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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 31.1930

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Nr. 3/6
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Fischnaler, Conrad: Der Blutbann-Adler des Deutschen Reiches am alten Stadtrichterhause zu Innsbruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.35020#0053
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Mb. 24. Der Deutsche Reichsadler. Holzschnitt des Meisters H. von 1511. Original im Germanischen Museum, Nürnberg.

geformt und in Holz geschnitzt"^, so scheint doch die Abbildung des Blutbannadlers, einer Abart desselben, eilte
große Seltenheit zu sein, und das Gewölbe-Bild am Innsbrucker Richterhause der einzig erhaltene Typus
des in der Öffentlichkeit völlig verschollenen.
Seine Entstehung kann nach der beigebrachten Quelle mit Sicherheit in dienächste Zeit nach Verleihung
des Blutbannes an Walter Zeller verlegt werden. Glücklicherweise waren damals in Innsbruck die Bedingungen
gegeben zu einer raschen Durchführung. Es vollzog sich unter dem Einflüsse Maximilians der künstlerische Aufstieg
seines Hofmalers Jörg Kölderer, der nach Vollendung des bekannten Ehrenpforten-Werkes von ihm den Auf-
trag erlangt, den von Nikolaus Türing umgebauten sog. Saggenturm bei der neuen Hofburg mit den Wappen
der habsburgischen Besitzungen in den deutschen und spanischen Landen zu bemalen. Analogien an beiden Werken
sprechen für solche Einflußnahme. Und da in eben diesen Tagen auch der Bau des „Goldenen Dachls" in Fluß gerät,
an dem der gelehrte Cuspinian durch die kaiserliche Majestät interessiert ist, mag es nicht schwer gehalten haben, den
Wiener Humanisten zur Beistellung der sachlichen Grundlagen auch für den Entwurf des Innsbrucker Richterhaus-
Bildes zu gewinnen.
Der Leitgedanke der ganzen Gewölbebemalung, soweit aus den spärlich unverdorbenen Resten und der Ver-
anlagung erkenntlich, verrät einen tüchtigen Miniaturisten, als der Kölderer durch seine Arbeiten am Wappenturm
und für die kaiserlichen Jagdbücher usw. wohl erwiesen ist. Ob die gewiß nicht unbeträchtlichen Kosten des Entwurfes
und der Herstellung ausschließlich auf den Schultern der Stadt lasteten, oder der wohlhabende Richter ebenfalls zur
Deckung beisteuerte, läßt sich mangels einschlägiger Rechnungsbücher im Stadtarchive zu Innsbruck nicht mehr er-
kunden. Für die Herstellung durch die Stadt allein spricht der Hinweis am Erker und der Mangel des Zellerschen
Wappens am Hause, doch bleibt die angedeutete Vermutung der Entstehung des Gemäldes immerhin nur Hypothese.
Das Traumbild der Reichseinheit auf altdeutschen Gläsern von W. Stengel. Kriegsgabe des germanischen Museums. Nürn-
berg 1915.
 
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