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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 27.1926

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Nr. 3/4
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Wenzel, Ernst: Die Burgen Hanstein, Ludwigstein, Berlepsch, Ziegenberg, Arnstein, Trendelburg, Krukenburg und Sababurg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35077#0070
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Die Burgen Haustein, Ludrvigstein, Berlepsch, Aiegenberg,
Arnstein, Trendelburg, Krukenburg und Sababurg.
Von Or. ErnftWenzelin Magdeburg.

der ehemals freien Reichsstadt Eschwege liegen an den Ufern der Werra und in ihren Seitentälern
vie Burgen Fürstenstein (s. Burgwart XIII. Jhg., S. 95ff.) bei Albungen, die fast ganz verschwundene
Westerburg und der von einem Förster noch bewohnte Altenstein beiAllendorf-Sooden, der Ludwigstein
und sein alter Gegner Haustein, Berlepsch, noch heute bewohnt, und der verfallene Ziegenberg. In
weiteren: Sinne können wir auch den Rusteberg nördlich von Göttingen und die Burg Arnstein b. Eichen-
berg zu dieser Burgengruppe rechnen.
Die Burgen Haustein und Ludwigstein waren ursprünglich als Grenzburgen zweier Hoheitsbezirke gegen-
einander errichtet und beherrschten das Werratal an seinen: Engpaß bei Werleshausen. Ihre Lage zueinander ist
eines der schönsten Bilder des Werratales, bekannt als der Zweiburgenblick, ihre Geschichte kann nur im Zusammen-
hang betrachtet werden.
Der Hauste in ist der ältere der feindlichen Brüder, gewaltiger und imposanter als sein kleiner, aber zäher Bruder
Ludwigstein, er verdankt seine Entstehung den Grasen von Nordheim, deren Besitzungen weit nach Süden in das
Werratal hineinreichten, u. a. besaßen sie auch die Boyneburg südlich von Eschwege, das gewaltigste Bollwerk des
Ringgaues. Der Hansteiu war im Besitz dieser Grafen, als die Burg im Jahre 1070 von Kaiser Heinrich IV. zerstört
wurde. In: Jahre 1209 kan: die Burg in den Besitz der Erzbischöfe von Mainz, deren Hauptstütze sie für das mainzische
Eichsfeld wurde, nachdem schon um 1100 der Rusteberg im Leinetal zur Sicherung des Eichsfeldes errichtet worden
war. Auf diesem Rusteberg waren die Ritter von Haustein Vicedominch nach dem Wiederaufbau des Hausteins im
Jahre 1408 verkauften die Hansteiner das Vicedominat auf dem Rusteberg an das Erzstift und wurden 1309 mit
der Burg Haustein belehnt, in deren Besitz sie bis heute geblieben sind. Als fast unumschränkte Besitzer einer so ge-
waltigen Burg und vieler Dörfer in der Ilmgegend gewannen die Hansteiner ein hohes Ansehen und waren in ihren
Fehden mit Hessen und den Städten Mühlhausen, Erfurt und Nordhausen gefürchtete Gegner.
Die Verhältnisse, in denen die Landgrafen von Hessen gegen das Erzstift Mainz als mächtigen Rechts- und Kirchen-
fürsten und dessen von Hessen umschlossene bedeutende Besitzungen um Amöneburg, Hofgeismar, Reinhardswald
und Eichsfeld standen, ließen die Landgrafen von Hessen auch dem Haustein besondere Aufmerksamkeit widmen. Oft
kämpften die Hansteiner gegen Hessen, das aber auch oft ihre Freundschaft suchte, die sie in besonderen Vertrügen
Hessen zusagten, ohne sich gegen Mainz zu verpflichten. Das Jahr 1328 findet sie aber mit dem Erzbischof von Mainz
in: Bund gegen Hessen, doch 1357 kam ein Bündnis zwischen den v. Haustein und Landgraf Heinrich dem Eisernen und
seinem Sohn Otto Schütz zustande, infolgedessen sie ein Burglehen zu Ziegenberg erhielten. Auch mit des Lnndgrafeu
Neffen und Mitregenten Hermann dem Gelehrten hielten sie gute Freundschaft und unterstützten ihn in seinem
Kampf gegen den aufsässigen hessischen Adel und den Herzog Otto v. Braunschweig. Erst als 1376 Landgraf Hermann
allein zur Regierung kam, entstand ein Unfrieden, weshalb sich der Landgraf mit den Grafen von Hohenstein und
v. Schwarzburg gegen die v. Haustein in einer Zusammenkunft bei Unterrieden 1376 verband. In einer daselbst aus-
gestellten Urkunde vom 7. September wurde u. a. auch die Stärke der Mannschaft festgesetzt, die die Bundesgenossen
in ein Schloß des Landgrafen gegen die v. Haustein stellen sollten. Dieses Schloß, das nicht mit Namen genannt
wird, ist kein anderes als der Ludwigstein in seiner ältesten Anlage. Kurz vorher hatte Ritter Lippold v. Haustein
den hessischen Altenstein besetzt. Deshalb verpflichteten sich in der genannten Urkunde die v. Hohenstein und v. Schwarz-
burg, zur Stunde 40 Mann in ein Schloß ihres Junkers Hermann zu legen gegen den Haustein „allerbest gelegen".
Von diesen 40 Mann soll der Landgraf 20 und die Grafen 20 haben und jeder die Seinigen beköstigen und vor Schaden
bewahren. Die Fehde war nur kurz, aber für die hansteinschen Besitzungen sehr verheerend gewesen. 1377 wurde sie
durch ein Schiedsgericht beendet. Der Punkt 4 der Entscheidung betraf eine Burg, „die wir (der Landgraf) vor Han-
steyn gebauet Han". Es ist schon viel über den Ludwigstein geschrieben worden, aber noch niemand hat in dieser Antburg
den Ludwigstein erkannt, trotzdem über seine plötzliche Entstehung im Jahre 1415 gewissermaßen über Nacht eine
große Unklarheit herrscht, so daß sich die Sage dieses Stoffes bemächtigte und sie mit der Hilfe des Teufels iu Ver-
bindung brachte. Nur der Verfasser der Geschichte des Eichsfeldes hat vermutet, es könnte mit der Burg der Ludwig-
stein gemeint sein. Meine Untersuchungen an der Burg Ludwigstein, die ich einer besonderen Veröffentlichung über
die Burg zugrunde legen werde, haben diese Vermutung bestätigt. In den: Vertrag heißt es weiter, sobald Lippold,
wie bestimmt worden, das Schloß Altenstein den gen. Herren Reinhard und Hermann übergeben hat, „so sollin wir
unser Burg, die wir vor Hanstehn gebuwet Han, nyderlegen, und waz wir do Han do mugen wir myt tuen, des uns
gelusted". Hier meint nun wieder der Verfasser der Geschichte des Eichsfeldes, daß der Ludwigstein nicht gemeint sein
könne, weil die Burg nach Landaus Ritterburgen erst 1415 oder nach Winkelmanns Beschreibung von Hessen usw. 1386

erbaut wurde.
Für mich unterliegt es aber keinem Zweifel mehr, daß nur der ältere Ludwigstein, dessen damaliger Name
unbekannt ist, Gegenstand des Vertrages war. Entweder ist die Burg gar nicht oder nur teilweise, um dem Vertrag
 
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