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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 31.1930

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Nr. 3/6
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Nonn, Konrad: Die Schweizer Burgenfahrt 1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.35020#0028
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18

Das Zusammentreffen der Burgenfahrer fand am 14. Juni im lieblichen Freiburg im Breisgau statt. Müuster
und Kaufhaus öffneten ihre Pforten, tu die malerischen Straßen grüßen die nahen Berge hinein, Schloßberg und
Schauinsland gestatten den Blick in die Weite. Naturschönheiten und Menschenwerk vereinigen sich zu dem Bilde,
das uns abends Herr Stadtoberbaurat Or. Schlipp e durch seinen lebendigen Vortrag über die mittelalterlichen Bürgin>
im Breisgau noch erweiterte und dem künstlerischen Genuß des Schauens den Wert des Verstehens hinzufügte.
Die Burgen im Schwarzwalde legen Zeugnis ab von der Aufrichtung der Macht der Zähringer und deren
Kämpfen mit den Habsburgern, den Markgrafen von Baden, den Freiburger Bürgern und den kleineren Adels-
geschlechtern. Die Burghalde oberhalb Freiburg wurde 1091 von Berthold II. von Zähringen bebaut, von Bar-
barossa belagert, von Freiburger Bürgern zerstört, wieder aufgebaut, von Schweden belagert (1634), wieder auf-
gebaut (1638), 1677 erneut zerstört und diente bis 1745 als Bastion — ein buntes Schicksal, bezeichnend für den deut-
schen Lebenswillen und die Widerstände, welche ihm dauernd entgegenwirken.


Abb. 13. Die Habsburg im Aartal, die Stammburg der Habsburger, nach einem alten Stich.
In buntem Wechsel führten uns die Lichtbilder die Altsichten des Staufen, der Burg Badenweiler, Rütteln, die
Reichsfeste Breisach, Sponeck, Limburg, Burkheim und zahllose andere Zeugen der deutschen Geschichte vor: überall die-
selben Schicksale und alle Stellet: beredte Wahrzeichen weitblickender Entschlossenheit zur Behauptung deutschen Wesens.
Wer Zeit gehabt hatte, konnte in der Werkstatt eines deutschen Künstlers, des Hof-Glasmalers Stritt, eine er-
bauliche Stunde erleben. Hier und in der Arbeit der Dombauhütte, unter Leitung des rührigen Geheimrats Kempff,
wird ebenfalls Erhaltungsarbeit an geistigen Güten: geleistet, nicht minder schwer wie die in den vergangenen Jahr-
hunderte::, deren Reste von allzuvielen nur als wertlose Trümmer angesehen werden; aber die bewegte Gegenwart
läßt endlich wieder in Vielei: das Verständnis für die großen Zusammenhänge erwachen; die Burgen um Freiburg
sind die Zeuge:: dafür, daß härteste Opfer von Generationen — in Jahrhunderten gebracht — uns Heutigen das Leben
ermöglichen und uns verpflichten, unseren Nachfahren das Erbe zu bewahren und zu mehren, selbst wenn die Zu-
kunft im Augenblick oft kunterbunt und wenig rosig uns erscheint. Freiburg bereitete unsere Stimmung aufs beste
vor für das, was die Schweiz uns an Eindrücken bringen sollte.
Erster Tag.
Königs selben— Habsburg — Bad Schi:: znach — Wildegg —Hallwil — Schinznach.
Am ersten Tage stieß in Königsfelden Herr Prof. vr. H. Lehmann, Direktor des schweizerischen
Laudesmuseums in Zürich, zu uns, der die Liebenswürdigkeit besaß, uns mehrere Tage zu begleiten und
die wichtigsten Baudenkmäler durch seinen sachlichen, knappen und stets von Humor gewürzten Bortrag
zu begleiten. Durch ihn wurden wir auch mit den örtlichen Pflegern der Denkmäler bekannt und dürfen
an dieser Stelle vorweg der gesamten schweizerischen Denkmalpflege und ihren Vertretern unsere Be-
wunderung und unbegrenzte Achtung für ihre tiefgründige und vorbildliche Arbeit aussprechen.
 
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