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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 3/4
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Wenzel, Ernst: Die Burgen Hanstein, Ludwigstein, Berlepsch, Ziegenberg, Arnstein, Trendelburg, Krukenburg und Sababurg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0074
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Wir wenden uns nun zu einem anderen Gebiet, dem der Diemel. Hier liegt im Kreise Hofgeismar auf einer
steilen Bergnase, durch einen Abschnittsgrnben von dem Städtchen Trendelburg getrennt, die Trendelburg, deren
Besitzer gegen Ende des 13. Jahrhunderts die v. Schöneberg waren. Diese hatten ihre Stammburg auf dem Schöne-
berg bei Hofgeismar. Im Jahre 1305 kam die Trendelburg an Hessen und wurde dann zwischen Hessen und Pader-
born geteilt. Als Lehnsträger wohnten auf der Burg die v. Waldeck, v. Schöneberg, v. Falkenberg, seit 1428 war
Hessen Alleinbesitzer. Seit 1901 ist die Burg im Besitz der v. Stockhausen, die alte Lehnsrechte auf die Burg hatten und
sie zu ihrem Wohnsitz erkoren haben. Die Burg ist Ende des 13. Jahrhunderts erbaut, 1444 wurde die Ringmauer
und ein großer Rundturm erbaut. Nach einem Brand im Jahre 1456 wurde der Hauptturm neu aufgebaut. 1631
wurde die Burg durch Tillys Scharen erobert, 1637 Pallas und Kapelle verbrannü 1761 wurde die Burg zweimal
beschossen.
Die Gestalt der Burg ist ein unregelmäßiges Fünfeck mit fünf Ecktürmen, von denen der größte nach der Stadt
zu der schon erwähnte große Turm ist. Der Grundriß erinnert lebhaft an Lono^ 1e elmtnao in Frankreich, wenn auch
in viel kleinerem Ausmaße. In der hohen Ringmauer befinden sich zwei Tore, von denen das eine neben dem hohen
Turm ein Fallgatter hinter einer Grabenbrücke zeigt. Das Haupttor ist zerstört, davor liegen die Reste einer massiven
Brücke mit einer Aufzugklappe. Durch den Hof zieht sich eine Quermauer mit Schießkammern. Der quadratische
Pallas ist auf den Ecken abgerundet; die Rundungen liefen oben in Türmchen aus. Hinter dem Pallas liegt die ehe-
malige Kapelle, die später um ein Stockwerk erhöht und mit dem Pallas unter ein Dach kam. In der Kapelle befinden
sich zwei Kreuzgewölbe. Vom Dachboden des Pallas aus gelangt man über eine Holzbrücke zu dem hoch gelegenen
Eingang des großen Turmes, in dem hier eine besondere Schießkammer zur Bestreichung der Brücke vom Pallas her
angeordnet ist. Im vierten Stock des Turmes befinden sich vier auf Steinkonsolen vorgekragte Gußerker. Unter dem
Verließ befindet sich noch ein Gewölbe mit Schießscharten zur Grabenbestreichung. Man gelangt zu diesem Gewölbe
über eine vom oberen Eingang in der Mauerdicke hinabführende Wendeltreppe. Die anderen Eckrondele tragen zum
Teil Holzausbauten und spitze Helme. Im Innern derselben befinden sich zwei Gewölbe übereinander mit Schlüssel-
lochscharten. Zwischen den Konsolen der Auskragung des oberen Steingeschosses sind Gußlöcher angeordnet.
Die Krukenburg im Kreise Hofgeismar, auf steiler Höhe über der Stadt Helmarshausen a. d. Diemel gelegen,
war ehemals fränkisches Lager, das auf einem alten Kultplatz angelegt wurde. Der Kultplatz war auch die Veranlassung,
hier im 9. Jahrhundert eine gewaltige Taufkirche zu errichten, die 1126 neu geweiht wurde. In ihrem nächsten Be-
reich wohnte auch der Abt von Helmarshausen. Die mittelalterliche Burg, die später an Stelle des fränkischen Kastells
trat und von dem Hauptberg durch einen Abschnittsgraben getrennt ist, war 1220 im Besitz des Erzstifts Köln, 1320
war sie teilweise im Besitz von Paderborn, 1341 ebenso von Mainz. Adlige Burgmannen waren die v. Stockhausen,
v. Wintzingerode u. a. Die Erbauung geschah vor 1220, nach einer Eroberung durch die Hessen 1464 wurde sie wieder-
hergestellt. Die Grundform der Burg ist ein Oval, in dessen Mitte die alte runde Taufkirche liegt, ein Mauerzhlinder
mit einer Kuppel nach dem Vorbild oströmischer Bauten. An den Rundturm schließen sich vier rechteckige Flügel an,
deren einer einen Treppenturm mit steigendem Gewölbe enthält. Dieser alte Kultbau wurde später wehrfähig gemacht,
indem man über der Kuppel ein Wehrgeschoß anlegte. Aus der äußeren Ringmauer springt im Südosten ein Gebäude
mit Keller vor. Ein Rundturm zeigt einen hochgelegenen Eingang, von dem aus eine Treppe in der Mauerdicke
nach oben führt. Im nördlichen Mauerzug steht ein dreigeschossiger Wohnbau mit Satteldachgiebel, an dem sich das
Wappen eines Amtmanns v. Berlepsch befindet, der 1338 diesen Bau aufführte. Bemerkenswert sind die großen
Fenster mit Kreuzstöcken und Steinsitzen, drei Kamine übereinander. Im westlichen Mauerzug ist ein Rundtnrm nur
in einem Stumpf erhalten. Über dem trockenen Ringgraben sieht man noch die Reste einer Zugbrücke hiuter einem
Spitzbogentor mit Falz für die Aufziehbrücke. Die Burg hat durch unbefugte Steinbrecher schwer gelitten. Es ist be-
dauerlich, daß man eine so alte Kultstätte hat so verfallen lassen.
Noch bedauerlicher ist es aber, daß die preußische Verwaltung seinerzeit, um die Unterhaltungskosten einer noch
bewohnbaren Burg zu sparen, diese durch Entfernung der Dächer und aller Stockwerksbalken zur Ruine gemacht hat.
Diese Burg ist die Sababurg, die alte Zapfenburg im Reiuhardswalde. Auf einem Felsen inmitten eines wild-
reichen und noch recht urwüchsigen Waldes ragen ihre Trümmer empor. Der starke Verfall der Burg veranlasse weite
Kreise zu Hilfsmaßnahmen, die zum Zwecke haben, auch hier der Jugend ein romantisches Heim zu schaffen. Im Jahre
1334 war die Burg im Besitz von Mainz, das sie zum Schutze und zur Unterkunft für Wallfahrer zu dem heiligen
Leichnam in Gottsbüren errichtet hatte. Während des 14. Jahrhunderts war sie oft umkämpft, kam 1354 zu einer
Hälfte an Hessen, 1429 aber ganz. Nach einer Zerstörung im Jahre 1490 wurde sie von Landgraf Wilhelm II. neu
hergerichtet und zu einem Jagdschloß ausgebaut. Hier ergötzte sich der hessische Hof an Spiel und Jagd auf das zahl-
reich vorhandene Großwild, das man durch Einfuhr von Renntieren und Gemsen noch zu vermehren versuchte. In:
30jährigen und in: 7jährigen Kriege wurde die Burg schwer heimgesucht. Die Gebäude bilden ein Rechteck mit Eck-
rondellen, die ehedem hohe spitze Helme trugen, im 17. Jahrhundert aber als Abschluß geschweifte Helme erhielten.
Spuren eines Grabens find noch erhalten.
 
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