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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 21.1920

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Nr. 3-6
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Giesecke, Albert: Albrecht Dürer und die Befestigungen von Verona
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https://doi.org/10.11588/diglit.34330#0024
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2,) -
Nlbrecht Dürers
llnd die Befestigungen von Verona.
Von Or. Giesecke, Leipzig.
er um die Erforschung der Geschichte des Wehrbaues verdiente Herausgeber dieser
Zeitschrift hat vor einigen Jahren ein Buch über die Wehrbauten Veronas erscheinen
lassen, das dem Leser die Bedeurung der Stadt für die deutsche Geschichte und ihre
Stellung in der Entwickelung des Wehrbaues klar geinacht haben dürfte.*) Verona
hat als Schlüsselpunkt für Oberitalien in der Geschichte Deutschlands und dem
Österreichs im Mittelalter, im 16. und im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle gespielt. In ihren Mauern
hat die Stadt wiederholt deutsche Kaiser gesehen, deutsche Heere haben sie durchzogen oder haben sie besetzt
gehalten und verteidigt. So ist sie denn jedem deutsch fühlenden und geschichtlich denkenden Deutschen,
nicht etwa allein dem Kunstfreunde teuer. Dies alles ist Veranlassung genug für diejenigen, deren In-
teresse der Geschichte des Wehrbaues gewidmet ist, der Geschichte und den Bauten von Verona ein eingehendes
Studium zu widmen, umsomehr, wenn diese Wehrbanten in einer» besonders engen Verhältnis zum
deutschen Wehrbau stehen.
Aus zwei umfassenderen Bauperioden stammen die Wehrbanten von Verona, die mittelalterliche in
der Hauptsache aus der Zeit der Scaliger, des Albert Sealiger und des Cangrande I., die neuzeitlichen
aus dem 16. Jahrhundert, und zwar aus der Zeit der Tätigkeit des Sammicheli, der 1525 nach Verona
gerufen wurde und bis 1548 mit Unterbrechungen die Stadtbefestigung neuzeitlich umgestaltete oder Ver-
stärkte und aus der Zeit kurz vor ihm. Kaiser Max war von 1509 bis 1517 Herr der Stadt an der
Etsch, und unter ihm hat die mittelalterliche Mauer die ersten Verbesserungen gegen Feuergeschütz erhalten.
Mit diesen Bauten, die den Typ einer nur vorübergehend gebrauchten Form des Wehrbaues vertreteil.
wollen wir uns beschäftigen.
Mas fei, der noch die ganze alte und jüngere Befestigung von Verona gesehen hat — 1801 sind leider
ohne triftigen Grund einige Basteien auf dein rechten Etschufer gesprengt worden — hat das Verdienst,
seinen Zeitgenossen die Augen für die Schönheit der Basteien feiner Heimat geöffnet und diese in das
rechte Licht der Geschichte gerückt zu haben. Er erkannte und hob hervor, daß hier in Verona der Über-
gang vom mittelalterlichen zum neuzeitlichen Wehrbau so gut wie sonst nirgends in Europa zu studieren
fei. Er wies bei dieser Gelegenheit, aus Vasaris Worten in dessen Biographie fußend, feinem Landsmanne
Sammicheli eine hervorragende Stelle in der Geschichte des europäischen Befestigungswesens an. Hierin
läßt er sich nun gewiß ein wenig von patriotischem Übereifer leiten: er vergißt, daß Sammicheli ein be-
stimmtes fortifieatorisches Wissen und Können aus Rom mitbrachte, das er doch Wohl der römisch-floren-
tinischen Architektenschule der Sangalli verdanken dürfte, doch sind über diesen Punkt die Akten noch nicht
geschlossen.**) Sehr dankenswert find aber vor allem die Angaben und die Riffe von den vorsammichelischen
Basteien. Maffei beginnt seinen Rundgang um die Mauern (lll. 126) mit den „propuZnncoll", die nach
dem Abzüge der Deutschen (1517) zu bauen begonnen wurden, und zwar seien es die von der kortn ckel
Veseovo bis zur ?orta 8 diorZio gewesen. Über dem Tor des Bischofs lieft man noch heute die Namen
der Rektoren von Verona lind des Gouverneurs Theodor Trivnlzio mit dem Datum 1520. Den Namen
des Architekten kennt Maffei nicht.
Es sei gestattet, hier die Vermutung auszusprechen, daß dieser der Veroneser Giovanni Maria Fal-
eonetto gewesen, der 1468 geboren in den Jahren 1514 1517 und wieder 1521 in Verona nachzuweisen
ist und seit 1524 in Padua wirkte, wo er in römisch-klassischem Stil die ?ortn 8. Oiovnnni und die üorla
8nvonnro>a gebaut hat. Im gleichen Jahre 1520 soll (nach Mosrardo) die Bastei 8. Toscana nordöstlich
vom Bischofstor erbaut worden sein: ihrem Grundriß nach steht sie der alten Bastei von 8. 8pirito, wie
sie Maffei abbildet und der kleinen „ckelln Laceola" (zwischen Bastei cke>>6 Loccark und dem Kastell
8. üölies) am nächsten: sie hat statt der einer Bastei die Form eines Batterieturms oder eines Rondells,
hervorgegangen ist dieser Typ gewiß aus der „clemis tour avanoe" (wie Prevost in dt. bist. s. 1. kortik. 63
ein ähnliches Werk an der Bastion 8. üoon in Bahonne nennt). Diese Bastei ist weit vor die Ecke der
*) Bodo Ebhardt, Die Wehrbanten Beronas, Bnrgvcrlng G. m. b. H. Berlin-Grnnewald.
**) Die Erfindung der Bastei mit Flanken, Aaren, Ohren and nach oben offenen Geschützständen wird, seit E. Prunis
dein Traktat des Francesco di Giorgio veröffentlicht, allgemein diesem Kriegsbanmeistcr ^geschrieben.
 
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