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Friederichs, Karl
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 23): Der Doryphoros des Polyklet — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.706#0009
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und als ein Vorbote der nun bald erscheinenden Weichheit und gefälligen Grazie."* 8)
Dagegen würde der grössartig ernste farnesische Junokopf in Neapel, den Brunn r9)
und mit ihm Braun20) geneigt sind auf Polyklet zurückzuführen, sehr wohl mit
dem Character des Doryphoros sich vereinigen lassen.21)

Berlin, zum 9. December 1863.

K. FRIEDERICHS.

18) Zu Winckelmann's Werken in Eiselein's Ausgabe V, p. 468.

19) Bullet, ff. inst. 1846, p. 128.

20) Kunstmythol. zu Taf. 24.

21) Auf die Streitfragen über Polyklet einzugehn, ist hier nicht der Ort; nur auf einen Punkt
möchte ich kurz hinweisen, der für die Beurtheilung des Künstlers nicht unwichtig, noch nicht ganz
in Ordnung ist, nämlich auf die Scheidung seiner Werke von denen des Jüngern Polyklet. Darüber
herrscht grosses Schwanken. So gab Thiersch (Epoch. p. 150 Anm.) die unter einem Dreifuss in
Amyklae befindliche Aphrodite, die aus der Schlacht Ton Aegospotamoi geweiht -war (Paus. 3, 18, 8),
dem altern Polyklet, während Müller (Archäol. § 112, Anm. 1), Sillig (p. 361), Brunn (I, p. 282),
Urlichs (Skopas Leben und Werke, Greifswald 1863, p. 4) sie ohne Motivirung dem Jüngern Polyklet
beilegen. So gaben Sillig (p. 368) und Andre den Zeus Meilichios (Paus. 2,20, 1) und die Statuen
von Apollo, Leto und Artemis auf dem Berg Lykone bei Argos (Paus. 2, 24, 5) dem altern Polyklet,
Brunn dagegen (I, p. 213) dem jungem, „da wir in Marmor kein Werk von dem altern, von dem
Jüngern wenigstens eins mit Sicherheit nachweisen können." Unter diesem „mit Sicherheit' dem
Jüngern Polyklet zuzutheilenden Werk kann nur der Zeus Meilichios in Argos gemeint sein (Paus. 2,
20, 1); allein worin liegt denn die Sicherheit? Und abgesehn hievon, ich verstehe nicht das Princip
der Scheidung, denn dass ein Künstler zugleich in Marmor und Bronze arbeitet, ist ja nach der Praxis
etwas überaus Gewöhnliches, und was etwa für ein innerer Grund dagegen sprechen sollte, sehe ich
nicht ein. Mir scheint, es kann nur nach folgendem, sehr einfachen Princip verfahren werden: Wo
Pausanias, der allein von dem jungem Polyklet Nachricht giebt, einfach von Polyklet oder Polyklet
dem Argiver spricht, da ist überall nur der berühmte Polyklet zu verstehn, so wie wer heutiges Tages
einfach von Michelangelo spricht, auch nur den berühmten Michelangelo darunter versteht. Nach die-
sem keiner weitem Begründung bedürftigen Princip ist zu verfahren, oder man wird bei Pausanias
Irrthümer oder Flüchtigkeiten voraussetzen müssen, wozu es aber besondrer Gründe bedarf. Danach
kennen wir von dem jungem Polyklet nur ein Werk, nämlich die Siegerstatue des Agenor, von deren
Künstler Pausanias (VI, 6, 2) eben sagt: IIoi.vx).euos 'Anyiiog, ov% 6 irjs "Hgag 10 iiynXjUtt noirjauq,
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