Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

DOI Heft:
Nr. 1/2
DOI Artikel:
Feger, Alfons: Liechtenstein, das Fürstenhaus und Fürstentum: Vortrag, gehalten auf Schloß Vaduz anläßlich des Besuches der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen am 14. Juni 1925
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0025
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Der Burgwart
Zeitung dervereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Boöo Ebharöt, Architekt, Berlin-Grunewald
Burgverlag/ G.m.b.H., Berlin-Grunewalb
.IIUIIII.I.....II.IIII.I.>>>>>>.IIIIIIIIII.IIIIIIIIIIIIIII...I.IIIIIIIII
27. Jahrgang ^ Der Burgwart erscheint sechsmal jährlich ^ Bezugspreis 1,50 Mark für den Bogen - Nummer 1 /2
1926 ^ Mitglieder der Vereinigung zur Erhaltung deutscherVurgen erhalten den Burgwartunentgeltlich -
Liechtenstein, das Fürstenhaus und Fürstentum.
Vortrag, gehalten auf Schloß Vaduz anläßlich des Besuches der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
am 14. Juni I92Z von Hofkaplan Alfons Feger, Vaduz.
I.
ie Anfänge des fürstlichen Hanfes Liechtenstein, dessen Geschichte in kurzer Skizzierung ich
Ihnen vorzutragen die Ehre habe, verlieren sich in das Dunkel der Sage. Nach dieser fand
ein Landnrann aus dem mährischen Dorfe Milimowitz beim Pflügen seiner Felder einen lichten
Stein, einen Silberklumpen, der ihm den Weg zu einer starken Silberader wies, durch
welche er den Reichtum und das Glück seines Geschlechtes begründete. Eine zweite, von
religiösem Nimbus umstrahlte Überlieferung weiß von einem Liechtenstein zu berichten, der
einstens mit sechs schneeweißen Hirschen nach dem Heiligen Lande gewallfahrtet. Wenn solche
Traditionen für die historische Kritik auch gegenstandslos sind, so liegt ihnen doch eine sym-
bolische Bedeutung für den Glanz und Ruhm ihrer Träger zugrunde. Und fürwahr, die Zahl
der Liechtensteins ist nicht gering, welche seit den Zeiten der Babenberger stets eine Zierde
ihres Stammlandes waren, deren goldrotes Banner auf schier zahllosen Schlachtfeldern wehte, die als bedeutende
Staatsmänner ihrem Vaterlande bleibende Dienste leisteten, mit hohem Kunstsinn und fürstlicher Freigebigkeit die
Künste und Wissenschaften förderten und in nimmermüdem Wohltun Werke der Charitas übten.
Schon frühe begegnen wir zwei liechtensteinischen Linien, von denen eine ursprüngliche Abstammung oft be-
hauptet, doch niemals bewiesen wurde, der steirischen Linie Liechtenstein-Murau, deren Stammburg das heute in
Ruinen liegende Schloß Liechtenstein bei Judenburg in Obersteiermark ist, und der österreichischen Linie Liechten-
stein-Nikolsburg, welche im heutigen fürstlichen Hause weiterblüht. Ihr Stammsitz ist das über der Brühl bei Mödling
in der Nähe Wiens gelegene Schloß Liechtenstein, welches der gegenwärtig regierende Fürst Johann II. durch eine
wohlgelungene Wiederherstellung nach den Plänen des bedeutenden österreichischen Architekten Gangolf Kayser
(f 1895) vor dem drohenden Zerfalle rettete. Bereits bei ihrem ersten Auftreten in der Geschichte finden wir die
Liechtensteins beider Linien als Ministerialen der Markgrafen von Österreich und der Herzoge von Steiermark im
Besitze wichtiger Landesämter.
Die bedeutendste Erscheinung des steirischen Hauses und eine der interessantesten des Mittelalters überhaupt
ist Ulrich von Liechtenstein (etwa 1200—1275), der treffliche Minnesänger und merkwürdigste Landmarschall,
den die grüne Steiermark je besessen. „Kaum einer hatte sich so behaglich die wirkliche Welt zu einem ritterlichen
Rosengarten umgeträumt, der mit seidener Schnur und bunten Speeren abgegrenzt war, als Ulrich von Liechtenstein",
sagt Gustav Freytag in den „Bildern aus deutscher Vergangenheit". „Er hatte sein Sommerleben verfluchen und
versungen; auch nachdem er seine vornehme Herrur wegen schnöder Behandlung, die sie ihm zugeteilt, verließ, hatte
er eine andere gefunden, die gefälliger war, und er besang ihren Mund und weißen Leib als Sachverständiger, während
er bei seiner Hausfrau saß und seine Kinder in Zucht unterrichtete." Ganz erfüllt vom schwärmerischen, poetischen
Geist des Rittertums, ein Phantast und Abenteurer, einem überschwenglichen Frauenkult ergeben, hat er die Ge-
schichte seines Lebens und Liebens in den beiden, auch kulturhistorisch hochbedeutenden Büchern „Vrowendienst" und
 
Annotationen