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Koepp, Friedrich
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 52): Ueber das Bildnis Alexander des Grossen — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.735#0006
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können, der uns daran erinnert, dals bei der Auffindung der Statuo Canina noch
schwanken konnte, ob der Apoxyornenos des Lysipp in ihr zu erkennen sei oder
der des Polyklet, dem man nach einer misverstaudenen Stelle des Plinius einen Würfel
glaubte in die Hand geben zu sollen. Und wir besaßen dieses ausgezeichnete Werk
schon als Brunn von Lysipp die Charakteristik gab, die er bei anderen Künstlern so oft
allein aus unvollkommenen litterarischen Zeugnissen gewinnen mußte").

Man sollte denken, dafs diese verhältnismäßig sichere Kenntnis des Meisters
dessen Alexanderbildnissc vor allen berühmt waren und am meisten zu seinem Ruhm
beigetragen haben, die Aufgabe, mit der sich diese Arbeit beschäftigen soll, zeitig hätte
fördern müssen. Aber das ist keineswegs der Fall gewesen.

Zu sehr hat man sich, wie ich glaube, beengen lassen durch die Überlieferung
dafs Lysipp für seine Kunst das Privileg der Porträtdarstellung des Königs gehabt habe,
und jeder meinte es dann dem Ruhm des Künstlers schuldig zu sein, seine Hand in dein
der verschiedenartigen, mit mehr oder weniger Recht Alexander benannten Bildnisse zu
erkennen, das ihm als das Vollkommenste erschien. Und doch bezeugt nicht nur Plu-
tarch, der die Bevorzugung des Lysipp durch den König am verständigsten begründet,
gerade durch diese Begründung, dafs es Alexanderporträts von anderen gleichzeitigen
Bildhauern gab3) — wenn es dafür eines Zeugnisses bedürfte! — sondern wir können
auch nicht bezweifeln, dafs nach des Königs Tod sein Bildnis nicht selten von Künstlern
geschaffen worden ist, die mehr von Skopas als von Lysipp gelernt hatten.

Gerade hier wäre es besonders wünschenswert gewesen, dafs die Aufgabe von
der kunstgeschichtlichen Seite mit mehr Glück erfasst worden wäre, da ihre rein ikono-
graphische Seite Schwierigkeiten bietet, wie sie bei keinem anderen Porträt vor-
handen sind.

Ich will versuchen au das Problem von beiden Seiten heranzutreten, und es
soll wenigstens das klar werden, warum hier sicherem Wissen enge Grenzen gezogen
sind. Was ich F. Winter dabei verdanke — ich meine nicht von den negativen Resul-
taten! — wird vielleicht mancher Leser eher merken, als ich es zu sagen vermöchte:
xoiva xa tujv ci7.(uv.

Unzählige Bildnisse Alexanders mufs es gegeben haben. Er selbst schenkte
greisen Künstlern seine Gunst, die sie nicht besser verdienen konnten als indem sie für
die fernen Untertanen wie für die Nachwelt das Bild des Königs aber- und abermals
schufen: Lysipp in Erz, Apelles als Maler, Pyrgotelcs als Steinschneider, um nur die
drei Künstler zu nennen, die nach der Überlieferung das Privileg besasson, das man
wohl nur als das Vorrecht der Porträtierung nach dem Leben verstehen kann, während
 
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