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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 3/4
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Wenzel, Ernst: Die Burgen Hanstein, Ludwigstein, Berlepsch, Ziegenberg, Arnstein, Trendelburg, Krukenburg und Sababurg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0073
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gewölbe und ein zweites solches Gewölbe, zu dein man vom Dachboden ge-
langt und von dem aus eine Treppe in der Mauerdicke zu den oberen Ge-
schossen führt. Die Schlüssellochscharten sind oben noch mit besonderen Aus-
schanöffnnngen versehen. Das oberste Turmgeschoß ist vorgekragt. An einem
Treppenvorbau sieht man interessante gotische Blendmaßwerke. Zwei
Kamine des 16. und 17. Jahrhunderts sind in den Gebäuden noch wohl-
erhalten, desgleichen ein großer auf Säulen stehender Ranchfang in der
Küche. Ein Saal im ersten Stock war reich im Renaissancestil vertäfelt. Mb.36.Trendelburg,Geschoßgnindrissel:lOOO
Außen am Gebäude sieht man schöne spätgotische, teilweise gekuppelte Vor-
hangsbogen mit reichem Profil. Die Vorburg ist bis auf vereinzeltes Mauerwerk fast ganz verschwunden, ein
Grabenrest am Steilhang ist neuerdings eingeebnet worden.
Die Burg Berlepsch, im Kreise Witzenhausen an der ehemaligen Grenze gegen Braunschweig auf einen:
isolierten Kegel bei dem gleichnamigen Dorf gelegen, ist wie der Lndwigstein eine Abschnittsburg. Die Erbauer und
noch heutigen Besitzer sind die v. Berlepsch, die ehemals zum niedersächsischen Adel gehörten und sich nach ihrer Burg
Berlevessen bei Jähnde im hannoverschen Lande nannten. Sie waren nach der Zerstörung der Burg im Jahre 1369
nach Hessen gekommen und erbauten nördlich von Witzenhausen die Burg Berlepsch, nachdem sie schon auf den Burgen
Arnstein, Bischofshausen und Ziegenberg Lehnsleute geworden waren. Seit 1369 waren die v. Berlepsch Erbkäm-
merer von Hessen und einmal auch Amtleute auf dem Lndwigstein.
Die von den Grafen v. Berlepsch bewohnte Burg wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut,
einmal im Jahre 1400 durch Hessen erobert und dann mit äußeren Zwingeranlagen, mit Mauern und Rondelen run-
geben. Im 30jährigen Kriege wurde die Burg verwüstet. Von dem Zustand der Burg vor der Restaurierung in diesem
Jahrhundert gibt uns eine ältere Zeichnung von Hoffmann einen Begriff. Entsprechend einem zur Zeit der Gründung
der Burg üblichen Typ, den man in Hessen mehrfach findet, besteht das Hochschloß aus drei Flügeln, deren Unter-
geschosse massiv sind und oben Fachwerksgeschosse tragen, deren Erker und Ausbauten damals schon entfernt waren.
In einer einspringenden Ecke steht ein dem 16. Jahrhundert angehörender Treppenturm mit einer geschweiften Haube
und steigenden Fenstern. Ein Renaissanceportal trägt die Jahreszahl 1523.
Die schon erwähnte Restaurierung erneuerte das alte Fachwerk, schuf steile Dächer und Dachaufbauten, versah
die Schalentürme oder Rondele mit Zinnen an Stelle von hölzernen Dachhelmen und verband einen dieser Türme mit
dem Mittelflügel. Überall wurden an Stelle der kleinen Fenster gotisierende größere Fenster in größerer Zahl angelegt
und der Treppenturm durch Höherführung und den Zinnenabschluß zu einem Hauptturm umgewandelt. Wenn auch
diese Restaurierung nicht ganz stilgerecht ausgefallen ist, so ist doch der Ausbau zu einem Herrensitz eine glanzvolle Tat.
Es ist gar nicht hoch genug zu bewerten, daß ein Besitzer die Burg seiner Ahnen zum dauernden Wohnsitz gewählt hat,
statt sie, wie so viele andere, verfallen zu lassen. Die beste Baupflege alter Baudenkmäler ist und bleibt ihre weitere
Benutzung.
Ein minder erfreuliches Bild gegenüber diesen Burgen bietet der Ziegenberg auf einer Bergnase vor oen:
Kaufunger Wald, gleichfalls an der Werra gelegen und wie die genannten Burgen Lndwigstein und Berlepsch eine
Abschnittsbnrg. Die ältesten Besitzer waren die v. Ziegenberg im 12. Jahrhundert, aus deren Besitz die Burg 1302
an Hessen kam. Von den adligen Vasallen, die auf der Burg hausten, waren die letzten die v. Buttlar, die aus dem
Hochstift Fulda gekommen waren und in Hessen mit vielen Besitzungen, darunter auch Burg Brandenfels auf dem
Ringgau, belehnt wurden. Brandenfels und Ziegenberg sind heute noch im Besitz der
v. Buttlar, werden aber nicht mehr von ihnen bewohnt. Ziegenberg, schon im 11. Jahr-
hundert erbaut, ist seit 1541 zerfallen. Der Grundriß der Burg ist elliptisch. In ihrem
Bering stehen im Osten und Westen je ein Turm, von denen der eine rund, der andere
quadratisch ist. Im Süden zeigt sich eine Zwingeranlage und im Nordosten ein Hals-
graben, der das Burggelände vom Bergmassiv abtrennte. Nur wenige Trümmer sind
erhalten und den Türmen fehlt teilweise die äußere Quaderverkleidnng. Mancher Stein
der Burg mag in den Häusern der umliegenden Dörfer verbaut sein.
Wir wollen noch kurz einen Blick auf den Arnstein werfen, der allen Reisenden,
die über Station Eichenberg kommen, von: Zuge aus wohlbekannt ist. Auch der Arn-
stein ist eine alte Grenzburg gegen Braunschweig, die im Jahre 1342 im Besitze der
v. Haustein, 1377 in hessischen Besitz überging. Als Lehnsträger werden die v. Rustebera,
1434 die v. Bischosshausen genannt. Die erste Erwähnung der Burg geschieht 1337,
1342 wurde sie von Hessen und Mainz belagert und sogar noch 1760 als Stützpunkt heiß
umkämpft. Als Rittergut ist sie noch heute bewohnt. Die Burg liegt auf einem lang-
gestreckten Bergausläufer und war vom Hauptberg durch einen Abschnittsgraben getrennt.
Unter den vielen langgestreckten Gebäuden, teilweise mit Mansarddächern, gehört das
Wohnhaus noch der Burgenperiode an, es ist spätgotisch mit einer Wendeltreppe und
Kreuzstockfenstern. Im Erdgeschoß liegen rippenlose Kreuzgewölbe, deren gefaste Gurte
aus runden Schäften mit viereckigen Sockeln herauswachsen. Ein isoliert stehender
Rnndturm ist in Resten noch vorhanden.


O


Mb. 37. Trendelburg, Großer
Turm, Aufriß und Grundriß.
Eckturm, Aufriß. 1:1000.
 
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