Ser Burgwart
Zeitung üerDereimgung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Boüo Ebharöt, Architekt, Berlin-Grunewalü
Burgverlag, G.m.b.H., Berlin-Grunewalö
ZI. Jahrgang ß vcr Burgwart erscheint sechsmal jährlich ^ Bezugspreis 1,50 Mark süc den Bogen - Niinimoi-
I^ZO ^ Mitglieder der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen erhalten den Burgwart unentgeltlich ^ dummer o/o
Die Schweizer Burgenfahrt 1930.
Hie Burgenfahrten der letzten Jahre gaben ein eindringliches zusammenhängendes Bild vom Lauf der
deutschen kulturellen Entwicklung. An der Weser sahen wir im deutschen Kernlande die drei aufbauenden
Kräfte wirksam: weltliche, geistliche und Handelshoheit, wie sie sich nach eigenen Grundsätzen entwickeln
und schließlich zu einem Ganzen znsammenschmelzen. Auch die geographischen Bedingungen für die
Entfaltung politischer Macht, die im Verkehre gipfeln, wurden deutlich.
Am Rhein, in Kärnten-Steiermark und im Osten wurden die Zusammenhänge des Grenzkampfes klar, den
Deutschland seit seinem Bestehen ununterbrochen zu führen hat. Seine Stellung im Herzen des europäischen Gesamt-
verkehres bestimmt sein Glück und Schicksal von außen und in der Welt. Einen Höhepunkt dramatisch geschichtlicher
Entwicklungskämpfe bildet die Schweiz als Schauplatz des ersten Zusammenstoßes zwischen Nord- und Südeuropa,
später als ein vorübergehender Mittelpunkt der deutschen Machtstellung, von welchem aus die Habsburger ihre eigen-
tümliche Hauspolitik betrieben. Auch die Gegensätze zwischen städtischem Bürgertum und autoritativem Adel sprangen
gegeneinander; die völkische Geschlossenheit einzelner Stämme, in engen Tälern behütet und bewahrt, mußte sich
auseinandersetzen mit den Nachbarn, die auch selbständig sein wollten; aber im brandenden, europäischen Kampfe
hatten alle wieder den Anschluß zum gestrigen Feinde zu suchen, um nicht völlig zerschlagen zu werden.
Und schließlich sielen am Massiv der Alpen die europäischen Völker zu den gegenwärtigen Gruppen auseinander,
jenen eigenartigen Dreisprachenstaat von kleinstein Ausmaß und größter innerer Lebendigkeit zurücklassend, für
dessen Wesen die ungeheuere Natur in ihrer Schönheit und erschütternden Großartigkeit den künstlerisch vollkommenen,
symbolischen Ausdruck bildet.
Nicht ohne große Bewegung weilten wir an dem Orte, da Deutschlands Schicksal von Kongreßmännern be-
stimmt wurde und konnten uns des Doppelwertes bewußt werden, der in der Gastfreiheit der Schweiz umschlossen
ist: Sammelpunkt zu sein für alle Kräfte, die heimlich oder offen gegen europäische Kultur sich international ver-
schworen haben und gleichzeitig denen eine Stätte bieten, die Einigkeit ersehnen. Darüber schwirrt der Fremdenstrom
der Snobs und Spieler wie der Bewunderer der Bergesschönheit; und zwischen allem Fremden lebt ein Volk, nach
außen eins, nach innen eine Vielheit, von Tal zu Tal durch eigenen Charakter fest bestimmt. Weder Blutsverschiedenheit
noch Sprachen können diese Einheit trennen, die über Bergesrücken hinweg geschlossen ist.
Dies packend bunte und zugleich große Bild—im Kompositionsgesetze einer Landschaft van Eycks nicht unähn-
lich — wird gespiegelt und erhalten in den Burgen, Städten und Städtchen, die wir in Eile durchflogen.
Es ist unmöglich, jedem einzelnen zu danken, der durch seine Führung oder seinen Vortrag uns belehrte oder
mit herzlich gebotener Gastfreundschaft uns erfreute. Ihre Worte sollen hier iin Ganzen zu einem Reisebilde noch
einmal zusammengefaßt werden.
Treffen zu Freiburg im Breisgau.
In Freiburg begrüßten wir Herrn Oberbürgermeister Oe. Bender, S. Magnifizenz Herrn Prof.
Or. Dragendorff, Herrn Universitätsprofessor vr. Sauer, Herrn Dombaumeister Oe. Kempff,
Herrn Prof. Or. b. o. Geiges, Herrn Oberregierungsbaurat Lorenz, Herrn Architekt Mühlbach,
Herrn Landrat Wöhrle, Herrn Oberbaurat vr. Schlippe, Herrn Kommerzienrat Sichler, Herrn
Landeskommissär Schwoerer und zahlreiche andere Herren.