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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 3/4
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Georg Schöttle 75 Jahre
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0078
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Georg Schüttle 76 Jahre.
Gib Feier seines 75. Geburtstages gibt uns eine erwünschte Veranlassung, unserm verehrten Vor-
standsmitglied, Herrn Georg Schüttle, mit unseren herzlichsten Glückwünschen die besondere Verehrung
und Dankbarkeit zum ^Ausdruck zu bringen, die ihm die Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
sür seine jahrzehntelange tatkräftige Förderung und seine so oft bewiesene Opsersreudigkeit schuldet.
Trotz des großen Kreises seiner beruflichen Wichten und trotz der Amgunst der Zeit, die wir alle
seit dem Zusammenbruch unseres Vaterlandes zu ertragen hatten, hat Georg Schüttle mit gleich steter
Treue und Hilfsbereitschaft sich an unseren ^Arbeiten beteiligt und nicht zum wenigsten dazu beigetragen,
daß wir unser vaterländisches Wirken bis heute sortsühren konnten.
Es ist uns daher ein besonderes Herzensbedürfnis, ihm zu seinem 76. Geburtstag, den er am
26. Mai in so ungewöhnlicher Frische und Älrbeitsfreudigßeit begehen konnte, die allerherzlichsten Glück-
wünsche auszusprechen und der Hoffnung ^Ausdruck zu geben, daß wir ihn noch weiter manches Jahr in
unserer Mitte und an unserer ^Arbeit Mitwirken sehen.
Der Vorstand der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen.

Burgenschau.

Ausgrabungen bei Frauenstein i. Erzgebirge.
Im Frühjahr 1925 wurden bet Anlegung einer Sandgrube
ungefähr 6 üm südlich von Frauenstein alte Mauerreste aufgedeckt.
Die hierbei ausgeführten Grabungsarbeiten ergaben das Vor-
handensein einer alten Wohngrube von hufeisenförmiger Gestalt.
Die Wohngrube ist an einem sanft nach dem Gimmlitztale ab-
fallenden Hange eingebaut. Der Eingang ist nach Südsüdost
gerichtet.
Die Grube ist angelegt in einer Einsenkung einer Porphyrkuppe,
vou drei Seiten durch die umgebenden Höhen gegen die West-,
Nord- und Südostwinde geschützt. Von der Wohngrube senkt sich
der Abhang direkt südlich sanft in das Gimmlitztal hinab.
Das Mauerwerk ist aus kleinen Gneissteinen errichtet, die
sonst auf der Porphyrkuppe nicht vorhanden sind.
Das Erdreich rings um die Wohngrube ist über meterhoch stark
durchglüht, wie die hochrote Farbe im Gegensatz zur sonstigen
blaßroten Farbe des Erdreichs zeigt. Das Innere der Grube ist
noch nicht bloßgelegt. Nur der Eingang und die Befestigung des
Weges vor demselben mit Kalksteinen sind freigelegt. Die For-
schungen sollen in: Frühjahr 1926 fortgesetzt werden. Zu gleicher
Zeit soll auch dann die alte Wallburg auf dem Cuyberg, 5 üm nörd-
lich von Frauenstein erforscht werden.
Eine sudetendeutsche Jugendburg.
Die sudetendentsche Jugend möchte auch eine Burg ihr eigen
nennen. Sie bedarf eines kulturellen Stützpunktes, eines Boll-
werkes im Kampfe um die Erhaltung ihres Volkstums. Es ist dem
Jungvölkischen Bund (Sitz Tetschen) gelungen, die weithin sichtbare
Burg Scharfenstein im Potenziale in Nordböhmen zu erwerben.
Die in dem Bunde zahlreich vertretene Handwerker- und Arbeiter-
jugend und, wer sonst noch Zeit hat, ist dabei, das vielfach gespendete
Holz, Zement und Ziegelsteine heranzuholen und am Wiederaufbau
mitznhelfen. Besonders wird das Scharfenstein-Vorwcrk mit ein-

bezogen. Es soll eine Jugendburg großen.Stils werden, die allen
Anforderungen gerecht wird. Volkshochschnlkurse, Schulungs-
wochen, Trefftage, Wettkämpfe usw. sollen abgehalten werden.

Das Schloß Raesfeld.
Das Schloß Raesfeld im Kreise Borken in Westfalen, das der
Graf von Landsberg-Gemen und Velen der Universität Münster
für ihre Zwecke auf 30 Jahre, unter gewissen Bedingungen, kostenlos
zur Verfügung gestellt hat, ist eins der schönsten, vielleicht das
schönste unter den Barockschlössern des Münsterlandes und ganz
Westfalens. Es liegt etwas abgelegen von den großen Verkehrs-
straßen, und wenn auf irgendein Schloß das oft gebrauchte Wort
vom Dornröschenschlaf paßt, so ist es dieses. Als bei der Tagung
des Gesamtverbandes der deutschen Geschichts- und Altertums-
Vereine in Münster im Herbst 1924 etwa 100 Teilnehmer an der
Versammlung in Kraftwagen zu den Schlössern Velen, Gemen
und Raesfeld fuhren, erregte gerade Raesfeld die lebhafteste Be-
wunderung. Der Ritter Simon v. Gemen erwarb die Burg Raesfeld
in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Aus seinem Geschlecht stammten
der münsterische Fürstbischof' Bernhard v. Raesfeld (1557—1566)
und sein Bruder Gottfried, Domdechant von Münster, der Be-
gründer der Paülinischen, der jetzigen Universitätsbibliothek daselbst.
Nach dein Aussterben des Geschlechts kam Raesfeld (1590) in den
Besitz der Herren v. Velen. Alexander I. v. Gemen war Statt-
halter und Hofmarschall des Fürstbistums Münster und dazu der
Römischen Kaiserlichen Majestät bestallter Obrist; er winde 1628
vom Kaiser unter Verleihung der Reichsunmittelbarkeit in den erb-
lichen Reichsfreiherrenstand erhoben. Sein Sohn, Alexander lt.,
Kaiserlicher Generalfeldmarschall und Kriegsrat, mußte sein Schloß
während des Dreißigjährigen Krieges in Flammen aufgehen sehen;
aber der Krieg hatte ihm auch die nötigen Geldmitiel verschafft,
um es aus der Asche neu erstehen zu lassen. Der Große Kurfürst
von Brandenburg und der Fürstbischof Christoph Bernhard v. Galen
 
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