Morih zu Solms-
Greifenstein, als er infolge Erbanfalls im Fahre 169? seinen Wohnsih nach Braunfels ver-
legte, hier eine Trümmerstätte vorfand, die ihn zu umfangreichen Bauten zwang, die aber
auch, wie aus vorhandenen Zeichnungen hervorgeht, zu weit über das Bedürsnis hinaus-
gchenden Pläncn Anlaß gab. Glücklicherweise sind sie nicht alle zur Ausführung gckommen
und deshalb manche mittelalterlichen Baureste vor dem Untergange bewahrt worden. Als
aber in der ersten Hälfte des vorigen Aahrhunderts der Geist der Romantik viele Burgenopfer
sorderte, mußte auch Braunfels und besonders der älteste Teil einen Umbau erleben, von
dcm heute nilr noch Spuren — die ungewöhnlich spitzen Helme einzelner Türme — zeugen.

In den achtziger Zahren des vorigen Aahrhunderts erfolgte dann während der Regierung
des sehr kunstsinnigen Fürsten Georg unter meiner Leitung der umsangreiche Ausbau des
Schlosses nach den Plänen des hannoverschen Architekten Schorbach, durch den Braunsels
sein heutiges Gepräge erhalten hat.

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arburg an der Lahn.

Von Ernst Wenzel.

Zwischen Lollar und Fronhausen überschreitet die Burgensahrt die
Grenze des Negierungsbezirks Kassel, des ehemaligen Kursürstentums
Hcssen, und nühcrt sich M a r b rc r g, der alten Hauptstadt vom
oberen Hessen. Zn weitcm Bogen fährt der Zug um die Stadt, welche
die Fahrgäste mit ihren ständig wechselnden Szencrien überrascht. Hoch oben steht das alte
Landgrasenschloß, wo 15O4 Philipp der Großmütige geboren wurde; am Schloßberg herab
ziehen sich die Häuser der Stadt, wie an den Schrofshang geklebt und spiegeln sich in den
verschiedenen Armen der Lahn. Ganz vorn erblickt man ein neues Stadtviertel beim Süd-
bahnhof und die Vorstadt Weidenhauscn. Aus den Schieferdächern dcr alten Stadt erheben
sich schlicßlich die Türme der Elisabethkirche iinnitten hoher Deutschordensgcbäude, vorher
sieht man weiter oben das Rathaus, die Aniversität mit der alten Dominikanerkirche, die
Kugelkirche und darüber die Marienkirche, jetzt lutherische Pfarrkirche. Hohe bewaldete Berge
schließen aus allen Sciten das liebliche Bild.

Wer zum ersten Male nach Marburg kommt, wird erstaunt sein, so viele in Farbe und
Schnitt wechselnde Volkstrachten hier noch zu finden. Da sicht man Marburger, Amöneburger,
Schweinsberger, Biedenköpfer, Schwälmer u. a. in eigenartiger malerischer Kleidung.

Das hervorragendste Baudenkmal Marburgs, wclches der Besucher bcim Betreten der
Stadt vom Hauptbahnhof aus zucrst zu Gesicht bekommt, ist die bereits crwähnte S t. E l i s a -
bethkirche, 1235—83 über dem Grab der 1231 verstorbenen Heiligen in der Nähe des
von ihr gegründeten Hospitals durch den Deutschen Orden und die Hessische Ritterschast erbaut,
cine Perle der Frühgotik von harmonischen Vcrhältnissen bei großer Einfachheit der Formen.
Fm Fnnern werden den Burgenfahrer außer herrlichcn alten Glassenstern und kunstvollen
Altären hauptsächlich der gold-, edelstein- und perlcngeschmückte Schrein der heiligen
Clisabeth, die Kampfschilde aus der Zeit von 12ZO—1490, welche als Totenschilde auf-
 
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