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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 31.1930

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Nr. 3/6
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Nonn, Konrad: Die Schweizer Burgenfahrt 1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.35020#0042
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Leben macht äußerlich den Eindruck der gemütlichen Vergangenheit. Ludwig Richter könnte hier gezeichnet haben.
Herr Ed. Lateltin, Kantonalarchitekt von Freiburg, und Herr Architekt Geuoud führten uns.
Beide Herren begleiteten uns auch nach Bulle und Romont, ebenfalls zwei kleineren Burgen, die, in den
Rahmen ihrer kleinstädtischen Umgebung eingefügt, ein romantisches Weiterleben der Vergangenheit verbürgen.
Der Abend in Freiburg leitete nun zum Schlußakt über, zu dem Tage in Freiburg selbst und zu den Besichti-
gungen der kleinen befestigten Städte Estavayer-le-Lac, Payerne, Avenches und Murten; wieder ein geschlossener
Kreis von Eindrücken, der uns werden sollte. Die für diesen Abend in Freiburg noch vorgesehenen Vorträge fanden
indessen nicht statt, sondern wurden uns am nächsten Morgen in der Universität gehalten, dafür aber bot uns der
Kanton Freiburg einen Ehrentrunk, der durch Vortrag von Volksliedern in den drei Landessprachen noch besonders
feierlich und schön gestaltet wurde.
Herr Staatsrat Perriet begrüßte uns im Namen des Kantons und der Stadt Freiburg sowie der Universität.
Viele Fremde kommen nach Freiburg, aber wenige Reisende von der Art der Burgenfahrer, die die Schönheiten
der Stadt suchen, welche trotz der Fülle des überkommenen Gutes an Bauten und Kulturschätzen viel zu wenig


Abb. 19. Befestigte Kirche St. Valeria in Sitten an der Rhone.

bekannt seien. Herr Generalkonsul Pflüger dankte in warnten Worten. Goethe und namentlich Schiller haben
der deutschen Welt die Augen für die Schönheiten der Schweiz und für die geistigen Werte geweckt, welche hier in
selten starker Liebe zum Überlieferten gepflegt werden, Conrad Ferdinand Meyer nennt beide die Schutzgeister der
Schweiz. Was uns als Burgenfahrer besonders auch an der heutigen Schweiz erfreut, ist, daß sie in Fortsetzung
ihrer großen geschichtlichen Überlieferungen es verstand, auch während des Weltkrieges trotz ihrer Neutralität den
Wehrwillen zu wahren. 500000 Schweizer standen während des Krieges dauernd unter Waffen, bereit, ihr Vater-
land zu verteidigen. Wir wissen diesen wehrhaften Geist besonders zu schätzen, auch ihm und seinen Trägern gilt
unser Besuch; wenn wir auch geschlagen seien, so seien wir doch nicht überwunden. Wir schätzen daher auch die herz-
liche, uns überall gezeigte Aufnahme ganz besonders hoch ein, auch deshalb noch, weil wir wissen und jetzt wieder
erfahren haben, daß die Schweizer gewohnt sind, das Leben nüchtern anzusehen. In wichtigen Lebenslagen hat
auch die Schweiz ihr Schicksal stets durch die blutige Entscheidung herbeigeführt. Die Sympathien, welche uns ent-
gegengebracht würden, würden daher besonders gern von den Widerstands- und Lebenswilligen ausgenommen, die
in Völkerbund und Konferenzverhandlungen nicht die letzten Entscheidungsmöglichkeiten erblickten.
Am nächsten Morgen wurde zuerst iu der Universität in Lichtbildervorträgen ein knapper Überblick über die
Stadt und ihre geschichtliche Entwicklung gegeben, was besonders dankbar zu begrüßen war, als die große Zahl der
Teilnehmer sich bei der Fahrt und dem Gang durch Freiburg notwendigerweise verteilen mußte. Die Führung
übernahmen der ans Bonn nach Freiburg übergesiedelte Prof. Heribert Reimers, der als erste Arbeit an seinem
neuen Wirkungskreise eine schöne Schrift über Freiburg herausgegeben hat, Herr Kantonalarchitekt Lateltin und
Herr Architekt Genoud. Freiburg ist durch seine Lage an dem tief und malerisch eingeschnittenen Flußtale ganz
besonders reich an überraschenden Städtebildern, die wir ausgiebig von den hohen, das Tal überspannenden Brücken
 
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