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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 3/4
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Reuter, Adolf: Dampferfahrt durchs Weserland
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Schumacher, Georg: Von der Bramburg über die Sababurg zur Krukenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0054
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zu Lippe im Jahre 1595 erbaute Reuaissauceschloß. Die Schaumburg, das alte Stammschloß der Grafen von Schaum-
burg auf dem Nefselberge, wurde am 16. April 1907 von Kaiser Wilhelm II. dem Fürsten von Schaumburg-Lippe
zur silbernen Hochzeit geschenkt. Sie ist unter Leitung des Baurats Professor Haupt in Hannover zu einem großen
Teil in alter Form wiederhergestellt worden. Der Pallas dient als Gast- und Logierhnus.
Auf der Wanderung über die Weserkette gelangen wir ins Bückeburger Ländchen, zunächst zur Arensburg,
die inmitten prächtiger Parkanlagen und alter Baumgruppen von einem Bergkegel ins Tal herniederschaut. Unweit
liegt, zwischen Harrt, Bückeberg und Weserkette lieblich versteckt, im Tal der Aue das fürstliche Bad Eilsen. Eine
Wanderung von hier über den Harrt zu dem nahen, durch architektonische Reize und residenzliche Kultur fesselnden
Bückeburg und die Aussicht von der Harrlhöhe aus das Wesergebirge, auf Städte, Dörfer, Fluren des nordwärts
sich dehnenden Flachlandes, zum fern aufblitzenden Steinhuder Meer, gehört zu dem Schönsten, was mitteldeutsche
Landschaft zu bieten vermag. Arensburg, Eilsen, Bückeberg, auf einem schönen Fleckchen Erde znsammengedrängt,
das ist ein guter Dreiklang und dazu ein farbenfroher! Überall, zwischen den Häuserreihen der Residenz, in den Kur-
anlagen, auf grünen Wiesen und reifenden Saatfeldern leuchten die feuerroten Tuchröcke, die bunten Mieder der
mit Bernsteinschmuck behangenen Bückebnrgerinnen und hin und wieder noch der weiße, rotgefütterte, mit Silber-
knöpfen verzierte Leinenrock der Bückeburger Bauern.
Die Weser verläßt nun das Land der Sagen und Träume. Eine gewaltige Steinmauer, klar, wuchtig, fast
geradlinig herausgearbeitet aus der Landschaft, die Weserkette und das Wiehengebirge, verschließt sorgfältig gegen
das norddeutsche Flachland diesen Wundergarten der Romantik. Er blüht und klingt, träumt und wacht, weint und
lacht mit uns. Vergangenheit hebt uns das Herz. Verinnerlichung, Vertiefung, Festigung bleibt als Gewinn der
Gegenwart. Zukunftshofsnung glänzt von ferne auf. Und recht von Herzen sprechen wir mit dem im Schatten des
Corveyer Domes ruhenden Alldeutschlandsänger:
Nur in Deutschland, da wohnet Frentü und Wonne!

Von der Bramburg über die Sababurg zur Krukenburg.
Von Prof. G. Schumacher, Höxter.
uf den Bergen wie grüßen die Burgen so schön" heißt es in dem Rheinliede von Simrock, und die Burgen
würden noch schöner grüßen, we/m der Rhein frei von fremdem Joche wäre. So reiche Burgenfchätze,
wie der Rhein, kann der bescheidene Nachbar, die Weser, nicht aufweisen, aber einen Vorzug hat sie:
sie ist neben der Ems der einzige deutsche Strom, auf dem die interalliierte Kommission „nix to seggen"
hat. Die Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen hat daher recht getan, wenn sie ihre Mitglieder
und Freunde in diesen: Jahre zu den meist in waldreicher Einsamkeit gelegenen Burgen und Burgruinen im Wesertal
führt, die Teilnehmer werden sich sicher nach beendigter Fahrt sagen:
Ich kenne einen deutschen Strom,
Der ist mir lieb und wert vor allen.
Für den dritten Tag der Burgenfahrt ist ein Besuch der Krnkenburg und Sababurg vorgesehen. Es sei mir
gestattet, die Leser auf Fußwegen statt auf Kraftwagen dorthin zu führen.
Der Dampfer führt uns von Hann.-Münden nach Bnrsfelde. Nach etwa einstündiger Fahrt sieht man rechts
an einer Flußbiegung auf einem schroffen Bergvorsprung einen starken Turm aus dem Waldesgrün emportauchen,
der aber bald unseren Blicken wieder entschwindet. Wir besuchen diesen letzten Rest der ehemaligen Bramburg am
besten von Bursfelde aus, von wo wir über Glashütte den vor einigen Jahren ausgebauten Turm in einer Halbei:
Stunde erreichen. Die Burg, die nach den: Bramwalde den Namen trägt, wurde Mitte des 11. Jahrhunderts an-
gelegt und nach Gründung von Bursfelde 1093 zum Schutze des Klosters bedeutend erweitert. Wie genau die Burg-
bewohner es mit diesen: Schutze nahmen, geht an: schönsten aus der beweglichen Klage der Mönche hervor, daß sie
ihnen die Weinzufuhren raubten. Auch sonst führten sie kein einwandfreies Leben. Ilm die vorüberfahrenden Schiffe
leichter plündern zu können, sollen sie quer durch den Strom eine Kette gezogen haben, welche alle hinauf und hinab-
fahrenden Schiffe anfhielt und, sobald ein Schiff anslief, eine mit einer Leine befestigte Signalglocke in Bewegung setzte.
Sobald die Glocke ertönte, eilten die Burgmannen hinab, überfielen die Schiffer und nahmen ihnen die Waren
ab. Um diesem Unwesen zu steuern, soll sich ein Städtebund gebildet haben, der mit seinen Truppen die Bramburg
solange belagert habe, bis sie sich ergeben mußte. Die Burgfrau allein habe freien Abzug erlangt mit allem, was
sie in ihrer Schürze tragen könne. Sie nahm ihr kleines Söhnchen darin mit; der Burgherr hatte noch in: letzten
Augenblick Mittel gefunden, sich zu retten.
Geschichtlich ist, daß Herzog Wilhelm von Sachsen, Thüringen und Meißen 1458 einen Zug zur Zerstörung der
Bramburg unternahm, um sich wegen der Ausplünderung der thüringischen Kaufleute auf ihrer Straße die Weser
hinab zu rächen. Nach dreistündigen: Sturm wurde die Burg genommen und der Burgherr Lambrecht von Stockhausen
mit seinen Mannen gefangen genommen. Die Burg wurde zerstört, die Gefangenen erst nach einjähriger Haft unter
harten Bedingungen freigelassen. Die Burg wurde nicht wieder aufgebant, traurig, ernst steht allein der Turm da.
 
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