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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 21.1920

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Nr. 3-6
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Giesecke, Albert: Albrecht Dürer und die Befestigungen von Verona
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https://doi.org/10.11588/diglit.34330#0030
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so Frundsberg die Südvstfront, er stellte liier mit Hilfe der Bürger tags und nachts arbeitend den von
den Venezianern angerichteten Schaden wieder her. Die Venezianer hatten hier die Mauer in einer
Länge von 150 Schuh umgelegt, die Franzosen aber an fünf Stellen, sodaß Lücken bis zu 200 Schuh
Länge entstanden. Mare Anton Colonna, der an der Mauer bei der Zitadelle und der Mantuaner Pforte
sein Zelt aufgeschlagen, verwahrte diese Lücken durch Grüben und neue Befestigungen dahinter. Odet de
Lautrer richtete nun sein ganzes grobes Geschütz gegen das „Bollwerk" bei der Mantuaner Pforte, um es
zu fällen, stürmen zu lassen und in die Stadt zu dringen. Es gelang ihm Wohl, Mauer und Pforte um-
zuschießen, aber weiter als bis in das Bollwerk kamen die Franzosen nicht. Inzwischen hatte Colonna all
sein Geschütz gegen dieses richten und, als es von Franzosen angefüllt war, abfeuern lassen, und in we-
nigen Augenblicken waren alle Franzosen darin umgekommen. An anderen Stellen konnten sie überhaupt
nicht eindringen, weil hinter der eingeschossenen Mauer ein Wall entstanden war?) Odet verfiel nun auf
den Gedanken, die noch nicht von Geschossen umgelegte Mauer zu unterminieren und durch Spreizen nach
innen zu werfen. Colonna kam ihm zuvor und stürzte seinerseits die Mauer auf die grabenden Franzosen.
Hierbei wurde er durch einen Schuß schwer verletzt. Er hatte aber die Genugtuung, daß es vor allein
seinem Eifer zu danken war, daß Verona nicht erstürmt worden war.**)


Maximilian besaß offenbar nicht das richtige Verständnis für den Heldenmut der Verteidiger, die
wochenlang die schwerste Arbeit und den schlimmsten Hunger freudig um ihrer Ehre willen erduldet haben.
Im Friedensvertrag von Noyon, dem er beitrat, ward, vereinbart, daß Verona wieder an die Republik
zurückgegeben werden sollte, gegen die Summe von 200000 Dukaten. Colonna — und mit ihm die deut-
schen Hanptleute — war wütend: er weigerte sich die Stadt zu übergeben, an seine Stelle trat dann — am
17. Januar 1517 — der Bischof von Trient. Bald
darauf ging Colonna zu den Franzosen über, die für
seinen Heldenmut noch Verständnis gezeigt. Er fand
1522 in Mailand den Tod.
Wir haben nun oben gesehen, daß die Wehr-
bauten von Verona während der Besetzung durch die
Deutschen und der Beschießung eine bedeutende Um-
gestaltung erfahren haben, wenn auch in der Haupt-
sache im destruktiven Sinne. Es fragt sich nun, ob
außer den erwähnten kauptsächlich aus Erde aufge-
führteu Bauten auch solche in dauerhafterer Technik
ausgeführt wurden, ob nicht ein Teil der Rondelle in
den Jahren der Besetzung durch die Deutschen erbaut
worden sind. Dafür haben wir nun das Zeugnis eines
veronesischen Chronisten der Zeit, des Giovanni Rizzoni,
der die Chronik des Pier Zagata fortgesetzt hat. Die
erste Nachricht seit der Einnahme der Stadt stammt
aus dem Jabre 1512, schon damals also hat der Kom-
mandant der Stadt, damals Rudolf von Anhalt, die
Notwendigkeit erkannt gehabt, daß die mittelalterlichen
Stadtmauern nicht genügen dürften gegen einen An-
griff durch moderne Feuerwaffen. Rizzoni schreibt da:
(ll. l. 142): „. . . (Februar 1512) tu kalrto un bu8-
tion intim In cknesa ckel Ooeskmso 6 li muri äs In
Oitullöllu in 8U In ripa cks lmcksso, perclie 86 cku-
bitarono cke !i Vsnieinni »on vi^n6886ro 8U per
>ack686, 6 intime in In eituckellu". Zu deutsch: es
wurde eine Bastion zwischen der Kirche des Kruzifixes
Abb. 10. Verona, Kastel 8->n pslies. und den Mauern der Zitadelle über dem Ufer der Etsch
Eblmrdt, nach altem Plan im Staatsnrch. Venedln. gemacht, weil sie besorgten, daß die Venezianer die

*> Es scheint, Vast die Verteidiger sich die Erfahrungen der Belagerling von Padua nutzbar »lachten und das Verfahren
der Venetianer dort nachahmten.
**> Auf die heldenmütige Verteidigung von Verona sind zwei Volkslieder entstanden, die Liliencrvn in seine historischen
Volkslieder flV. 296 und 297) ausgenommen hat. In jenem werden neben Colonan, Frundsberg und Hat hervor^gehvben:
Niclas von Salm, Franziskus von Castelalt, lltz Storch, Burckhart von Stadion, Trübenbach. Eunz Rvtt, Stoffel von «teinbecke
und Schüdi von Bern, auch Ludwig Graf Helfenstem; in diesem wird nur des L>lndiou, Jacob von Ems und Utz Storch ge-
dacht. Auch Wilhelm von Roggendorff, der den Verteidigern Proviant und Munition zuführte, wird erwähnt. Auch eine Kricgs-
-list von der Reißner nicht spricht, wie man die Feinde in ein Tor hineingelockt und die zahlreichen Eindringlinge dann
niedergemacht, wird in beiden Liedern, aber verschieden erzählt.
 
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